SpaceX startet erste bemannte Mission mit zwei Astronauten

In einem Anblick, der fast ein Jahrzehnt lang fehlte, startete eine Rakete mit NASA-Astronauten an Bord von den USA und leitete damit eine neue Ära der amerikanischen bemannten Raumfahrt ein

Die Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley hoben am 30. Mai 2020 mit einem SpaceX Crew Dragon-Raumschiff zu einem Testflug (Demo-2) zur Internationalen Raumstation ab. Die beiden Besatzungsitglieder sind die ersten NASA-Astronauten, die seit der Einstellung des Space-Shuttle-Programms der NASA im Juli 2011 von amerikanischem Boden aus in die Erdumlaufbahn starteten.
Mit einer SpaceX Falcon 9 Rakete starteten Behnken und Hurley von Startrampe 39A im Kennedy Space Center der NASA in Florida. Von dieser Startrampe starteten beispielsweise die Astronauten von Apollo 11 zur ersten Mondlandung und die erste und letzte Space-Shuttle-Besatzung, neben mehr als 100 anderen bemannten Missionen.

Etwa 9 Minuten nach dem Verlassen der Startrampe trat die Crew Dragon in eine Erdumlaufbahn ein, während die erste Stufe der Falcon 9 Trägerrakete eine Landung auf einem im Atlantischen Ozean befindlichen Drohnenschiff zur Bergung und späteren Wiederverwendung ansteuerte.
Die Dragon trennte sich 12 Minuten nach dem Start von der zweiten Stufe der Falcon 9 und die 19-stündige Reise der Astronauten zur Internationalen Raumstation begann. Nach einer Reihe von manuellen Steuerungstests dockte die Crew Dragon am 31. Mai 2020 autonom an die ISS an.
»Bob, Doug, im Namen des gesamten Startteams, vielen Dank für den heutigen Flug mit der Falcon 9. Wir hoffen, Sie haben den Flug genossen und wünschen Ihnen eine großartige Mission«, funkte Bala Ramamurthy, SpaceX-Chefingenieur für den Start, an die Besatzung der Demo-2 Mission, nachdem sie sicher im Orbit angekommen war.
»Herzlichen Glückwunsch an Sie und das F9-Team für den ersten bemannten Flug der Falcon 9. Es war unglaublich. Ich schätze all die harte Arbeit hat sich ausgezahlt und danke für den großartigen Flug ins All«, sagte Hurley.

Obwohl es in mancher Hinsicht dem Dragon-Raumschiff der ersten Generation ähnelt, das SpaceX in 20 unbemannten Missionen zur Versorgung der Station gestartet hat, wurde die neue Crew Dragon von Anfang an als Raumschiff des 21. Jahrhunderts konzipiert und verwendet 3D-gedruckte Komponenten und Touchscreens für die meisten seiner Flugsteuerungen.
»Das Raumschiff fliegt vom Standpunkt des manuellen Fliegens mit dem Touchscreen sehr gut«, sagte Hurley. »Man kann das Raumschiff so steuern, dass die Ansichten der Kameras tatsächlich auf demselben Display angezeigt werden, so dass man zum Beispiel das Andockziel sieht, wenn man nahe an der Raumstation manövriert, und zwar genau an der Stelle, an der man das Raumschiff fliegen will. Der Unterschied ist, dass man bei der Eingabe mit einem Touchscreen sehr bewusst vorgehen muss, im Vergleich zu dem, was man mit dem Steuerknüppel eines Flugzeugs machen würde«, erklärt Hurley, »es ist also eine etwas andere Art, es zu tun, aber das Design hat sich im Allgemeinen sehr gut bewährt«.
Das Dragon Raumschiff dockte am 31. Mai 2020 selbstständig an den nach vorne gerichteten Dockingport des Harmony-Moduls der ISS an.

Vor dieser Mission führte SpaceX im März 2019 eine erfolgreiche unbemannte Demonstrationsmission (Demo-1) zur ISS durch. Das Unternehmen hat außerdem zwei Abbruchtests durchgeführt: einen Pad-Abort-Test im Mai 2015 und einen Inflight-Abort-Test im Januar 2020.
Die knapp 9 Jahre zwischen der Landung von STS-135, dem letzten Space Shuttle Flug, und dem Start der SpaceX Demo-2 Mission war die längste Zeitspanne, in der die USA seit Beginn des Raumfahrtprogramms nicht in der Lage waren Astronauten zu starten. Während dieser Zeit waren die NASA-Astronauten ausschließlich auf die russischen Sojus Raumschiffe angewiesen, um zur und von der Internationalen Raumstation zu fliegen.

Robert Behnken und Douglas Hurley sind zwei sehr erfahrene NASA-Astronauten.
Behnken war von 2012 bis 2015 Chef des Astronautenkorps der NASA. Zuvor flog er als Missionsspezialist auf zwei Space Shuttle Missionen zur Internationalen Raumstation, STS-123 im Jahr 2008 und STS-130 im Jahr 2010, und verbrachte dabei 29 Tage und 12 Stunden im Weltraum und führte sechs Außenbordeinsätze mit einer Dauer von 37 Stunden und 33 Minuten durch.
Hurley ist zwei Space Shuttle Missionen geflogen. Die Mission STS-127 im Jahr 2009 und der letzte Flug des Programms, STS-135 im Jahr 2011 und verbrachte insgesamt 28 Tage und 11 Stunden im Weltraum.

Behnken und Hurley wurden nach der Ankunft auf der ISS Teil der Besatzung der Expedition 63 an Bord der ISS unter der Leitung des Kommandanten Chris Cassidy an. Nach etwa zwei bis drei Monaten sollen Hurley und Behnken im August oder September 2020 zur Erde zurückkehren.

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