ESA-Astronaut Matthias Maurer fliegt im Herbst 2021 zur ISS

Mission »Cosmic Kiss« – eine „Liebeserklärung“ an die Raumfahrt

Im Herbst diesen Jahres soll Matthias Maurer der nächste deutsche ESA-Astronaut zur Internationalen Raumstation ISS starten. Matthias Maurer wird der zweite ESA- und erste deutsche Astronaut sein, der an Bord eines SpaceX-Raumschiffs des kommerziellen NASA Crew-Programms zur ISS fliegt. Weitere Besatzungsmitglieder der SpaceX-Crew-3 sind neben Maurer die NASA-Astronauten Raja Chari und Thomas Marshburn.

Drei Jahre nach der erfolgreichen Mission »horizons« von Alexander Gerst – soll der nächste deutsche ESA-Astronaut zur Internationalen Raumstation aufbrechen wird. Seine Mission »Cosmic Kiss« ist nach seinen eigenen Worten eine ‚Liebeserklärung‘ an den Kosmos und wird dazu beitragen, viele Menschen auf der Welt für Raumfahrt zu begeistern. Seine Reise wird aus mehreren Gründen besonders sein. Zum einen hat er sich unter den außergewöhnlichen Bedingungen der Corona-Pandemie auf seine Mission vorbereiten müssen. Zum anderen wird er als erster Deutscher mit dem Raumschiff eines privaten US-Anbieters zur ISS fliegen. Deutschland ist innerhalb der ESA der größte Beitragszahler, aber auch der größte Profiteur der wissenschaftlichen Nutzung der Raumstation. In sehr kurzer Zeit ist es gelungen die ESA-Mission von Matthias Maurer mit rund 35 deutschen Experimenten zu unterstützen. Experimente, die dem wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt auch auf der Erde dienen sollen.

»Cosmic Kiss« – eine Mission der internationalen Zusammenarbeit

Geboren als politisches Konstrukt ist die ISS heute ein „Megalabor“ in 400 Kilometern Höhe über unserem Heimatplaneten. Dort können Experimente gemacht werden, die in keinem Labor der Welt möglich sind. „Wenn ich zur ISS fliege, werden wir auf 21 Jahre erfolgreiche Kooperation auf der Raumstation zurückblicken. Eine solche Kooperation ist nur möglich, wenn alle Länder dieser Welt gemeinsam eine Vision haben und gemeinsam und friedlich für diese Vision eintreten und zusammenarbeiten. Dann können wir als Menschheit sehr viel erreichen: Wir können im Weltraum forschen, wir können auch tiefer in den Weltraum fliegen, auf dem Mond landen, ihn erkunden und dann auch Missionen zum Mars vorbereiten. Das verlangt enorme Mengen Ressourcen und umfassendes Wissen. Nur als Menschheit insgesamt können wir diese Leistung vollbringen“, sagt Matthias Maurer über die Bedeutung der ISS.

Ein halbes Jahr lang soll der gebürtige Saarländer und promovierte Werkstoffwissenschaftler auf der Internationalen Raumstation leben und arbeiten. Für seine erste ISS-Mission hat er den Namen »Cosmic Kiss« ausgewählt: Zum einen Ausdruck der besonderen Bedeutung der Raumstation als Bindeglied zwischen den Bewohnern der Erde und dem Weltall, zum anderen stehe »Cosmic Kiss« auch für den Wert der partnerschaftlichen Erkundung des Weltraums mit Blick auf fernere Ziele wie Mond und Mars und gleichzeitig auch für einen respektvollen und nachhaltigen Umgang mit unserem Heimatplaneten Erde selbst. Bei der Entwicklung des Missions-Logos hat die Himmelscheibe von Nebra Maurer inspiriert – die älteste bekannte Illustration des Nachthimmels. Das Mission-Patch umfasst verschiedene kosmische Elemente wie die Erde, den Mond, die Sterngruppe der Plejaden und den Mars – im Zentrum steht aber die ISS, die über einen menschlichen Herzschlag mit Erde und Mond verbunden ist.

»Cosmic Kiss« – keine Mission wie jede andere

Matthias Maurer trainiert gerade in den USA: „Ich freue mich ganz besonders auf diese Reise, auch weil ich an Bord eines neuen Raumschiffes bin. Die moderne Technologie wird im Vergleich zu einem Start mit der Sojus-Rakete auf jeden Fall eine enorme Arbeitserleichterung für uns Astronauten sein“, sagt er über seinen „neuen“ Weg zur ISS. Auch hier kommen ein spezielles Training und neue Anforderungen auf den Astronauten zu.

Trotz einiger Unterschiede wird auch manches ähnlich wie bei »blue dot« und »horizons« ablaufen, den Vorgänger-Missionen seines deutschen ESA-Kollegen Alexander Gerst. Einige Experimente sollen zum Beispiel fortgesetzt werden. Viele Experimentreihen laufen über Jahre, da hierbei die Wiederholung und die Statistik von erheblicher Bedeutung sind. Allen voran die Materialproben mit dem Hightech-Schmelzofen EML (Elektromagnetischer Levitator) oder die Forschung zu Granulaten. Ein Staubexperiment soll den Entstehungsprozess von Planeten im Universum untersuchen. Andere Experimente gehen dem Geheimnis von kalten Atomen im Weltraum auf den Grund. Auch biologische und humanphysiologische Experimente stehen auf dem Missionsplan von Matthias Maurer. So wird zum Beispiel der innere Rhythmus des Menschen durch Bestimmung seiner Körperkerntemperatur über einen Mini-Doppelsensor untersucht oder ein Bio-Drucker getestet, der Wunden mit Bio-Tinte wieder verschließen soll. Erfolgreiche Technologieexperimente wie der mit Künstlicher Intelligenz ausgestattete CIMON-2 assistieren Matthias Maurer während seiner Mission und zeigen neue Möglichkeiten der Mensch-Maschine Interaktion.

»Cosmic Kiss« – eine Mission für den Nachwuchs

Große Bedeutung wird auch der Nachwuchsförderung eingeräumt. Bei der Auswahl der Experimente war es wichtig, die zukünftigen Generationen an Wissenschaftlern und Ingenieuren für die Raumfahrt zu begeistern. Dabei spielen vor allem Themen wie Nachhaltigkeit und Verletzlichkeit unseres Heimatplaneten eine bedeutende Rolle. So stehen zum Beispiel Experimente zur nachhaltigeren Ernährung oder zu Pflanzensamen im Weltraum auf dem Flugplan von Matthias Maurer. Auch der „Beschützer der Erde“-Wettbewerb des DLR Raumfahrtmanagements soll fortgesetzt werden. Schulklassen wählen dabei eine der vier Klimazonen, erforschen diese mit Erdbeobachtungsdaten und entwickeln dann ein Konzept zum Schutz des Klimas. Als Botschafter des Wettbewerbs sendet Matthias Maurer Videobotschaften an die Schulklassen mit Hintergrundinformationen zu den Klimazonen und dem Klimawandel. Die besten Projekte sollen im Juni 2022 prämiert werden.

Für alle Experimente, die im europäischen Columbus-Labor auf der Internationalen Raumstation ablaufen, ist das Columbus-Kontrollzentrum (Col-CC) im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum (German Space Operation Center GSOC) beim DLR in Oberpfaffenhofen zuständig. Im GSOC arbeiten DLR und ESA eng zusammen und stehen in ständigem Kontakt mit den anderen Kontrollzentren auf der Welt und den Astronauten auf der ISS. Lange vor der Mission beginnt hier die Planung und Einbindung neuer Experimente.

Zweiter Deutscher Astronaut trainiert für seinen Flug ins All

Dr. Matthias Maurer hat sein Astronautentraining begonnen und gehört nun zum ESA-Astronautenkorps

Dr. Matthias Maurer wurde am 2. Februar 2017 im Europäischen Raumflugkontroll-zentrum (ESOC) der ESA in Darmstadt als neues Mitglied des ESA-Astronautenkorps der Öffentlichkeit vorgestellt. In der ESA-Astronautenauswahl von 2009 war er bereits unter den Finalisten. Mit der Astronauten-Grundausbildung im Europäischen Astronau-tenzentrum (ESA/EAC) auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raum-fahrt (DLR) in Köln, dem Heimatstandort aller ESA-Astronauten, beginnt die Vorberei-tung auf seinen Flug ins All.

“Wir freuen uns, dass mit Matthias Maurer ein versierter Wissenschaftler und überzeug-ter Europäer in das Astronautenkorps aufgenommen wurde. Technologien, die für die Raumfahrt entwickelt wurden, sind auch die Grundlage für terrestrische Innovationen und Anwendungen. Damit leistet die Raumfahrt ihren Beitrag zur Lösung der gesell-schaftlichen Herausforderungen“, sagt Dr. Gerd Gruppe, Mitglied des DLR-Vorstandes für das Raumfahrtmanagement, “auch Matthias Maurer wird dazu seinen Anteil im europäischen Astronautenteam und als Botschafter im All leisten.”

Matthias Maurer hat im Bereich der Werkstoffkunde promoviert und verfügt über Kennt-nisse der Physik und Chemie, ebenso über Erfahrungen im medizinischen Bereich. Er spricht vier Sprachen, lernt Russisch und Chinesisch. Maurer erhielt seit 2009 eine um-fangreiche Ausbildung als Support-Ingenieur für Astronauten und konnte Erfahrungen bei der Begleitung bemannter Raummissionen sammeln. Dabei unterstützte er seine Astronautenkollegen im Weltraum. Am CAVES Training der ESA, einem mehrtägigen Höhlentraining für Astronauten war er ebenso beteiligt, wie auch an NEEMO 21, einem Projekt der NASA, bei dem Gruppen von Astronauten, Ingenieuren und Wissenschaft-lern für bis zu drei Wochen in die Unterwasser-Forschungsstation Aquarius, vor der Küste Floridas, geschickt werden.

Die erste Flugmöglichkeit für Matthias Maurer zur ISS wird wahrscheinlich im Jahr 2020 sein. Bis dahin wird er noch zahlreiche Trainingsprogramme im Johnson Space Center in Houston, im Juri Gagarin Kosmonauten Trainingszentrum im Sternenstädtchen bei Moskau sowie in Kanada und Japan absolvieren.

ISS Expedition 40/41 Briefing & Interview mit Alexander Gerst

ISS Expedition 40/41 Briefing im Johnson Space Center in Houston, Texas mit dem deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst

Die Expedition 40/41 Crew, die am 28. Mai 2014 vom Kosmodrom Baikonur zur Inter-nationalen Raumstation (ISS) starten soll, absolvierte im März 2014 ihr letztes Training im Johnson Space Center in Houston, Texas. Am 19. März 2014 fand das Briefing und Interviews mit den drei Kosmonauten und Astronauten statt, in dem sich die Crew den Fragen der Journalisten stellte. Sojus Kommandant Maxim Surajew von der russischen Raumfahrtagentur Roscosmos, Flugingenieur Reid Wiseman von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA sowie der deutsche Alexander Gerst von der europäischen Raumfahrtagentur ESA sprachen mit Journalisten und Social Media über ihre bevor-stehende Langzeitmission.

Surajew erläuterte die geplanten russischen Außenbordeinsätze, die er mit seinem Kollegen Oleg Kotow durchführen soll. Reid Wiseman sprach über wissenschaftliche Experimente und seine geplanten zwei Außenbordeinsätze, die er während des etwas mehr als fünfmonatigen Aufenthaltes, durchführen wird. ALexander Gerst sprach über seine wissenschaftlichen Experimente im Columbus Forschungslabor und seinen be-vorstehenden Außenbordeinsatz, den er mit dem NASA Astronauten Reid Wiseman durchführen wird.

Maxim Surajew ist ein erfahrener russischer Kosmonaut, der bereits einmal im Welt-raum war. Bei seiner ersten Mission, vom 30. September 2009 bis 18. März 2010, war er der Flugingenieur der Expedition 21/22 an Bord der Internationalen Raumstation.

Reid Wiseman ist einer der beiden Neulinge, und die Expedition 40/41 wird seine erste Langzeitmission auf der ISS sein.

ALexander Gerst ist der zweite Neuling und der 11. Deutsche, der ins All fliegt. Er wur-de im Mai 2009 als einer von sechs neuen europäischen Astronauten der ESA ausge-wählt. Er ist nun der zweite dieser Gruppe, der eine Langzeitmission auf der ISS durch-führen wird. Expedition 40/41 wird nicht nur seine erste Langzeitmission auf der ISS sein, sondern er soll auch noch einen Außenbordeinsatz bei seiner ersten Mission durchführen.

Der Start der Expedition 40/41 ist für den 28. Mai 2014 an Bord einer Sojus Rakete mit dem Raumschiff Sojus TMA-13M vom Kosmodrom in Baikonur in Kasachstan geplant. Am 17. November 2014 soll die Crew in der Nähe von Arkalik in Kasachstan wieder zur Erde zurückkehren.

Mission Blue Dot – Interview am 19. März 2014 mit ESA-Astronaut Alexander Gerst im Johnson Space Center in Houston, zwei Monate vor Beginn seiner knapp sechsmonatigen Langzeitmission auf der ISS

Sie haben Ihr Training praktisch abgeschlossen, welche Meilensteine liegen noch in den nächsten zwei Monaten bis zum Start Ende Mai vor Ihnen?

Wir befinden uns nun etwa 70 Tage vor dem Start, und im Prinzip ist es ja so, dass man als Mannschaft zur ISS fliegt. Das bedeutet, dass man eigentlich schon ein halbes Jahr vor seinem Flug vollkommen ausgebildet sein muss. Weil man da die Ersatzmannschaft für die Mannschaft ist, die ein halbes Jahr vor einem fliegt. Das heißt, im November wa-ren wir schon alle in Baikonur, da mussten wir vorher schon alle Prüfungen bestehen, um wirklich im Notfall als Ersatzmannschaft mit der Sojus zur Raumstation fliegen zu können. Was danach kommt, ist eigentlich das Training für die wissenschaftlichen Ex-perimente. Da werden beispielsweise Basisdaten und Vergleichsdaten gesammelt, die dann nach dem Flug mit den Daten verglichen werden können, die wir im Orbit gesam-melt haben. Außerdem werden dann die wissenschaftlichen Experimente trainiert, die wir sonst nicht trainiert haben, da wir sie auf der Raumstation nicht gesehen hätten, wenn wir als Ersatzmannschaft geflogen wären. Die sechs Monate zwischen dem Start als Ersatzmannschaft und dem eigentlichen Start sind mit mehr Details gefüllt, die man dann auf der Raumstation zu erledigen hat. Also man trainiert ganz konkrete Arbeiten im Detail, die man dann da oben ausführen wird. Beispielsweise kurzfristige Wartungs-arbeiten, die immer anfallen können, werden wir dann noch trainieren. Der nächste gro-ße Schritt, den wir vor unserem Flug haben, ist, dass wir die einzelnen Prüfungen über einen Zeitraum von zwei Tagen noch einmal machen müssen. Also die Prüfungen, die wir schon einmal als Ersatzmannschaft durchgemacht haben, diese müssen wir jetzt noch einmal in Russland wiederholen. Das ist noch einmal ein großer Schritt, und dann geht es schon los nach Baikonur, wo wir uns für den Start vorbereiten. Es sind also nicht mehr viele Meilensteine übrig, die wir bis dahin haben.

In den letzten zwei Wochen bereiten Sie sich im Kosmodrom in Baikonur auf den Start vor. Was passiert in dieser letzten Phase?

In den zwei Wochen vor dem Start, da ist man dann in Quarantäne, und da ist bewusst das Tempo so gewählt, dass man sich so ein bisschen entspannen kann. Diese letzten beiden Wochen sind dazu da, um zu dekomprimieren und um einige Prozeduren und Überprüfungen, beispielsweise im Sojus Raumschiff und mit den Raumanzügen, vor dem Start noch einmal zu wiederholen und durchzuführen.

Welcher Teil des Trainings war für Sie die größte Herausforderung sowie die spannendste Erfahrung?

Das sind alle Aktivitäten, die wir in dem großen Schwimmbecken im Raumanzug durch-führen. Vom ersten Tag an hat es mich überrascht, wie es einen physisch und mental fordert. Ich dachte immer, dass mein früherer Job sehr anspruchsvoll war. Aber wenn man einen Raumanzug anzieht und sich damit für etwa sechs Stunden unter Wasser begibt, dann bist du am Ende physisch und mental nur noch erschöpft. Das sticht für mich aus dem Training heraus.

Sie sollen während Ihrer Mission einen Außenbordeinsatz durchführen? Welche Arbeiten sollen Sie dabei erledigen?

Bei dem Außenbordeinsatz (EVA)* werden Reid Wiseman und ich Neukonfigurationen des Kühlsystems vornehmen. Bei den letzten EVA`s vor einigen Monaten hatten wir ja einen Austausch eines Pumpenmoduls für das externe Kühlsystem der Raumstation gehabt. Dabei ist das defekte Pumpenmodul am Robotersystem geparkt worden. Das ist praktisch ein Endeffektor des Roboterarms, der dort installiert ist, um im Prinzip Ge-räte temporär dort abzustellen. Das ist aber ein Platz, der relativ wichtig ist für mögliche Notfallausstiege oder Notfalloperationen im Orbit, falls eine weitere Anlage oder Bauteil ausfallen sollte, und dann muss man das dort auch eventuell abstellen. Das heißt, wir wollen den Platz so schnell als möglich wieder freikriegen, und gerade deshalb werden wir bei diesem Außenbordeinsatz das Pumpenmodul von dort aus umsetzen. Ich wer-de es mit Hilfe des Roboterarms, ich werde quasi direkt vorne auf dem Roboterarm be-festigt sein, in den Händen halten, um es auf die ESP-2** Palette zu bringen und dort zu deponieren. Dann gibt es noch die Lab-Kamera, also die Kamera 13, die am ameri-kanischen Forschungslabor „Destiny“ montiert ist. Die Kamera hat ein Problem mit dem Licht, und wir tauschen die Lampe aus. Die Kamera hat eine Lampe, um die Station von außen anzustrahlen, wenn man mit dem Roboterarm arbeitet. Diese Lampe werde ich austauschen. Und dann haben wir noch eine relativ große Aufgabe, um die mobile Ba-sis des Roboterarms neu zu verkabeln. Die mobile Basis ist der Wagen, der auf der Gitterstruktur mit dem Roboterarm entlang fahren kann. Was er bisher allerdings nicht kann ist, den Roboteram mit Energie versorgen, wenn dieser Wagen zwischen den ei-gentlichen Arbeitsplätzen geparkt ist. Wir haben da acht verschiedene Arbeitsplätze, wo er parken und Strom bekommen kann. Wenn er dann nicht genau da geparkt ist, dann bekommt er keinen Strom für den Roboterarm. Dieses neue Kabel, das wir da einzie-hen, das ist ein relativ komplexes System mit sehr vielen Steckverbindungen, das er-laubt dem mobilen Basiswagen, den Roboterarm auch dann mit Strom zu versorgen, wenn er zwischen diesen Arbeitsplätzen geparkt ist. Dann gibt es noch eine Reihe so-genannter „get ahead tasks“, also zusätzliche Aufgaben, die noch, falls noch Zeit dazu ist, ausgeführt werden können. Beispielsweise die Verlegung eines Kabels für das rus-sische MLM-Modul***, das war eine Aufgabe aus einem früheren Außenbordeinsatz, die nicht erledigt werden konnte.

*(EVA – Extra Vehicular Activity)
**(ESP-2 – External Stowage Platform-2)
***(MLM – Multipurpose Laboratory Module)

Wie oft haben Sie den Außenbordeinsatz in dem großen Tauchbecken bei der NASA in Houston trainiert?

Insgesamt habe ich etwa 25 EVA-Trainingseinheiten während meiner gesamten Ausbil-dung durchgeführt. Die meisten davon gehörten zum Basistraining, um Techniken und Standard-Wartungsarbeiten kennen zu lernen und zu trainieren. Man lernt bei diesen Trainingseinheiten bei einem unverhofften Notfall die notwendigen Reparaturen an der Station durchzuführen. Für den geplanten Außenbordeinsatz, den ich zusammen mit Reid Wiseman durchführen soll, haben wir etwa fünf Trainingseinheiten absolviert.

Für wann ist dieser Außenbordeinsatz geplant?

Die EVA ist geplant für den 17. Juli, aber das Datum kann sich aber immer noch etwas nach hinten verschieben. Wann es genau sein wird, das hängt von sehr vielen Dingen ab. Es ist auch nicht sicher, ob die Raumanzüge bis dahin wieder klar sind. Man arbei-tet noch daran, um genau zu analysieren, wie es zu dem Problem bei einer der vorheri-gen EVA`s gekommen ist, als bei meinem Kollegen Luca Parmitano Wasser in seinen Helm gelangt ist, und die EVA daraufhin abgebrochen werden musste. Man muss noch weitere Untersuchungen anstellen, bis man die Freigabe erteilen kann, dass das Sys-tem wieder in Ordnung ist, und dass man sich sicher ist, mit den Raumanzügen wieder außerhalb der Station arbeiten zu können.

Wie gefährlich ist solch eine Raumflugmission? Haben Sie Angst?

Man muss ehrlich zu sich selbst sein. Die bemannte Raumfahrt ist nicht ungefährlich da wir an der Grenze der Technologie arbeiten. Beim Start sitzen wir auf etwa 300 Tonnen Treibstoff, das sind etwa 26 Millionen PS. Was die Angst betrifft da kann sich sicherlich kein Mensch ganz davon freisprechen. Jeder von uns hat Angst, wenn er weiß, dass das eigene Leben in Gefahr ist. Aber Angst entsteht nur dann, wenn man befürchten muss, die Kontrolle zu verlieren. Wir versuchen, das zu vermeiden, indem wir unser Raumschiff in- und auswendig kennen lernen und jedes Training, jede Notfallübung trägt dazu bei. Das viele Training versetzt einen in die Lage, die Angst zu verdrängen, um seine Arbeit machen zu können. Ich empfinde deshalb keine Angst aber großen Respekt.

Auf was freuen Sie sich am meisten für Ihre bevorstehende Mission zur ISS?

Ich denke, eines der Sachen, die mich mit Sicherheit faszinieren werden, ist der Blick auf unsere Erde. Ich freue mich auf diesen Blick aus der Aussichtskuppel auf diesen blauen Planeten, der von der Raumstation aus noch sehr groß aussieht. Aber dennoch ein kleiner blauer Planet ist, der durchs Weltall treibt, und auf den wir aufpassen müs-sen. Außerdem wird der mögliche Außenbordeinsatz, den ich durchführen werde, einer der Höhepunkte meiner Mission werden. Bei einem Außenbordeinsatz außerhalb der Raumstation zu arbeiten, ist eine der größten Herausforderungen, aber das wird auch ein unvergessliches Erlebnis sein.

Mission Blue Dot – Alexander Gerst für 6 Monate auf der ISS

Interview mit dem deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst, der vom 28. Mai bis 17. November 2014 auf der ISS forschen und arbeiten soll.

Welche Einflüsse waren denn für Sie richtungsweisend, die Sie in Ihrer Entscheidung bestärkt haben, Astronaut zu werden? Haben Sie etwas in der Schule erfahren, oder haben Sie Bücher gelesen?

Es war ja nicht meine Entscheidung, Astronaut zu werden. Meine Entscheidung war es nur, mich zu bewerben. Was mich dazu getrieben hat, mich zu bewerben, ist, dass es für mich schon immer ein Traum war, Astronaut zu werden. Für mich war das ohne jegliche Frage und ohne jegliche Zweifel der beste Beruf der Welt. Weil ich mich schon immer gefragt habe, wie das wohl sein mag, die Erde von außen zu sehen und auf einer Rakete zu sitzen. Ich habe das Space Shuttle im Fernsehen gesehen, und ich habe mir immer gewünscht, dass ich da oben mit drin im Cockpit sitze und beim Start die G-Kräfte spüre und dann auch wirklich die Wissenschaft im Weltraum nicht nur mit erleben zu dürfen sondern tatsächlich dann mit daran zu arbeiten. Sozusagen, dass ich meinen kleinen Teil dazu beitrage, dass wir zum Beispiel Muskelschwund auf der Erde besser behandeln können oder das Immunsystem erforschen. Ebenso neue Materialien herstellen für beispielsweise Kraftwerksbrennkammern und Turbinenschaufeln. Das Alpha-Magnet-Spektrometer, das auf der Raumstation ist, das ist ein riesiger wissenschaftlicher Versuch, der herausfinden soll, wo wir herkommen, oder wie der Urknall abgelaufen ist, oder ob es Antimaterie gibt.

Diesen Gedanken oder auch Wunsch hatten Sie also schon in Ihrer Kindheit?

Für mich als neugierigen Menschen und damals als neugieriger kleiner Junge war das so aufregend, der Gedanke daran, selber einmal daran mit arbeiten zu können. Beispielsweise zu sehen, wie damals meine Kollegen die Spacelab Missionen D-1 und D-2 geflogen sind. Als ich das damals als kleiner Junge gesehen habe, da war ich so aufgeregt und dachte wie großartig das wäre, tatsächlich selber einmal da mitarbeiten zu können. Deswegen war es für mich nie eine Frage, wenn es einmal eine Möglichkeit geben würde, dass die ESA-Astronauten suchen würde, wusste ich, ich werde mich da bewerben.

Haben Sie sich denn eine Chance ausgerechnet?

Ich wusste auch, dass ich es nicht werden würde, weil ja die Wahrscheinlichkeit so gegen mich gesprochen hat, dass ich nie davon ausgegangen bin, dass ich das werden würde. Das hat mir vielleicht in der ganzen Auswahl die Freiheit gegeben, so zu sein, wie ich wirklich bin. Weil ich dachte, wenn ich mich jetzt irgendwie verstelle oder versuche den bestmöglichen Eindruck abzugeben, und es dann nicht werde, dann müsste ich mich fragen „Hey, vielleicht hätte es funktioniert, wenn du einfach nur Du selbst gewesen wärst“. Deswegen war es für mich von Anfang an keine Frage, ich wollte einfach so natürlich sein, wie ich bin, und ich wusste, wenn es nichts wird, dann ist es auch nicht schlimm, weil als Geophysiker hatte ich einen tollen Beruf. Ich denke, das hat mir vielleicht letztendlich rückblickend betrachtet die Freiheit gegeben, so zu sein, wie ich bin, und das hat die ESA vielleicht auch gemerkt.

Ich glaube mit dieser Einstellung hat es Ihnen einen gewissen Druck genommen?

Ja, für mich gab es da von Anfang an keinen Druck. Natürlich gegen Ende, als es dann nur noch 20 Bewerber waren, wusste ich „Hey jetzt habe ich wirklich eine Chance“. Da war ich dann auch nicht ganz frei von diesem Druck. Da hätte es mich schon enttäuscht, wenn es mich am Schluss rausgeworfen hätte. Das hätte natürlich passieren können, und da ist auch eine riesen Portion Glück dabei, ausgewählt zu werden. Der Druck kam am Schluss schon so ein bisschen, aber das war nur eine kurze Zeit, und letztendlich war ich sehr erleichtert, als es dann geklappt hat.

Was sind denn die Eigenschaften Ihrer Meinung nach, die ein Astronaut mitbringen sollte?

Ich denke, am wichtigsten ist es, neugierig und ehrgeizig zu sein. Das wenn man ein Projekt angefangen hat, das man dann nicht einfach so leicht über Bord wirft, nur wenn einmal etwas nicht läuft. Das ist so eine Eigenschaft, die man wirklich braucht, weil man sonst vielleicht das drei oder vier Jahre harte Training nicht überstehen wird. Da würde man vielleicht irgendwann zwischendrin aufgeben, und ich denke, das ist eine der wichtigen Eigenschaften.

Sie sind jetzt etwa zwei Jahre im Missionstraining, was war für Sie das Herausragende und was die größte Herausforderung. Waren es mehr die ISS Systeme oder die Sojus Systeme?

Das ist vielschichtig. Was am schwierigsten war, denke ich, dann war es auf alle Fälle innerhalb von drei Monaten Russisch zu lernen. Da geht man mit Absicht an seine Leistungsgrenze dran, weil man natürlich so viel wie möglich rausschlagen will aus dieser Zeit, die man zur Verfügung hat. Weil mit jedem Wort, das man mehr kann, kann man auch besser zusammenarbeiten, das war schwer und bestimmt die größte Herausforderung. Eine körperliche Herausforderung ist es, im Raumanzug zu arbeiten. Das ist sehr anstrengend, man ist für sieben Stunden unter Wasser in einem 160 Kilogramm schweren Anzug.

Das Training für einen Außenbordeinsatz einer sogenannten EVA?
(EVA – Extra Vehicular Activity – Red.)

Genau, man arbeitet unter Druck, der Anzug hat also 3,0 bar Überdruck. Jede Bewegung, die man macht, also wenn man beispielsweise mit dem Handschuh etwas greift, ist es so, als wenn man einen Tennisball quetscht. Das für sieben Stunden lang ist wirklich sehr anstrengend. Das ist schon eine Herausforderung, aber es macht riesigen Spaß, die Arbeiten durchzuführen, die man dann später an der richtigen Raumstation durchführen würde. Wir haben da beispielsweise bei der NASA in Houston ein Schwimmbecken, wo man unter Wasser die Raumstation fast 1:1 nachgebaut hat, und man hat genau die gleichen Geräte und Werkzeuge, wie man sie dann im wirklichen Weltraum verwendet. Man fühlt sich tatsächlich für sieben Stunden, wie wenn man wirklich im Raumanzug außerhalb der Raumstation arbeitet.

Sie werden ja schon in Kürze so eine Art Generalprobe machen in Vorbereitung für den Start als Backup Astronaut für den japanischen Astronauten Koichi Wakata. Wie muss man sich das vorstellen? Sie werden zuerst für etwa vier Wochen ins Kosmonauten-Trainingszentrum ins Sternenstädtchen nahe Moskau gehen. Welches Training müssen Sie dann noch absolvieren?

Ja ,genau so ist es. Ich werde jetzt noch für etwa eineinhalb Wochen den ATV (Automated Transfer Vehicle – Red.) trainieren. Den europäischen Raumtransporter, wie man ihn an die Raumstation andockt. Das ist eigentlich mein letztes Trainingsmodul, das mir noch in meiner Ausbildung bleibt vor meinem Backup Start. Die Ausbildung ist dann damit abgeschlossen. Dann geht es erst einmal nach Russland, und da sind dann die großen Simulationen dran, die man mit seiner Crew durchführt, um zu zeigen, dass man bereit für den Start ist. Man spielt verschiedene Szenarien des Starts, der Landung und den Andockvorgang an der Raumstation durch. Mit meiner Crew in einem wirklichen Sojus Simulator, was wir schon hunderte Male geübt haben, und da wird es dann aber auch bewertet. Bei dieser Simulation bauen die Trainer alle möglichen Fehlfunktionen und Notfälle ein, da gibt es bis zum Druckabfall alles. Wenn man das erfolgreich durchgeführt hat, dann bekommt man den Stempel, dass man bereit für den Flug ist, und dann geht es weiter nach Baikonur.

In den letzten zwei Wochen bereiten Sie sich im Kosmodrom in Baikonur auf den Start vor. Was passiert in dieser letzten Phase?

Das sind, wie Sie schon sagen, dann die zwei Wochen vor dem Start, da ist man dann in Quarantäne, und da ist bewusst das Tempo so gewählt, dass man sich so ein bisschen entspannen kann. Stellen Sie sich vor, wenn man nach drei Jahren Training nicht mehr laufen kann, dann hilft das auch keinem, wenn man zur Startrampe getragen werden müsste. Die letzten zwei Wochen sind dazu da, um zu dekomprimieren und um einige Prozeduren und Überprüfungen im Sojus Raumschiff vor dem Start noch einmal zu wiederholen und durchzuführen. Das Betreuungspersonal achtet darauf, dass es nicht stressig wird, und man bereitet sich in Ruhe für den Start vor.

Wie werden Ihre letzten Monate vor dem Start Ende Mai 2014 aussehen? Was passiert in den viereinhalb Monaten, bevor die besagten letzten sechs Wochen vor dem Start für Sie beginnen?

Ich habe noch mehrere Trips nach Houston und nach Moskau. Ich bin noch drei Mal in Houston, und da werde ich noch einmal im Raumanzug Außenbordeinsätze im NBL (Neutral Buoyancy Facility – Red.) trainieren. In Russland werde ich dann auch noch konkret für die Mission einen Außenbordeinsatz trainieren, den ich wahrscheinlich bei meiner Mission haben werde. Das Training im Hydrolab im Orlan Raumanzug steht dann noch aus. Außerdem werden viele wissenschaftliche Experimente, die für meine Expedition geplant sind, dann ganz konkret trainiert. Da werden Daten gesammelt, es gibt ja viele humanphysiologische Versuche, die ich an meinem Körper durchführe. Wir werden daher vorher Vergleichsdaten sammeln, und diese kommen in den Computer-Tomografen. Es werden Haut- und Blutproben genommen, damit man hinterher Vergleichsdaten hat, was sich während des Fluges verändert hat. Das alles findet in dem nächsten halben Jahr noch statt. Ich bin bei meinem letzten Aufenthalt in Houston mit einem Sensor an meinem Kopf herum gelaufen, der meinen Temperaturverlauf innerhalb von einem Tag gemessen hat. Das gleiche wird dann auf der Raumstation wiederholt, und danach noch einmal auf der Erde. Daraus kann man beispielsweise Schlussfolgerungen ziehen, wie schnell sich ein Körper anpassen kann, das sind Erkenntnisse, die für Schichtarbeiter nützlich sein können oder für Piloten. Von diesen Versuchen gibt es sehr viele, auf die wir uns jetzt alle vorbereiten werden.

Sie sprachen das EVA-Training an. Werden Sie bei Ihrer Mission einen Außenbordeinsatz durchführen?

Auf der amerikanischen Seite ist bis jetzt kein Außenbordeinsatz geplant aber auf der russischen Seite habe ich mein Training im Orlan Raumanzug abgeschlossen. Bei meinem nächsten Aufenthalt in Russland geht es tatsächlich darum, für einen bestimmten Außenbordeinsatz zu trainieren. Es ist die EVA-41, die auf der russischen Seite stattfinden soll. Das ist im Zusammenhang mit dem europäischen Roboterarm, der nächstes Jahr auf dem russischen MLM-Forschungsmodul mit in den Weltraum starten soll und an der Raumstation angedockt wird. Darauf bereite ich mich konkret vor, d.h., das ist eine geplante EVA, und auf der amerikanischen Seite, hatte ich ja schon gesagt, dass aktuell keine geplant ist, aber die Planung für solche EVA`s sind im Moment relativ kurzfristig, und das ändert sich schnell. Deshalb kann es sehr wohl sein, dass da noch etwas kommt. Ich sehe das gelassen.

Es könnte ja sein das die abgebrochene EVA Ihres Kollegen Luca Parmitano in Ihre Mission fallen könnte?

Ja, diese EVA muss ja irgendwann in der Zukunft stattfinden, und in welche Expedition es fällt, das wissen wir noch nicht. Es kann aber natürlich sein, und deswegen bereiten wir uns darauf vor. Wir sind da immer im Training durch die neuesten Entwicklungen immer dabei. Es gibt schon Aufgaben, die wir trainieren, die aus Luca Parmitano`s EVA übrig waren, die wir ganz konkret unter Wasser nachstellen und trainieren.

Aus Ihrer persönlichen Sicht, auf was freuen Sie sich am meisten für Ihre bevorstehende Mission zur ISS? Auf den Start oder auf den mehrere Monate langen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit, wo Sie einfach das Volumen in den Modulen auf der Station voll nutzen können?

Ich denke, wie Sie schon sagen, es ist sehr vielschichtig. Das sind alles Sachen, auf die ich mich wirklich sehr freue. Mir fällt es schwer zu sagen, was ist das Beste, oder was ist das, auf was ich mich am meisten freue. Letztendlich weiß ich es dann auch erst, wie es sein wird, wenn ich dort bin. Ich denke eines der Sachen, die mich mit Sicherheit faszinieren werden, ist der Blick zurück auf unsere Erde. Auf diesen kleinen blauen Planeten, der von der Raumstation aus noch sehr groß aussieht, weil er natürlich fast die Hälfte des Blickfeldes ausmacht, wenn man herunterschaut. Aber dennoch ein kleiner blauer Planet ist, der durchs Weltall treibt, und auf den wir aufpassen müssen.

Gibt es eine bestimmte Anzahl an Experimenten, die Sie durchführen werden, oder sind es einfach kontinuierliche Experimente, die also im Moment teilweise schon laufen?

Ja, das ist kontinuierlich. Im Prinzip ist es so, dass die meisten Experimente über mehrere Expeditionen hinweg laufen, weil man natürlich so statistisch eine Datenbasis sammeln möchte, d.h. es gibt jede Menge Experimente die jetzt schon laufen, auf die ich trainiere. Dann gibt es Technologieexperimente, die wir auch nur einmal durchführen, das ist unterschiedlich, aber es ist natürlich so, dass wir etwa 150 bis 160 Experimente üblicherweise in einer Expedition haben.

Hat sich in den letzten Jahren etwas in der Technologie oder ansonsten etwas verändert, was verbessert wurde, und wovon Sie heute profitieren?

Der letzte Deutsche, Hans Schlegel, ist vor fünf Jahren mit dem Space Shuttle ins All geflogen, und das gibt es jetzt nicht mehr. Seitdem hat sich an der Raumstation einiges verändert, da sind einige neue Module dazu gekommen. Beispielsweise kamen das japanische Forschungsmodul und im letzten Jahr ein russisches Forschungsmodul dazu. Was sich hauptsächlich an der Raumstation geändert hat, sind die Forschungsmöglichkeiten. Die sind jetzt erst so richtig auf Hochtouren angelangt, und das ist natürlich eine Nutzungsmöglichkeit, die es damals noch nicht so gab.

ISS Expedition 36/37 Briefing

Expedition 36/37 Briefing im Johnson Space Center in Houston, Texas

Am 19. März 2013 fand das Briefing der Expedition 36/37, die am 18. Mai 2013 vom Kosmodrom Baikonur zur Internationalen Raumstation (ISS) starten soll, im Johnson Space Center in Houston, Texas statt. Kommandant Fjodor Jurtschichin von der russischen Raumfahrtagentur Roscosmos, Flugingenieurin Karen Nyberg von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA sowie Luca Parmitano von der europäischen Raumfahrtagentur ESA sprachen mit Journalisten und Social Media über ihre bevorstehende Mission.

Jurtschichin erläuterte die russischen Außenbordeinsätze, die er mit seinem Kollegen Oleg Kotow durchführen soll. Karen Nyberg sprach über wissenschaftliche Experimente, die sie während ihres etwas mehr als fünfmonatigen Aufenthaltes durchführen wird. Luca Parmitano sprach über seine bevorstehenden zwei Außenbordeinsätze, die er mit dem NASA Astronauten Chris Cassidy durchführen wird.

Fjodor Jurtschichin ist einer der erfahrensten russischen Kosmonauten, der bereits drei Mal im Weltraum war. Bei seiner ersten Mission, im Oktober 2002, war er Missionsspezialist der Mission STS-112 an Bord der US-Raumfähre Atlantis. Danach folgten in den Jahren 2007 und 2010 zwei Langzeitmissionen an Bord der Internationalen Raumstation.

Karen Nyberg war bereits einmal im Weltraum. Als Missionspezialistin der Mission STS-124 flog sie im Juni 2008 zur Internationalen Raumstation. Die Raumfähre Discovery brachte das japanische Labormodul Kibo zur ISS. Expedition 36/37 wird ihre erste Langzeitmission auf der ISS sein.

Luca Parmitano ist der einzige Neuling in der Crew. Er wurde im Mai 2009 als einer von sechs neuen europäischen Astronauten der ESA ausgewählt. Er ist nun der erste dieser Gruppe, der für eine Mission ernannt wurde. Expedition 36/37 wird nicht nur seine erste Langzeitmission auf der ISS sein, sondern er wird auch noch zwei Außenbordeinsätze bei seiner ersten Mission durchführen.

Die Expedition 36/37 soll am 28. Mai 2013 an Bord einer Sojus Rakete mit dem Raumschiff Sojus TMA-09M vom Kosmodrom in Baikonur starten und am 10. November 2013 in der Nähe von Arkalyk in Kasachstan landen.