Charlie Duke – Meine Reise zum Descartes Hochland

Charlie Duke: Meine Reise zum Descartes Hochland

von Gerhard Daum

Charles M. Duke Jr., der als 10. Mensch den Mond betreten hat, spricht über die Faszination seiner Reise zum Mond.

Nach vier erfolgreichen Landungen auf dem Mond musste die amerikanische Raumfahrtbehörde die noch geplanten Landungen von Apollo 18 bis Apollo 20 wegen Budgetkürzungen durch den Senat streichen. Durch diese Entscheidung sollten nur noch Apollo 16 und Apollo 17 zum Mond fliegen und dort landen.

Charlie Duke wurde am 3. Oktober 1935 in Charlotte, North Carolina geboren. Er ist verheiratet mit Dorothy (Dotty) Meade Clairborne aus Atlanta, Georgia und Vater zweier erwachsener Söhne, Charles und Tom.

Charlie Duke war Testpilot bei der U.S. Air Force und wurde im April 1966 als einer von 19 Astronauten der fünften Gruppe von Astronauten ausgewählt. Er gehörte der Support Crew für Apollo 10 an und war CapCom (Capsule Communicator) bei Apollo 11, der ersten Landung von Menschen auf dem Mond im Juli 1969. Für die Missionen Apollo 13 und Apollo 17 war Charlie der Back-up LMP (Lunar Module Pilot) und mit Apollo 16 der LMP und somit der 10. Mensch, der den Mond betrat.

„Ein kleiner Schritt für einen Menschen aber ein großer Sprung für die Menschheit.“

Das waren die Worte von Neil Armstrong, als er am 20. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat. Charlie Duke hatte bei dieser Mission eine Schlüsselposition bei Mission Control für die Mission.

„Neil Armstrong fragte mich, ob ich meine Erfahrung mit der Mondfähre und der Aktivierungsprozedur für seine Apollo 11 Mission einbringen könnte. Ich war fasziniert und gleichzeitig geehrt bei dieser historischen Mission dem Apollo 11 Team anzugehören.“ Charlie war als CapCom das Bindeglied zwischen der Crew von Neil Armstrong und Buzz Aldrin für die erste Landung auf dem Mond. „Alle Systeme waren „GO“ für die Landung, als das Landetriebwerk der Mondfähre „Eagle“ gezündet wurde. Einige Minuten vor der Landung gab es den ersten Alarm. „Program Alarm“ sagte Neil „Es ist 1202“. Als ich das hörte konnte ich es nicht glauben. „Was ist ein 1202?“ Wir hatten bei den ganzen Simulationen keinen 1202 Alarm. Die Missionsvorschriften befahlen bei einer Fehlfunktion die Landung abzubrechen. Der verantwortliche Flugkontrolleur meldete dem Flugdirektor ein klares „GO, wir sind auf GO bei dem Alarm“. Es stellte sich heraus, dass dieser Alarm nur eine Überlastung an Daten des Computers und kein schwerwiegendes Problem darstellte um die Landung abzubrechen.

Ich gab der Crew eine Korrektur für den Computer, als plötzlich ein „1201 Alarm“ aufleuchtete. Das war erneut eine Überlastung des Computers und ich meldete der Crew sofort das „GO“. Neil sagte, dass er Probleme mit dem Landeplatz hat, da er übersät war von größeren Steinen und Brocken. Das automatische Landesystem steuerte die Mondfähre auf dieses Gebiet zu und Neil schaltete auf Handsteuerung, um die Mondfähre auf einem besser geeigneten Platz zu landen. Buzz gab Neil ständig Informationen über die Flughöhe, Abstiegsgeschwindigkeit und Seitwärtsbewegung. Als Neil die Mondfähre steuerte, versorgte ich ihn mit allen Informationen, die ich auf meinen Kontrollinstrumenten sah. In dieser Phase kniff mir Deke Slayton in die Seite und sagte nur: „Charlie, sei ruhig und lass sie landen!“. Ich beschränkte meine Konversation mit der Crew nur noch auf die wichtigen Meilensteine des Flugplanes. Durch die Manöver wurde erheblich mehr Treibstoff verbraucht als ursprünglich geplant und der Treibstoffvorrat wurde langsam kritisch. Wir näherten uns der 30-Sekunden Marke, was für mich bedeutete Neil und Buzz zu befehlen, die Landung abzubrechen. Als wir die 30-Sekunden Marke erreichten rief Buzz „Kontakt Licht! OK, Triebwerk aus“ und Neil Armstrong setzte die Mondfähre im Meer der Ruhe auf. In den letzten Sekunden vor der Landung ist uns im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weggeblieben bei dieser enormen Anspannung. Ich meldete zur Crew: „Hier gibt es einige Leute, die sind schon fast blau angelaufen aber jetzt atmen sie wieder. Vielen Dank.“

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Apollo 11 Mission wird Charlie als Back-up LMP (Lunar Module Pilot) für die Apollo 13 Mission ausgewählt.

„Als die Apollo 11 Crew in ihre Quarantänestation nach Houston zurückkam wurden alle Astronauten für das Debriefing in das Lunar Receiving Lab eingeladen. Das war das Gebäude, in das alle Mondsteine zur Untersuchung und Katalogisierung gebracht wurden. Hier wurde die Crew für die drei Wochen dauernde Quarantäne untergebracht. Diese Quarantäne wurde für notwendig gehalten, um eventuellen Mondkrankheiten vorzubeugen. Nachdem das Debriefing beendet war stand Deke Slayton, Leiter Flight Crew Operations auf und verkündete die Auswahl der Crews für die kommenden Missionen. Die Crew für Apollo 12 war bereits ausgewählt aber Apollo 13 war noch nicht offiziell benannt worden. Apollo 13 sollten Lovell, Haise und Mattingly fliegen und als Back-up Crew bestimmte Deke John Young, Jack Swigert und Charlie Duke. „Wow“ dachte ich! Nicht nur, dass ich für eine Crew ausgewählt wurde sondern auch noch als Lunar Module Pilot. Mir kam ein Gerücht zu Ohren, dass ich für Apollo 13 bestimmt werden sollte, hier allerdings als Kommandokapselpilot.

Der Kommandokapselpilot hat keine Chance auf dem Mond zu landen aber als Lunar Module Pilot hätte ich die Möglichkeit auf dem Mond zu spazieren. Sollte es bei der normalen Crewrotation bleiben so bedeutete es, dass ich zur Prime Crew von Apollo 16 gehören würde.“

– Apollo 16 – sein Flug zum Descartes Hochland

Am 16. April 1972 um 12:54:00 EST startete Charlie Duke mit seinem Kommandanten John Young und Ken Mattingly als Pilot der Kommandokapsel zu seiner aufregenden Reise zum Descartes Hochland zum Mond. Am Abend zuvor war Charlie zusammen mit seinem Freund Stu Roosa, der bereits mit Apollo 14 zum Mond flog, zur Startrampe 39 A gefahren.

„Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen wunderschönen sternenklaren Abend als die mächtige Saturn V, angestrahlt von unzähligen Scheinwerfern, vor uns stand. Ich konnte es nicht abwarten an Bord zu gehen und am nächsten Tag sollte es so weit sein. Stu erzählte mir, wie aufregend es sei mit diesem Monster zu fliegen. Nach einiger Zeit fuhren wir zu den Crew-Quarters zurück. Ich hatte große Mühe einzuschlafen, da ich noch so fasziniert und aufgeregt war vom Anblick dieser Rakete.“ Gegen sechs Uhr am nächsten Morgen wurde die Crew geweckt und für Charlie begann die wohl aufregendste Reise in seinem Leben. „Ich war schlagartig aus dem Bett und dachte: Der große Tag ist nun gekommen! Wir mussten dann zu unserem letzten 30-minütigen medizinischen Test um sicherzustellen, dass wir alle topfit und kerngesund waren. Die Ärzte waren etwas besorgt um mich, da ich etwa drei Monate vor dem Start eine Lungenentzündung hatte und eine Woche im Krankenhaus verbrachte. Diese Lungenentzündung hatte mich sehr geschwächt, doch am heutigen Tage war ich in sehr gutem Zustand und hatte mich komplett davon erholt. Wir alle bestanden die medizinischen Test und bekamen von den Ärzten die Freigabe für unsere Mission. Als nächstes hatten wir das obligatorische Frühstück vor dem Start. Dieses Frühstück war für jede Crew immer etwas Besonderes: für uns gab es das traditionelle „Steak an Eggs“. Danach war es Zeit für das Anlegen und Überprüfen der Raumanzüge. Nachdem die Sensoren angelegt waren, die beispielsweise zur Überprüfung von Herz und Puls dienten, zogen wir die Anzüge an und die Techniker überprüften Funktion und Dichtheit der Raumanzüge. Zum Schluss legten wir die Helme an und verriegelten sie. Anschließend fuhren wir mit dem Aufzug nach unten und bestiegen unser Transportfahrzeug, das uns dann zur Startrampe brachte.“

Nach dem Verlassen des O&C Gebäudes (Operation & Checkout Building) und der etwa 25-minütigen Fahrt erreichte die Crew die Startrampe 39A auf der die mächtige, 111 Meter hohe, voll aufgetankte Saturn V stand.

„Ich war nicht nur fasziniert von der Größe und Schönheit, sondern auch über die geballte Kraft die da vor mir stand. Aus den drei Stufen verdampfte flüssiger Sauerstoff und Wasserstoff und ich spürte wie die Rakete lebte. Durch den tiefgekühlten Treibstoff sah ich wie sich Eis an der Rakete gebildet hatte. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben auf eine Höhe von etwa 125 Meter über dem Boden und sind dann über den 9. Versorgungsarm zum „White Room“ gelaufen um in die Kapsel einzusteigen.“
Es war genau festgelegt in welcher Reihenfolge die Crew in die Kapsel einsteigen sollte. „Nachdem John eingestiegen war folgte ich als Nächster und Ken als Letzter. John saß als Kommandant auf dem linken Sitz, Ken in der Mitte und ich auf dem rechten Sitz. Die Sitze waren ähnlich einem Rollstuhl, nur ohne Räder. Sie waren so konstruiert das wir horizontal darauf lagen um beim Start den Beschleunigungskräften zu widerstehen. Die Techniker haben dann die Kapsel verschlossen und führten noch die letzten Überprüfungen durch. Schritt für Schritt führten wir auf Anweisung der Flugkontrolleure aus dem Startkontrollzentrum diverse Systemchecks durch und der Startdirektor gab jeweils sein „GO“ für den nächsten Schritt. Mit jedem „GO“ sind wir dem Start einen Schritt näher gekommen. Ich dachte die Uhr muss weiterlaufen, keine Verzögerung, kein Abbruch denn das ist meine einzige Chance.“

Jeder der drei Astronauten hatte diverse Systeme, die er während der letzten Minuten des Countdowns zu überprüfen hatte. Der Countdown verlief absolut problemlos und in den letzten Minuten vor dem Start wurde die Anspannung immer größer. „Ich studierte andauernd die Instrumente auf der rechten Seite in der Kapsel, für die ich verantwortlich war. Kommunikation, Elektrik und Lebenserhaltung – nominal – meldete ich dem Startkontrollzentrum. Als wir zur letzten Minute bis zum Start kamen begann mein Herz schneller zu schlagen. 30 Sekunden vor dem Start hat mein Herz angefangen zu beben und ich begann leicht zu schwitzen.“

Der Start

Die mächtige Saturn V hebt pünktlich um 12:54:00 EST von der Startrampe 39A vom amerikanischen Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab. „Die Rakete fing an leicht zu vibrieren als sich die Ventile öffneten um die Haupttriebwerke mit Treibstoff zu versorgen. In diesem Moment, 8 Sekunden vor dem Start, wurden die fünf F1 Haupttriebwerke gezündet und die Vibration wurde immer stärker. Als die Triebwerke ihren Schub aufbauten hat die Vibration so zugenommen, dass ich dachte, „Warum vibriert das so stark?“. Ich fragte mich, „Was passiert da? Da läuft irgendetwas falsch mit dem Ding!“ Ich konnte mich an keinen Test erinnern, bei dem ich solch eine Vibration spürte. John aber sagte: „We are GO“, Launch Control sagte „We are GO“ und ich dachte in dem Moment, dass dieses Ding nicht fliegen kann sondern eher in viele Stücke auseinander brechen würde. Als die Uhr auf Null herunter lief wurden die Haltebolzen gelöst und wir hoben ab. Ich war so fasziniert und aufgeregt und sagte nur, „Fantastisch, wir sind auf dem Weg“. Später habe ich dann erfahren, dass mein Herzschlag auf 140 pro Minute angestiegen war.“

Der Start verlief reibungslos und die Crew erreichte die Erdumlaufbahn nach 12 Minuten und 30 Sekunden. „Nach 1 Minute hatten wir die Schallgrenze durchbrochen und bereits 2 Minuten nach dem Start wurden wir mit etwa dem 4½-fachen unseres eigenen Körpergewichts in die Sitze gepresst. Die erste Stufe brachte uns auf eine Höhe von 56 Kilometern und beschleunigte uns auf etwa 8.000 Kilometer in der Stunde. Nach 2:29 Minuten trennten wir die ausgebrannte erste Stufe ab und kurz darauf zündeten wir die zweite Stufe. Ab diesem Zeitpunkt hatte das starke Vibrieren aufgehört und der Flug verlief nun sehr ruhig. Nach 11:49 Minuten wurde das Triebwerk der dritten Stufe abgeschaltet und wir waren, mit einer Geschwindigkeit von etwa 28.000 Kilometer pro Stunde, in der Erdumlaufbahn. Um die diese zu verlassen mussten wir die dritte Stufe nochmals zünden. Diese zweite Zündung, in der Fachsprache TLI (Trans Lunar Injection) genannt, führten wir während der zweiten Erdumkreisung durch. Mit dieser fünfminütigen Zündung beschleunigten wir unser Raumschiff auf etwa 39.500 Kilometer in der Stunde um der Anziehungskraft der Erde zu entkommen. Die Zündung verursachte eine hohe Vibration in der Kommandokapsel welche sehr unangenehm war. Nach dem Abschalten des Triebwerks teilte uns Mission Control mit, dass wir genau auf Kurs waren für ein Rendezvous mit dem Mond.“

Casper und Orion auf dem Weg zum Mond

Die Trennung von der dritten Stufe und Ankoppeln der Mondfähre „Orion“ an die Kommandokapsel „Casper“. „Für dieses Manöver zündete Ken die Sprengbolzen um uns von der dritten Stufe zu trennen und er drehte die Kommandokapsel mit den Steuerdüsen um 180° und manövrierte sie in Richtung der dritten Stufe. In diesem Moment sagte Ken: „Seht Euch das an“ als er auf der linken Seite durch das Fenster schaute. John und ich schwebten sofort hinüber um zu sehen was er meinte. Was ich in diesem Moment sah, war das Aufregendste und Atemberaubendste was ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Vor dem Fenster, in einer Entfernung von etwa 30.000 Kilometer, sah ich die komplette Erde! Ich war total beeindruckt. Das war absolut wundervoll! Ken steuerte die Kommandokapsel nun vorwärts und koppelte die Mondfähre an. John zündete die Sprengbolzen, mit der die Mondfähre in der dritten Stufe befestigt war und Ken zog „Orion“ durch Zündung der Steuerdüsen des Service Modules aus der Stufe heraus, wo sie für den Start befestigt war.“

Nach der Ankopplung von „Orion“ sah es aus, als stünde die Mission kurz vor einem Abbruch. „Als ich durch mein Fenster zur Mondfähre schaute stellte ich fest, dass sich eine Unmenge kleiner Teilchen von der Startstufe der Mondfähre lösten. Als diese Teilchen in das Sonnenlicht geflogen sind sah es aus, als wären es lauter kleine Kristalle. „Wir haben ein Leck in einem Treibstofftank der Mondfähre“ dachte ich in diesem Moment „Das bedeutet Abbruch! Wir werden es nicht schaffen auf dem Mond zu landen!“. Ich vermutete erst, dass unsere Mission nun in großen Schwierigkeiten wäre. Wir diskutierten mehrfach mit Mission Control um herauszufinden, welches Problem hier vorlag. Es konnte aber niemand bis dahin sicher sagen um was es sich handelte. Zu diesem Zeitpunkt sollten wir eine Ruhephase einlegen, aber Houston stimmte unserem Vorschlag zu, die Mondfähre zu aktivieren um dem Problem auf den Grund zu gehen. John und ich öffneten die Luke, schwebten in die Mondfähre und begannen diese zu aktivieren. Nach einigen Minuten stellten wir erleichtert fest, dass in keinem unserer Tanks ein Leck vorhanden war. Wir wussten aber weiterhin nicht, woher diese Teilchen kamen. Von Mission Control kam das „GO“ um weiter im Zeitplan der Mission fortzufahren. Das Mysterium löste sich etwa vier Tage später als wir auf dem Mond waren. Ich schaute seitlich an der Mondfähre nach oben und bemerkte, dass sich an der Oberstufe an einigen Stellen Farbe gelöst hatte. Als sich diese Farbteilchen lösten und ins Sonnenlicht gelangen wirkten sie wie Eiskristalle und daher kam unsere Befürchtung, dass es sich um gefrorenen Treibstoff handeln könnte.“

Die erste Nacht im All. „Es waren nun etwa 21 Stunden nach dem Aufstehen und etwa 15 Stunden nach dem Start vergangen und wir waren sehr müde nach so einem langen ereignisreichen und anstrengenden Tag. Wir versetzten nun die Kommandokapsel in die Schlafkonfiguration, dadurch hatten die Flugkontrolleure in Houston die Kontrolle über unser Raumschiff. John und Ken haben geschlafen wie ein Stein. Sie sind einfach fähig den Schalter umzulegen und einzuschlafen. Ich habe in dieser Nacht eine Schlaftablette genommen, da ich noch, von den Erlebnissen dieses Tages, völlig aufgedreht war.“

„Casper“ und „Orion“ auf der ihrer Flugbahn zum Mond. „Wir hatten nicht das Gefühl, dass wir uns fortbewegen würden, obwohl wir uns mit einer Geschwindigkeit von etwa 5.800 Kilometer in der Stunde dem Mond näherten und uns immer weiter von der Erde entfernt hatten. Das Fliegen eines Raumschiffs ist völlig anders als das Fliegen eines Flugzeugs. In einem Flugzeug hört man Windgeräusche und spürt die Vibration der Triebwerke, aber in einem Raumschiff gibt es diese Effekte nicht. Es gibt keine Vibration wenn sie in der Schwerelosigkeit fliegen, sondern nur das Geräusch der Lebenserhaltungssysteme.“

Young, Mattingly und Duke erreichen die Mondumlaufbahn.

„Etwa 74 Stunden nach dem Start brachten wir uns in Position für TLI (Trans Lunar Insertion). Diese Bremszündung bewirkte, dass wir wie geplant in eine elliptische Umlaufbahn eingeschwenkt sind. Es war notwendig die Geschwindigkeit zu reduzieren sonst hätte uns die Mondanziehungskraft geradewegs Richtung Erde zurückgeschleudert.“

Die Landung verzögert sich und steht kurz vor dem Abbruch

Die Crew bereitete sich auf die Landung vor. Nachdem John Young und Charlie Duke die Mondfähre „Orion“ aktiviert und sich von der Kommandokapsel „Casper“ getrennt hatte, sollte Ken Mattingly in eine etwa 95-Kilometer hohe kreisförmige Bahn wechseln um in einer guten Position zu sein, falls der Abstieg zur Mondoberfläche abgebrochen werden musste. Ken musste daher diverse Überprüfungen der Systeme des Haupttriebwerkes vornehmen. Während dieser Tests stelle er eine Fehlfunktion im Kontrollsystem des Back-up Systems des steuerbaren Haupttriebwerkes fest. Die Missionsvorschriften diktierten daher ein Rendezvous beider Raumschiffe, um sich, bei einer Fehlfunktion des Haupttriebwerks der Kommandokapsel, mit dem Landetriebwerk der Mondfähre auf eine Rückkehrbahn zur Erde zu katapultieren.

„John, als Kommandant der Mission, musste eine schnelle Entscheidung treffen um mit der Zündung zu beginnen oder abzubrechen. Er sagte zu Ken „Keine Zündung einleiten, wir verschieben das Manöver“. Unser Herz fiel uns dann buchstäblich in die Hose. Wir realisierten, dass wir ein ernstes Problem hatten und unsere Landung verschoben werden oder im schlimmsten Fall abgebrochen werden musste. Wir haben dann unzählige Daten nach Houston gesendet und die verantwortlichen NASA-Flugkontrolleure und Ingenieure haben die Daten geprüft. Houston teilte uns mit, dass etwa die Zeit von fünf Umkreisungen zur Verfügung stünde um eine Entscheidung zu treffen. Etwa vier Stunden sind wir in dieser Situation im Abstand von etwa 1,5 Kilometer zur Kommandokapsel um den Mond gekreist und warteten auf Anweisungen aus Houston. Unsere große Befürchtung war, dass wir die Landung abbrechen müssten. Wir hatten 2 1/2 Jahre trainiert, waren etwa 386.000 Kilometer geflogen und nur 8 Meilen von unserem Landegebiet entfernt. Wenn wir nach unten schauten, konnten wir es bereits sehen. Nachdem wir die dritte Umkreisung beendet hatten, waren wir bereits drei bis vier Stunden hinter unserem Zeitplan Es blieben uns nur noch zwei Umkreisungen um eine Landung durchzuführen, als wir aus Houston die Meldung bekamen, dass sie die Daten überprüft hatten. Houston teilte uns mit, dass wir die Steuerdüsen bei Bedarf einsetzen sollten und wir bekamen nun das „Go“ für die Landung. Das waren die Worte auf die wir gehofft hatten. Unser Herz begann wieder zu schlagen und wir kamen wieder zurück ins Leben. Die Mission war mittlerweile etwa sechs Stunden hinter dem Zeitplan.“

Die Landung beginnt. Die Mondfähre „Orion“ entfernt sich von „Casper“ und beginnt mit dem Abstieg zum Descartes Hochland, das etwas südlich und östlich vom Mittelpunkt des Mondes liegt,wenn man von der Erde zum Mond schaut.

„Durch die Änderung des Flugplans, wegen der mehrstündigen Verzögerung, mussten wir für die Landung den Computer mit neuen Daten programmieren. Von Mission Control erhielten wir dann das „GO“ für PDI (Power Descent Initiation) das bedeutete, dass wir grünes Licht bekamen um das Landetriebwerk zu zünden. In den nächsten 10 bis 11 Minuten musste sich nun entscheiden ob wir landen oder abbrechen. Bei einem Abbruch hätten wir keine 2. Chance bekommen. In der ersten Phase der Landung flogen wir horizontal mit dem Rücken zur Mondoberfläche und konnten durch die Fenster nur das Schwarze des Weltraums sehen. Nach etwa 8 Minuten des Anflugs drehte John die Mondfähre und es begann die letzte Phase der Landung. Wir erkannten diverse große Krater, beispielsweise „Gator“ und „Lonestar“. Und wir sahen „Palmetto“ sowie „Stone Mountain“ und „North Ray Crater“. Es sieht aus als schaffen wir es, John“ rief ich vor Begeisterung. Ich war total fasziniert als wir uns der Mondoberfläche näherten. Es war noch viel schöner als während des Trainings mit dem Modell des Landegebiets im Simulator. Wir bekamen dann von Mission Control die Anweisung „Orion, you´re GO for landing“ und John übernahm die manuelle Kontrolle von Orion. Ich schaute aus dem Fenster um sicherzustellen, dass keine größeren Brocken im Weg waren. John musste leicht manövrieren und fand eine kleine Fläche, wo er die Mondfähre aufsetzen konnte. Als die langen Landesensoren, die an den Füßen des Landegestells montiert waren, Kontakt mit dem Boden bekamen leuchtete ein blaues Licht an unserer Instrumententafel auf dem stand „Contact“. Als dieses aufleuchtete schrie ich: „Contact! Stop!“.

John schaltete sofort das Triebwerk ab und Orion fiel die letzten Zentimeter wie ein Stein zu Boden. Wir beide waren fasziniert und glücklich als ich Mission Control meldete: „Old Orion is finally here, Houston, Fantastic!“ Wir landeten etwa 200 Meter von unserem geplanten Landepunkt entfernt. Erst später realisierten wir, wie nahe wir an einer Katastrophe waren. Als wir ausgestiegen waren stellte ich fest, dass wir etwa 2-3 Meter neben einem etwa 20 Fuß tiefen Krater gelandet waren. Beim Anflug war dieser Krater nicht zu sehen. Wenn wir an den Rand gekommen wären hätte die Mondfähre umkippen können. Unser Landegebiet war das Descartes Hochland. Wir landeten in einem Tal das etwa 16 Kilometer lang war, umgeben von Stone Mountain im Süden, Smokey Mountain im Norden und North Ray Crater im Südosten.“

Durch die verspätete Landung musste der Zeitplan für die drei EVA´s (Extra Vehicular Activity) komplett geändert werden. Es war ursprünglich geplant, nach der Landung mit der ersten EVA zu beginnen. Durch die Verzögerung von etwa 6 Stunden waren Young und Duke mittlerweile etwa 20 Stunden im wahrsten Sinne des Wortes auf den Beinen und aus diesem Grund wurde die Schlafperiode vorgezogen.

„Wir wären am liebsten gleich ausgestiegen aber unsere Vernunft sagte uns, dass wir unsere Schlafperiode einlegen sollten um dann erholt mit unserer ersten Exkursion zu beginnen. Unser ursprünglicher Flugplan sah vor, dass wir die Mondfähre deaktivieren, unsere „Backpacks“ anziehen und mit unserer ersten EVA beginnen sollten, um danach unsere erste Schlafperiode einzulegen. Durch die 6-stündige Verspätung hätte es für uns bedeutet, dass wir 35 Stunden bis zur ersten Schlafperiode gehabt hätten. Das war ein zu großes Risiko. In Abstimmung mit Mission Control wurde die EVA mit der Schlafperiode getauscht. Bevor wir diese erste 8-stündige Schlafperiode begannen, war es Zeit für unser erstes Essen auf der Mondoberfläche. Ich fragte CapCom Tony England in Mission Control „Wie würdest Du Tomatensuppe nennen, die mit kaltem Wasser angerührt wird?“ „Schrecklich“ antwortete Tony. Er hatte Recht! Ich realisierte, dass unser Essen für die nächsten drei Tage kalt sein würde. Wir hatten in der Mondfähre kein heißes Wasser um die Speisen aufzuwärmen. Die 1/6 Schwerkraft machte aber das Essen leichter. Es war das erstemal seit Tagen, dass wir Suppe essen konnte ohne darüber nachzudenken darin baden zu müssen. Nach dem Essen teilte ich Mission Control mit, dass ich eine Schlaftablette nehmen wollte, da ich immer noch so aufgeregt und fasziniert von den Ereignissen war. Die Tablette wirkte und ich versank in den erhofften erholsamen Schlaf. Die erste Nacht war dann doch nicht sehr erholsam und ich wachte bereits nach 6 Stunden auf. Das kam auch von der Anspannung und Erregung endlich auszusteigen und den Mond zu betreten.“

Charlie am Ziel seiner Träume

Am 21. April 1972 betritt Charlie Duke als 10. Mensch den Mond. Er verbrachte insgesamt drei Tage auf dem Mond und absolvierte drei Exkursionen. „Ich war total angespannt und aufgeregt. Der Tag war endlich da, auf den ich so lange hingearbeitet hatte. Nach dem Frühstück begannen wir unsere Raumanzüge anzulegen. Diese Prozedur dauerte etwa 2½ bis 3 Stunden. Nachdem wir die Anzüge auf ihre Funktion und Dichtigkeit überprüft hatten bekamen wir aus Houston das „GO“ für den Ausstieg. Die Luke war unterhalb der Instrumententafel und der Griff war auf der linken Seite. Die Luke öffnete sich, schwang nach rechts zu meiner Seite. John, als Kommandant, stieg als Erster aus. Er drehte sich um, auf seine Hände und Knie, und krabbelte rückwärts auf die Plattform. Als er die Leiter hinab stieg schloss ich die Tür und wechselte auf seine Seite, da es nur von dieser Seite aus möglich war auszusteigen. Etwa 5 Minuten später stieg ich aus. Ich war so fasziniert und rief: „Here I come, babe!“. Rückwärts bin ich dann auf den Knien durch die Luke auf die Plattform gekrochen und die Stufen der Leiter nach unten geklettert. „Fantastic!“ schrie ich voller Enthusiasmus. Mich berührte das so tief und ich dachte: „Seit unserer Zeitrechnung ist noch kein Mensch gewesen wo ich jetzt stehe.“ Es war für mich völlig irrelevant, ob ich nun der Zehntausendste oder der Zehnte war hier zu stehen. Ich habe das gemacht wegen der Abenteuerlust und das Verlangen zu erforschen.“

Die erste von 3 EVA`s. Auspacken der wissenschaftlichen Experimente und des Rovers. „Wir gewöhnten uns schnell an die 1/6 Schwerkraft und fühlten uns ganz wohl in unseren Anzügen. John rannte wie eine Gazelle, aber für mich war das ermüdend und unsicher, daher entwickelte ich eine Art Watschelgang wie eine Ente. Wir haben dann damit begonnen die wissenschaftlichen Geräte und den Rover aus der Mondfähre auszuladen. Als John begann den Rover zu aktivieren und zu überprüfen habe ich damit begonnen ALSEP (Apollo Lunar Surface Experiment Package) aufzubauen. Nach etwa vier Stunden hatten wir die ALSEP Experimente aktiviert und machten uns mit dem Rover auf den Weg zu unserem ersten Ziel, dem etwa 1,6 Kilometer entfernten Plum Crater. Als wir losgefahren sind fühlte ich mich wie Christopher Columbus. John war der Fahrer und ich der Navigator, Fotograf und Reiseleiter. Es war meine Aufgabe, das Gelände zu beschreiben und zu fotografieren um John auf den richtigen Weg zu leiten. John hatte alle Hände voll zu tun, den Rover um Krater, Steine und Felsbrocken zu manövrieren. Wir führten einige geologische Untersuchungen durch und sammelten diverses Mondgestein vom Kraterrand. Auf dem Rückweg zur Mondfähre haben wir dann noch einen Stop am Buster Crater gemacht. Ich sah aus der Entfernung unsere Mondfähre wie sie im Sonnenlicht glänzte. Da nun langsam unsere Sauer- und Wasservorräte zur Neige gingen sammelten wir noch einige Steine und machten uns auf den Weg zur Mondfähre. Als wir wieder in der Mondfähre waren, hatten wir noch ein kurzes Briefing mir den Geologen, danach bereiteten wir uns auf die Nacht vor.“

Das Ziel der zweiten Exkursion war in südliche Richtung zum Stone Mountain zu fahren und dann westlich zum South Ray Crater. „Nachdem wir unsere Anzüge angelegt und den Rover beladen hatten machten wir uns auf den Weg zu Stone Mountain. Als wir uns weiter und weiter von unserem Landeplatz entfernten, wurde das Gelände immer rauer und übersät von unzähligen Kratern, Steinen und Felsbrocken. Als wir am Stone Mountain angekommen waren, fuhren wir die Steigung von etwa 20 Prozent ohne Probleme hoch und hatten eine phantastische Aussicht zum South Ray Crater. Ich war fasziniert und sagte: „Wir fahren wirklich den Hügel hoch!“. Die Brocken, die um uns herumlagen, waren kein Problem, da wir um sie herum navigierten.

Dramatisch war es, als wir drehten und die Hügel nach unten fuhren. Die Sicherheitsgurte und Fußstützen haben uns gehalten, sonst wären wir geradewegs aus dem Rover herauskatapultiert worden. Als wir das erste Ziel erreichten, schauten wir nach einem geeigneten Platz um den Rover zu parken. Können Sie sich vorstellen, das einzige Auto auf dem Mond zu sein, und keinen Parkplatz zu finden? Das Terrain war rau und hügelig und wir wollten vermeiden, dass der Rover wegrollte, falls die Bremsen versagten. Das Laufen auf diesem Terrain war wie auf einer steilen Sanddüne. Die Gefahr, zu stürzen, den Hügel herunter zu rollen und sich dabei den Druckanzug zu beschädigen, war nicht gerade gering einzuschätzen. Wir haben dann Fotos gemacht und eine Unmenge an Mondgestein gesammelt. Das gemeinsame geologische Training über einige Monate sollte sich nun auszahlen. Wir lernten die Steine zu beschreiben und zu identifizieren welchen Ursprungs und Zusammensetzung sie waren. Mit dem Rover sind wir diverse Punkte in dem Gebiet angefahren. Beim Beladen des Rovers mit Mondgestein bin ich mit meinem Raumanzug am rechten hinteren Fender hängen geblieben und habe ihn zur Hälfte abgerissen. Als wir wieder losgefahren sind, haben wir dann das Resultat erlebt. Der Mondstaub wurde so in die Luft gewirbelt das wir wie bei einer Dusche berieselt wurden. Es war nun Zeit zur Mondfähre zurück zu fahren, da wir bereits sechs Stunden unterwegs waren. Als wir wieder in der Mondfähre waren hatten wir Schmerzen in den Armen und Blutergüsse an den Fingern. Wir brauchten nun eine Ruhephase, da der letzte Tag auf dem Mond sehr lang werden sollte.“

Dritter und letzter Tag auf dem Mond. Auf dem Flugplan stand nun noch für Young und Duke die dritte Exkursion, sowie der Rückstart vom Mond und Rendezvous mit Ken Mattingly in der Kommandokapsel „Casper“.

„Wir machen uns mit dem Rover auf den Weg zum North Ray Crater. Das sollte die spannendste der drei Exkursionen werden. Durch die verlorene Zeit unserer verspäteten Ladung wurde die letzte Exkursion auf eine Dauer von 5 Stunden gekürzt.

Wir entfernten uns am Weitesten von der Mondfähre um den größten Krater, der je von einer Apollo Crew besucht werden sollte, der 1,2 Kilometer breit und etwa 210 Meter tief war, zu Gesicht zu bekommen. Als wir uns North Ray näherten sahen wir mehr und mehr Steine und Brocken, die größer waren als die, die wir an den beiden ersten Tagen gesehen hatten. Wir parkten etwas unterhalb des Kraterrandes und sahen, dass North Ray einen äußeren und inneren Ring hatte. Der äußere Ring war sehr flach, der innere Ring fiel sehr steil nach unten ab. Nachdem wir einiges an Mondgestein eingesammelt hatten liefen wir zurück zum Rover, um die gefüllten Beutel aufzuladen. Den ganzen Morgen hatten wir schon einen großen schwarzen Brocken im Visier. Also machten wir uns auf den Weg und stellten fest, dass er weiter von uns weg war als ich abgeschätzt hatte. Auf dem Mond ist es nicht so einfach Entfernungen oder die Größe eines Objekts richtig einzuschätzen. Wir liefen und liefen und der Brocken wurde immer größer. Als wir endlich angekommen waren stellten wir voller Erstaunen fest, dass er die Größe eines Einfamilienhauses hatte. Mit dem Hammer habe ich einige Stücke, etwa der Größe einer Grapefruit, abgeklopft und eingesammelt. Wir fuhren auf unserem Rückweg zum Landeplatz, mit dem Rover zur nächsten Station. Etwa einen halben Kilometer von North Ray entfernt war ein großes Feld übersät mit vielen Steinen. In diesem Gebiet fanden wir einige der einzigartigsten Steine und Bruchstücke, die wir vom Mond mitgebracht haben. Die letzten Gesteinsproben packten wir auf den Rover und fuhren zur Mondfähre zurück und beendeten unsere dritte und letzte Exkursion.“

Zurück nach Hause

Verstauen des Mondgesteins und Ausrüstungsgegenstände und Aktivieren der Systeme der Mondfähre für den Rückstart. „John hatte den Rover ein gutes Stück von der Mondfähre entfernt geparkt damit Mission Control mit der Fernsehkamera, die auf dem Rover montiert war, unseren Rückstart verfolgen konnte. Ich stieg als Erster mit einer Box voller Mondgestein in die Mondfähre ein. John gab mir die restlichen Boxen mit Steinen, sowie diverse Gegenstände und ist dann auch eingestiegen. Nachdem wir unsere Helme abgelegt hatten haben wir das Mondgestein, wie jeden Tag nach unseren Exkursionen, gewogen.

Das war nötig, um das genaue Gewicht der Startstufe zu ermitteln. Anhand dieser Daten wurde die Feinabstimmung, zwecks Brenndauer des Triebwerks und Koordination des Flugplans, bestimmt und im Bordcomputer programmiert.

Wir verstauten und befestigten dann die Boxen und jegliche Ausrüstung um zu vermeiden, dass diese im schwerelosen Zustand in der Umlaufbahn umherfliegen. Als wir das „GO“ von Mission Control für die Zündung bekamen war ich doch etwas betrübt, weil ich noch gerne länger da geblieben wäre und noch mehr erforscht hätte. Der Countdown begann und das Triebwerk von „Orion“ zündete pünktlich. Mit voller Schubkraft lösten wir uns von der Landestufe und katapultierten uns in Richtung Mondumlaufbahn. Nach etwas mehr als sieben Minuten, als wir in die vorausberechnete Flugbahn eingeschwenkt waren, schalteten wir das Triebwerk ab. Die Entfernung zu „Casper“ betrug nun etwa 220 Kilometer und Ken bereitete uns mit einigen Manövern auf das Andocken vor. Als wir in Position waren begann Ken „Casper“ zu manövrieren und dockte an „Orion“ an. Es war ein tolles Gefühl wieder an die Kommandokapsel angedockt zu sein. Die Mondfähre hatte perfekt nach Plan gearbeitet. Wir transferierten einen Teil des Mondgesteins in die Kommandokapsel und deaktivierten die Mondfähre bevor wir unsere Schlafperiode begannen.“

Am darauf folgenden Tag wurde das restliche Mondgestein und Equipment in die Kommandokapsel befördert, Änderungen des Flugplans in den Bordcomputer programmiert, da durch die verspätete Landung viele Änderungen vorgenommen werden mussten. Dann folgte die Abtrennung der Mondfähre und das Verlassen der Mondumlaufbahn mittels Zündung des SPS (Service Propulsion System) Triebwerks des CSM (Command Service Module) zum Rückflug zur Erde. „Nachdem wir den Transfer beendet hatten, aktivierten wir „Orion“ und bereiteten uns vor, von der Mondfähre in die Kommandokapsel zu wechseln. Unsere größte Aufgabe war es nun, uns von dem ganzen Mondstaub zu säubern. Da um uns herum Mondstaub schwebte, hatten wir das Gefühl, in einem Sandsturm zu sein. Als Ken die Luke öffnete schwebte Mondstaub in seine Kapsel, er war dann etwas sauer. Ken schnappte den Staubsauger, gab ihn uns, begann die Luke zu schließen und meinte, dass er sie erst wieder aufmachen würde wenn wir uns gesäubert hätten. Als wir sauber in die Kommandokapsel zurückgekehrt waren, trennte Ken die Mondfähre von der Kommandokapsel ab. Nachdem wir die Daten für die Triebwerkszündung erhielten, begann die Anspannung, ob es problemlos zünden würde. Die Kommandokapsel und Serviceeinheit waren mittlerweile viel leichter geworden, da der meiste Treibstoff verbraucht und die Mondfähre abgetrennt war. Die Zündung erfolgte als wir uns hinter dem Mond befanden und verlief absolut pünktlich und fehlerfrei. Wir befanden uns nun auf der Heimreise zur Erde.“

Landung im Pazifik

Nach drei Tagen Rückflug vom Mond landeten Young, Mattingly und Duke im Pazifik, etwa 2.400 Kilometer südlich der Hawaii-Inseln. „Nach unserem letzten Frühstück haben wir uns auf die Landung vorbereitet. Alle Gegenstände wurden nun verstaut und befestigt, um zu vermeiden, dass diese beim Eintreten der Schwerkraft zum Geschoss werden. Al Bean fiel bei der Landung von Apollo 12 eine Kamera auf den Kopf, weil er sie nicht richtig befestigt hatte. Je näher wir der Erde kamen, desto mehr spürten wir die Anziehungskraft. Es handelt sich um einen direkten Widereintritt in die Erdatmosphäre und man fliegt direkt in einen vorausberechneten Korridor. Der ideale Winkel war etwa 4° groß und es war wichtig, in diesem Korridor in die Erdatmosphäre einzutauchen. Wenn wir zu flach gekommen wären, dann wären wir abgeprallt wie ein Stein auf dem Wasser und bei einem zu steilen Wiedereintritt wäre die Kapsel unter der enormen Reibungshitze verglüht. Etwa fünfzehn Minuten vor dem Wiedereintritt trennten wir den Versorgungsteil von der Kommandokapsel ab und Ken drehte die Kapsel mit dem Hitzeschild vorwärts in Richtung Erdatmosphäre. Das ist ein Gefühl wie rückwärts, rasend schnell, in einem Auto zufahren. Als wir in die Atmosphäre eintraten verloren wir, durch die enorme Reibungshitze von etwa 1.500° C, für etwa 3½ Minuten, jeglichen Funkkontakt mit Mission Control.

Mit einer Geschwindigkeit von etwa 40.000 Kilometer pro Stunde traten wir in die Erdatmosphäre ein und wurden bis zum 7-fachen unseres eigenen Körpergewichtes in die Sitze gedrückt. Das war ein Gefühl, als würde ein Elefant auf meiner Brust sitzen. Ein weißer Feuerball signalisierte uns, dass das Hitzeschild nun unter der enormen Reibungshitze abbrannte. Nachdem wir sicher durch die Erdatmosphäre waren, fielen wir im freien Fall auf die Erde zu. Zwei Fallschirme öffneten sich in einer Höhe von etwa 7.000 Metern um uns abzubremsen und zu stabilisieren. Als wir stabilisiert waren lösten wir die Schirme bevor sich, in etwa 3.000 Metern Höhe, die drei Hauptschirme entfalteten. Das war ein tolles Gefühl als ich aus dem Fenster schaute und den blauen Himmel und die offenen Schirme sah. Wir hatten nun bereits Kontakt mit dem Bergungsschiff und den Helikoptern. Als wir auf der Wasseroberfläche aufschlugen war das wie eine Tonne Briketts! Die Kapsel kippte bei der Landung um und wir hingen kopfüber in unseren Gurten und die Luke war unter Wasser. Ken aktivierte drei Ballone, die uns nach kurzer Zeit umdrehten und die Froschmänner sicherten dann einige Minuten später die Kapsel. Nacheinander stiegen wir aus der Kapsel in die Schlauchboote um. Die Helikopter nahmen uns mit einem speziellen Korb nacheinander an Bord und brachten uns zum Flugzeugträger USS Ticonderoga, wo wir etwa 45 Minuten nach der Landung feierlich empfangen wurden.

Am frühen Abend des nächsten Tages kam wir nach Houston zurück und ich freute mich auf meine Frau Dotty und die Kinder Charles und Tom. Es war eine wunderschöne Nacht und der Mond schien hell und breit. Ich schaute nach oben und war stolz darauf, dass dieser Traum, auf dem Mond spazieren zu gehen, Realität wurde.“

Die Apollo 16 Mission dauerte 11 Tage, 1 Stunde und 51 Minuten. Charlie Duke verbrachte insgesamt 71 Stunden auf der Mondoberfläche und davon 20 Stunden und 14 Minuten während der drei Exkursionen außerhalb der Mondfähre „Orion“. Dauer der drei Exkursionen – 1. EVA 7 Stunden, 11 Minuten und 2 Sekunden – 2. EVA 7 Stunden 23 Minuten und 11 Sekunden – 3. EVA 5 Stunden, 40 Minuten und 3 Sekunden. Young und Duke legten eine Gesamtfahrstrecke mit dem Rover von 26,7 Kilometer zurück und sammelten insgesamt 95,8 Kilogramm Mondgestein.

Gerhard Daum, Raumfahrt-Journalist, führte das Interview mit Charlie Duke während eines privaten Treffens in St. Petersburg, Florida im Oktober 2003.

Ein Leben zwischen Erde und Mond

John W. Young: Ein Leben zwischen Erde und Mond

von Gerhard Daum

Der erfahrenste Astronaut unserer Zeit hat 40 Jahre Raumfahrtgeschichte miterlebt. Er berichtet über sein Leben mit der Schwerelosigkeit.

 

Am 25. Mai 1961 – nur drei Wochen nach dem ersten bemannten amerikanischen Raumflug von Alan Shepard – hielt Präsident John F. Kennedy eine vielbeachtete Rede mit der Vision, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf den Mond zu schicken und wieder sicher zur Erde zurückzubringen. Damit gab er den Startschuss für das Mondlandeprojekt Apollo.

Inspiriert von dieser Rede bewarb sich der damals 31jährige John Young als Astronaut: „Eine gute Idee, da mitzuwirken dachte ich. Ich war Testpilot in Paxriver und schlug meinen Freunden vor, dass wir uns bewerben sollten. Einige von uns wurden dann ausgewählt.“ erklärte John Young seinen Entschluß.

Nach dem ersten ballistischen Mercury Flug am 5. Mai 1961 suchte die NASA bereits neue Astronauten für das Nachfolgeprojekt Gemini.

Im September 1962 wurde Young als einer von neun, der sogenannten „Group 2“, als Astronaut ausgewählt. Auf die Frage nach seiner Aufgabe antwortete Young: „Als ich als Astronaut begann wurde mir als technische Verantwortung die Aufgabe des „Crew-Equipments“ zugeteilt, obwohl ich lieber bei Wiedereintritts- und Rendezvous-Szenarien mitgearbeitet hätte! Vermutlich lag das daran, dass ich als Testpilot sehr viel Zeit in Druckanzügen verbracht hatte.

Unter meiner Führung wurde unter anderem ein Überlebenspaket (Survival Kit) entwickelt, das weltweit für Menschen, die in gefährliche Situationen kommen oder solche, die aus Flugzeugen springen, eingesetzt wird.“

Der Inhalt und der Ablauf des Trainings der Astronauten mussten weiterentwickelt werden. „Da niemand bisher eine Ahnung hatte, wie man Astronauten trainiert, mussten wir unser eigenes Training machen. So überlegten wir also, wie wir uns am besten für Rendezvous und Docking-Manöver in den Simulatoren vorbereiten konnten. Unsere Auswertungen wurden von McDonnell Douglas-Ingenieuren analysiert und kamen dann zur Anwendung.“

Young Silver Spacesuit
Young WSS

Das Projekt Mercury – Der Wettlauf mit der Sowjetunion beginnt

Ein Jahr nach dem Start des ersten Satelliten Sputnik 1, wurde am 7. Oktober 1958 das Projekt Mercury aus der Taufe gehoben. Schon immer war es der Traum der Wissenschaftler, Menschen in den Weltraum zu schicken und sicher wieder zur Erde zurückzubringen. Das Projekt Mercury der NASA brachte diesen Traum vom bemannten Flug ins All in greifbare Nähe.

Zu diesem Zeitpunkt wusste man noch nicht viel über den Weltraum. Also machten sich Techniker daran, ein Raumschiff zu entwickeln, welches die Raumfahrer vor extremen Temperaturen, dem Vakuum und den neu entdeckten kosmischen Strahlen schützen sollte. Wichtig war auch, dass die Innentemperatur des Raumschiffes beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nicht allzu sehr anstieg. All diese Anforderungen erfüllte eine flügellose Kapsel die mit einem Hitzeschild versehen war.

Zwei verschiedene Trägerraketen kamen beim Mercury Programm zum Einsatz. Für die ballistischen Flüge verwendete man – die von Wernher von Brauns Team entwickelte – Redstone-Raketen. Die verbesserte Interkontinentalrakete des Typs Atlas D, deren Hülle aus Gründen der Gewichtsersparniss so dünn war, dass sie vom Luftdruck zusammengedrückt worden wäre, hätte man sie nicht von innen unter Druck gesetzt, wurde für die Orbitalflüge eingesetzt.

Anfang Januar 1959 legte die NASA bereits die Qualifikationen für die Piloten des Mercury-Projektes fest. Sie sollten jünger als 40, kleiner als 1,80 Meter sein und über eine hervorragende Gesundheit verfügen. Ferner mussten sie als Absolventen der Testpilotenschule mindestens 1500 Flugstunden nachweisen, Erfahrungen auf Düsenflug-zeugen und ein Diplom auf wissenschaftlich oder technischem Gebiet besitzen. Die vorgeschriebene Körpergröße bezog sich auf die enge Mercury Raumkapsel, die mit ihren 120 Kontrollelementen, 55 elektrischen Schaltern, 30 Sicherungen und 35 mechanischen Hebeln, wenig Bewegungsfreiheit bot.

Aus einer Gruppe von 110 erfahrenen Militärpiloten wurden im April 1959 sieben geeignete Piloten ausgesucht, die nun in härtester Ausbildung auf ihren Flug mit dem Mercury-Raumschiff vorbereitet wurden. Sechs der sieben Astronauten kamen zum Einsatz. Donald K. Slayton, wurde wegen eines Herzfehlers aus dem weltalltauglichen Kader genommen, spielte aber als Chefastronaut eine Hauptrolle bei der Auswahl künftiger Raumschiffbesatzungen. 1975 allerdings kam er dennoch, beim historischen ASTP-Treffen der Russen und Amerikaner im Weltall, zu seinem ersten Raumflug. Zwei Rhesus-Affen und ein Schimpanse lieferten als erste „Testpiloten“ des Mercury Projekts wichtige medizinische Erkenntnisse.

Die amerikanische bemannte Raumfahrt begann am 5. Mai 1961 mit dem ballisitischen Flug von Alan Shepard der 15 Min 28 Sekunden dauerte. Nach insgesamt sechs Mercury-Flügen (zwei ballistische und vier orbitale) wurde das Programm am 16. Mai 1963 mit dem letzten Flug von Gordon Cooper abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt arbeiten nur 500 von 2500 Mitarbeitern im Raumfahrtzentrum (Manned Spacecraft-Center in Houston) am Mercury-Programm.

Alle anderen Ingenieure und Techniker arbeiteten bereits an den Projekten Gemini und Apollo. Mercury hatte die Erkenntnis gebracht, dass der Mensch im Weltraum leben und arbeiten konnte.

Das Projekt Gemini – Rendezvous, Dockings und EVA`s

Als das Apollo-Projekt bereits im Gang war, gab die NASA am 7. Dezember 1961 bekannt, das existierende Raumfahrtprogramm von Mercury und Apollo, um die Entwicklung einer Zwei-Mann-Raumkapsel zu erweitern. Das Projekt bekam am 3. Januar 1962 den Namen Gemini, benannt nach dem Sternbild „Zwilling“ mit den Sternen Kastor und Pollux.

Nach dem Auswahlverfahren wurde jedem der zukünftigen Astronauten ein „Technical Assignment“, für die Entwicklung von Gemini zugewiesen.

Gemini galt als Fortsetzungsprogramm des Mercury-Projektes und bildete die Brücke zu Apollo. Die Geschichte des zweiten bemannten amerikanischen Raumfahrtprojektes begann bereits, als das Mercury-Projekt noch mitten in der ersten Entwicklung steckte, im April 1959.

NASA-Techniker stellten zu diesem Zeitpunkt erste Überlegungen an, wie das Nachfolgeprojekt aussehen könnte und welche Aufgaben es erfüllen sollte. Vom „bemannten Forschungslaboratorium“ in der Umlaufbahn, der Erprobung von Rendezvous-Techniken bis hin zur der Entwicklung höchst akkurater Lenk- und Kontrollsysteme, reichten die Vorstellungen.

Das Programm Gemini war dringend erforderlich um das Ziel – die erste Mondlandung noch in dem damaligen Jahrzehnt – zu verwirklichen. Neben den erforderlichen Techniken sollte ausserdem die Möglichkeit erprobt werden, den Aufenthalt von Astronauten im Weltraum auf bis zu zwei Wochen auszudehnen.

Das Raumschiff selbst war eine Verbesserung des Mercury-Raumschiffs mit dem ursprünglichen Namen Mercury Mark II. Die Gemini Kapsel bekam von den Astronauten den Spitznamen „Gusmobil“ weil Gus Grissom Modifikationen am Design vorgeschlagen hatte. Der zu Verfügung stehende Innenraum wuchs, trotz steigender Masse von 3630 Kilogramm lediglich um 50 Prozent. Zwei Schleudersitze ersetzten bei Gemini den Rettungsturm der Mercury-Kapsel. Anstelle von Batterien verwendete man hier Brennstoffzellen zur Stromerzeugung. Die technische Philosophie ging davon aus, dass Gemini ein sehr viel flexibleres, operatives Gerät für den bemannten Raumflug, dass es vielseitiger und für mehr Aufgaben verwendbar sein müsse. Dies setzte, im Gegensatz zur Mercury, eine Steuerung voraus, damit man sich vor-, rück- und seitwärts bewegen und sogar seine Bahn ändern konnte. Für diese komplexe Aufgabe musste das Raumschiff mit zwei Personen bemannt werden und sogar der Einsatz von Computern wurde für die komplizierten Treffen im All notwendig. Ferner wurde ein Orientierungs- und Navigationssystem und ein Rendezvous Radar entwickelt. Die Systeme wurden später die Grundlage für die Mondlandungen.

Man verbesserte die militärische Titan I-Rakete zur Titan II-Rakete um eine erhöhte Schubkraft der Trägerrakete zu gewährleisten. Zielsatelliten für Rendezvous-Übungen wurden unbemannte Agena-Oberstufen, die jeweils vor den Gemini-Raumschiffen gestartet wurden.

Das Gemini-Raumschiff erwies sich als sehr servicefreundlich und war für die jeweiligen Erfordernisse rasch umzubauen. Ein Zusatzteil, das während der Erdumkreisung mit dem Raumschiff verbunden blieb, enthielt das Bremssystem und den Adapterring für das Lagekorrektursystem, sowie die Stromversorgung. Das Haushalten und Schlafen in einem Raumschiff, erwies sich für die Astronauten als äusserst schwierig und musste erst gelernt werden. Für die Ausstiege in den freien Weltraum wurden neue, widerstandsfähige Raumanzüge entwickelt.

Das Gemini-Programm bewies, dass man im Weltraum leben und Experimente durchführen konnte. Ein Rendezvous mit einer Kopplung war im Verlauf des Gemini-Programms zur Routine geworden.

Von Cape Canaveral aus wurden in weniger als 20 Monaten zehn bemannte Gemini-Missionen gestartet.

Jungfernflug der Gemini Kapsel

Young wurde für den ersten bemannten Testflug der Gemini-Raumkapsel im April 1964 als Pilot ausgewählt. Mercury Astronaut Virgil I. „Gus“ Grissom wurde als Kommandant für diese Mission bestimmt. Als Ersatzcrew waren Walter M. Schirra Jr. und Thomas P. Stafford benannt. Gemini 3 startete am 23. März 1965 um 9:24:00 EST zu einer Mission von 4 Stunden, 52 Minuten und 31 Sekunden mit insgesamt drei Erdumkreisungen.

In Anlehnung an den Broadway-Hit „The unsinkable Molly Brown“ gab Grissom der Gemini 3 Kapsel den Namen „Molly Brown“, übrigens die einzigste Namensgebung einer Gemini-Raumkapsel durch Astronauten.

Hauptziel des Fluges war der Test des neuen, manövrierbaren Raumschiffes. Dreimal umkreisten die Astronauten Grissom und Young die Erde in einem technisch hochgezüchteten Raumfahrzeug, das einen mikrominiaturisierten Computer und viele andere automatische Systeme an Bord hatte. Dank derer wurde die bemannte Raumfahrt nun zu einem aktiven Unternehmen der beteiligten Piloten, und nicht mehr nur ein „Sich-fliegen-Lassen“ der Astronauten. Im Weltraum zündeten die Astronauten die Steuertriebwerke und änderten damit den Verlauf ihrer bisherigen Bahn, dabei wurde unter anderem die Bahnhöhe erhöht sowie abgesenkt. „Es war der erste Flug, ein Testflug um alle Systeme des Gemini Programms zu überprüfen. Gus prüfte mehr als 12 verschiedene Systeme. Wir konnten alle Manöver durchführen die für ein Rendezvous benötigt wurden. Im Verlauf des Gemini-Programms mußten wir die Standard Ausstiege entwickeln, die sogenannten EVA`s (Extra Vehicular Activity). Das war sehr ungewöhnlich.“ Als die Astronauten ihr Raumschiff in die Landeposition brachten, wurden sie mit solcher Gewalt nach vorne geschleudert, dass Grissoms Visier brach und Youngs Visier Kratzspuren aufwies. Zwar sank die „Molly Brown“ nicht, aber wegen der relativ großen Entfernung zum Hauptbergungsschiff mussten die beiden Astronauten über 30 Minuten in der verschlossenen Kapsel auf dem Meer treiben, während die Temperatur im Inneren enorm anstieg. „Durch den geringen Resttreibsstoff den wir noch hatten, landeten wir knapp 100 Kilometer vom Bergungsschiff entfernt doch die Wasserung verlief ohne Probleme.“ Trotz allem erwies sich das zweisitzige Gemini-Raumschiff bei seinem ersten bemannten Einsatz als weltraumtauglich und war somit für schwierigere Aufgaben bereit. „Es war ein sogenannter „End to End“ Testflug der insgesamt erfolgreich war da wir alle Aufgaben, die geplant waren, erfüllt hatten. Ich war sehr beeindruckt, dass wir durch Manöver unsere Umlaufbahn wechseln können. Der Flug zeigte das Gemini das alles konnte was es sollte.“ betonte Young.

Bei seiner zweiten Mission Kommandant

Am 18. Juli 1966 um 17:20:26 EST etwa 14 Monate nach seinem ersten Flug, startete Young als Kommandant von Gemini 10 seine zweite Gemini Mission. Zweites Crew-Mitglied für die 2 Tage, 22 Stunden, 46 Minuten und 39 Sekunden dauernde Mission, war Michael Collins. „Es war eine Rendezvous und Docking Mission mit geplantem Ausstieg von Mike.“

Bereits 5 Stunden und 52 Minuten nach dem Start absolvierte Young die erste störungsfreie Kopplung mit einer Agena-Rakete. In gekoppeltem Zustand zündeten die Astronauten für die Dauer von 80 Sekunden das Triebwerk der Agena-Rakete und brachten sich dadurch mit der Raumkapsel auf 763 Kilometer Höhe. Das war selbst für die Astronauten ein imposantes Ereignis. Unter negativer Beschleunigung wurde eine neue Umlaufbahn von 763 x 294 Kilometer um die Erde erreicht. Niemals zuvor waren Menschen weiter von der Erde entfernt gewesen. Eine weitere Zündung der Agena für die Dauer von 78 Sekunden gegen die Flugrichtung brachte die Astronauten wieder in eine niedrigere Umlaufbahn und in die Nähe der Agena von Gemini XIII. „Die Agena wurde auch dazu benutzt um die Umlaufbahn zu erhöhen, um die Rendezvous einfacher durchzuführen und um die vielfältige Verwendbarkeit von Gemini zu prüfen. Die Agena hatte ein größeres Triebwerk sowie mehr Treibstoff. Dadurch konnten wir eine Flugbahn von 763 Kilometer Höhe erreichen.“ so Young.

Mit einer „Steuerpistole“ an einer 15 Meter langen „Nabelschnur“ hängend, stieg Collins aus der Kapsel aus und näherte sich der Agena. Collins war der Erste im Weltraum, der einen anderen Raumflugkörper „betrat“. Collins Aufgabe bestand darin, ein Messgerät für die Sammlung von kosmischem Staub von der Agena zu entfernen. Allerdings drohte diese Exkursion von zwei Stunden und sieben Minuten Dauer zu einem Desaster zu werden, als sich seine Nabelschnur kurz vor dem Einstieg in die Kapsel verwickelte. Trotz dieses Mißgeschickes war die Mission ein voller Erfolg. Erstmals wurde ein anderer Satellit als Schlepper für ein bemanntes Raumschiff verwendet. Neben Collins Ausstieg gab es noch etliche Experimente bei offener Luke. Gemini 10 bewies, dass die Strahlung in einer großen Bahnhöhe kein wirkliches Problem war.

Gemini 10 landete am 21. Juli 1966 und verfehlte den geplanten Landungspunkt um nur 6,2 Kilometer.

Apollo – das Jahrhundert-Projekt zum Mond

Mit dem Projekt Apollo trat der Wettlauf mit der Sowjetunion zum Mond in die entscheidende Phase. Wegen der anfänglichen Erfolge der Sowjets schien es, als ob die Amerikaner beim Wettlauf zum Mond nur „2. Sieger“ würden.

Apollo machte ein aus drei Komponenten aufgebautes Raumfahrzeug erforderlich:
· Das Command Module (CM): Eine für drei Mann Besatzung ausgelegte Kabine, die gleichzeitig als Rückkehrkapsel diente.
· Das Service Module (SM): Serviceeinheit mit Antriebssystemen sowie Lebenserhaltungs-systemen für die Besatzung.
· Sowie das Lunar Module (LM): Die Mondlandeeinheit mit Lande- und Aufstiegsteil.

Gestartet wurden die Apollo-Kapseln mit Saturn-Trägerraketen. Die Mondrakete Saturn V hatte eine Startmasse von 4890 Tonnen. Mit 111 Metern Höhe war sie die größte jemals gebaute Rakete. „Als ich in das Apollo-Projekt eingestiegen bin, war ich bereits der Ersatz Crew für die zweite Apollo Mission zugewiesen. Während dem Missionstraining kümmerte ich mich um die Entwicklung der Apollo Kapsel. Wir mußten uns mit den ganzen Systemen, den etwa 640 Schaltern und Ventilen vertraut machen. Und wir lernten es sehr schnell. Die Aufgabe und Funktion jedes einzelnen Schalters mußten wir wissen. Sie taten glücklicherweise auch immer das was ihre Beschriftung aussagte.“ erinnerte sich Young.

Mit Apollo 9 wurde das Andocken an die Mondlandefähre, Freiflug der Fähre sowie die Trennung in der Erdumlaufbahn so geübt, wie man es später auf dem Flug zum Mond benötigte. Apollo 9 war der erste Test der Mondlandefähre im Weltraum.

Als sich am fünften Flugtag Jim McDivitt und Rusty Schweickart in die Mondlandefähre „Spider“ begaben, aktivierten sie alle Systeme der Fähre und entfernten sich zunächst für sechs Stunden auf etwa fünf Kilometer von der Kommandokapsel. Anschließend zündeten sie das Abstiegstriebwerk der Mondlandefähre, wobei die Entfernung zum Mutterschiff bis zu 200 Kilometer betrug. Scott und Schweickart führten einen Weltraumspaziergang durch, wobei sie die neu entwickelten Raumanzüge unter Weltraumbedingungen testeten. Diese Anzüge waren erstmals, mit einem vom Raumschiff unabhängigen Lebenserhaltungssystem, ausgestattet. Mit dem Flug von Apollo 9 wurde bewiesen, dass alle Apollo-Komponenten zum Rendezvous und Andocken im All geeignet waren.

Die Generalprobe – Youngs erster Flug zum Mond

Am 18. Mai 1969 um 11:49:00 EST startete John Young, als Pilot der Kommandokapsel, mit Thomas P. Stafford als Kommandant und Eugene A. Cernan als Pilot der Mondfähre zu seiner ersten Expedition zum Mond. Apollo 10 war `zugleich der erste Start von der neu errichteten Startrampe 39B.

Da John Young Experte in der Bedienung der Systeme der Kommandokapsel war, wurde speziell er für diese Mission ausgewählt und auch, weil er – wäre die abgekoppelte Mondfähre in eine Notlage geraten – in der Lage gewesen wäre, die Umlaufbahn zu verlassen und seine Kapsel zur Mondfähre zu manövrieren um an diese anzukoppeln. Young über die Saturn V: „Die Rakete bestand aus drei Stufen und erreichte einen Gesamtschub von knapp 4 Millionen Kilopond. Die erste Stufe S-IC verbrannte durch ihre fünf F-1 Triebwerke flüssigen Sauerstoff mit Kerosin. Die zweite Stufe S-II mit fünf J-2 Triebwerken und die dritte Stufe S-IVB mit einem J-2 Triebwerk verbrannte flüssigen Sauerstoff und Wasserstoff. Wir brauchten etwa 12:30 Minuten um in die Erdumlaufbahn zu gelangen. Die Belastung war dabei nur etwa das zweieinhalbfache des eigenen Körpergewichtes.“ Nach dem Verlassen der Erdumlaufbahn und Trennung von der dritten Raketenstufe war es Young`s Aufgabe die Mondfähre anzukoppeln. Er drehte die 32 Tonnen schwere Kommandokapsel um 180°, flog Richtung dritter Stufe, koppelte die Mondfähre an und zog sie aus der Stufe heraus. Die Apollo 10 Crew stellte auf ihrem Weg von der Erde zum Mond einen Geschwindigkeitsrekord auf. Sie flog mit einer Geschwindigkeit von 39.894,5 Kilometern pro Stunde.

Wie musste es sein zum Mond zu fliegen, hinabzusteigen auf verlockende 15 Kilometer bis zu seiner Oberfläche, Fotos zu machen zum Nutzen der nächsten Mission? Die Apollo 10 Astronauten, Tom Stafford und Gene Cernan kannten dieses Gefühl. Ihr Flug sollte die letzte Generalprobe vor der historischen Landung von Neil Armstrong und Buzz Aldrin sein.

Dies war, neben Apollo 9, die zweite Generalprobe, bevor das Jahrhundertereignis stattfinden sollte. Nach dem ersten Tag im Mondorbit wurde die Mondlandefähre „Snoopy“ abgekoppelt und Stafford und Cernan begannen mit dem Abstieg Richtung Mondoberfläche. Sie brachten die Mondfähre „Snoopy“ in eine schwebende Position über dem Meer der Ruhe. John Young verblieb in 111 Kilometer Höhe über dem Mond in einer kreisförmigen Umlaufbahn.

Als Stafford und Cernan die niedrigste Höhe ihrer Reise erreicht hatten, meldete Cernan: „Hallo Houston, wir sind mittendrin“. „Die Aufgabe war das Rendezvous und Prüfen der Systeme in der Mondumlaufbahn sowie das Fotografieren möglicher Landeplätze für die Mondlandung von Apollo 11. Besondere Schwierigkeit war es zu lokalisieren, wo man sich genau befand, da wir durch jeden neuen Umlauf andere Gebiete überflogen. Dadurch musste die Umlaufbahn mehrmals gewechselt werden. Apollo 11 landete dann etwa zwei Monate später etwa sechs bis sieben Meilen vom geplanten Landeplatz entfernt, weil die Astronauten nicht exakt wussten wo sie sich befanden. Apollo 12 landete fast wie geplant nur etwa zweihundert Meter von ihrem Ziel, der Mondsonde Surveyor III, entfernt, das war ein großer Erfolg.“ erklärte Young. Stafford und Cernan verbrachten zwei Stunden damit, das Meer der Ruhe zu fotografieren. Für Neil Armstrong waren diese Bilder eine große Hilfe, als er sich auf Apollo 11 vorbereitete.

Als Stafford und Cernan den Aufstieg vorbereiteten kam es, aufgrund eines falsch betätigten Schalters, für einen kurzen Moment zu Irritationen. „Snoopy“ bewegte sich auf und ab und wirbelte herum. Stafford schnappte sich die Kontrolle, feuerte das Aufstiegstriebwerk und machte sich daran, Young und die Kommandokapsel „Charlie Brown“ in einem perfekten Rendezvous zu treffen. Anschließend wurde die für eine Mondlandung nicht ausgerüstete Mondlandefähre, „Snoopy“, wieder mit dem Mutterschiff gekoppelt. „Mann, bin ich froh, dass ich hier raus bin“ sagte Cernan, als er aus der Mondfähre auftauchte. Er und Stafford verbrachten acht Stunden in „Snoopy“, nicht ahnend, dass er bei seiner nächsten Visite – Apollo 17 – diese Zeit um ein Vielfaches übertreffen würde.

Die Apollo-Kapsel „Charlie Brown“ landete nach 8 Tagen, 3 Minuten und 23 Sekunden am 26. Mai 1969 um 11:52:23 EST, im Pazifischen Ozean, 2,4 Kilometer von dem geplanten Aufschlagpunkt entfernt. Auf die Frage nach seinen Chancen nochmal zum Mond zu fliegen antwortete Young: „Sofort nach diesem Flug wurde ich zum Kommandanten der Backup-Crew von Apollo 13 bestimmt. Dadurch hatte ich sehr gute Chancen bei den noch ausstehenden Missionen auf den Mond zu fliegen.“

Die Landung auf dem Mond – Pilot, Forscher und Rennfahrer

Am 16. April 1972 um 12:54:00 EST startete John Young als Kommandant zu seiner wohl spektakulärsten und spannendsten Mission. Mit seinen Kollegen Thomas K. Mattingly als Pilot der Kommandokapsel und Charles M. Duke als Pilot der Mondfähre flog er mit Apollo 16 zum Descartes Hochland auf den Mond. „Ich erinnere mich noch gut an den Start von Apollo 16. Ich höre noch die Flugkontrolleure als sie sagten zweieinhalb Minuten – Stufentrennung . Wir wurden mit dem zweieinhalbfachen unseres eigenen Körpergewichtes in die Gurte gepresst als die Triebwerke der ersten Stufe abgeschaltet wurden. Das Zünden der zweiten Stufe war sehr heftig. Das war etwas mehr als beim Space Shuttle aber nach Erreichen der Erdumlaufbahn wurde der Flug sehr ruhig. Wir waren aber immer noch fähig die Instrumente abzulesen.“ Young war beim Start so „cool as a cucumber“ stellte Charlie Duke bei seiner ersten und einzigen Mission fest. „Wenn du ein Raumschiff fliegst, dann bist du so konzentriert auf das, was als nächstes zu tun ist. Wenn du darüber nachdenkst ob es für dich gefährlich ist dann hast du den falschen Beruf. Es ist deine Aufgabe die Schalter richtig zu betätigen oder den Computer richtig zu bedienen und dich auf diese Dinge zu konzentrieren. Es ist wichtig die verschiedenen Instrumente zu verfolgen, und zu prüfen, dass alle Systeme richtig funktionieren und sich keine Gedanken zu machen was passieren könnte. Wenn etwas schief gelaufen wäre, dann hätten wir bei der Saturn V eines der vier oder fünf Abbruchszenarien durchführen müssen.“

Apollo 16 Liftoff

Die Projektmanager und Wissenschaftler wählten eine wellige Gesteinsebene, nördlich des Descartes Hochlandes als geeigneten Landeplatz. Der Landeplatz lag um etwa 2.500 Meter höher als das „Meer der Ruhe“ bei der ersten Mondlandung von Apollo 11. Für Young war dies eine Rückkehr zum Mond. Young und Duke hätten aber die Mondoberfläche fast nicht erreicht. „Wir hatten genug zu tun die Mondfähre „Orion“ auszuchecken und auch die anderen Arbeiten zu erledigen. Wir waren nicht sicher ob wir überhaupt landen konnten. Nachdem wir die Mondfähre von der Kommandokapsel abgekoppelt hatten überprüfte Ken Mattingly verschiedene Systeme. Als er das Haupttriebwerk überprüfte spürte er eine starke Vibration in der Kapsel. Es sah danach aus, als ob wir die Landung abbrechen und zur Erde zurückkehren mussten. Die Flugkontrolleure im Missionskontrollzentrum stellten fest, dass das Haupttriebwerk der Kommandokapsel „Casper“ instabile Werte lieferte. Nach etlichen Checks waren sich die Flugkontrolleure sicher das es kein Problem mit dem Triebwerk gab und wir bekamen dann, nach sechs Stunden in Warteposition, den erleichternden Funkspruch „You have a Go for Landing“. Wir waren verdammt nah an einem Abbruch der Mission.“

Nun konnte der Anflug und die Landung beginnen. „Es ist ein flaches Gebiet übersät mit vielen Kratern. Wir mußten die Mondfähre „Orion“ auf einem kleinen flachen Stück landen. Das funktionierte sehr gut, aber „Orion“ stand nur etwa 3-4 Meter neben einem Krater von 30 Meter Durchmesser.“ Die Mondfähre war wie ein großer Helikopter mit einem Raketentriebwerk. Young betrat als neunter Mensch und kurz darauf Charlie Duke als zehnter Mensch den Mond.

„Wow, Mann, schau Dir das nur einmal an,“ rief Charlie aufgeregt. „Nun, Houston, wir müssen nicht weit laufen um Steine zu sammeln, wir sind mitten drin!“ meldete Young erleichtert.

„Mit wachsendem Selbstvertrauen wurden wir übermütig wie zwei Fünfjährige am Weihnachtsmorgen in einem Zimmer voller Geschenke. Das war ein Gefühl wie das beste Weihnachten, der beste Geburtstag und der Besuch eines Vergnügungsparks auf einmal. Wie die kleinen Kinder konnten auch wir immer nur wiederholen: FANTASTISCH – SUPER!“

John Young und Charlie Duke verbrachten 71 Stunden auf der Mondoberfläche und davon 20 Stunden und 14 Minuten außerhalb der Mondfähre. „Um uns an die 1/6 Schwerkraft zu gewöhnen haben wir sehr viel hier in Houston mit dem 1/6 Schwerkraft-Simulator trainiert und wir sind auch in der KC-135 dementsprechende Schwerkraft-Parabeln geflogen. Das hat uns sehr geholfen. Es war sehr angenehm bei dieser verminderten Anziehungskraft auf dem Mond zu arbeiten es ging sehr leicht und war für uns völlig normal und doch sehr überwältigend.“ schwärmte Young. Während der 3 Exkursionen, legten sie mit ihrem Rover eine Strecke von mehr als 27 Kilometern zurück. „Wir fühlten uns wie Christopher Columbus als wir aufbrachen. Charlie Duke als Navigator, Reiseleiter und Fotograf und ich als Fahrer. Charlie dirigierte mich von Punkt A nach B, von wo aus er Fotos schiessen wollte. Das Fahren mit dem Mondauto war so einfach und hat so viel Spass gemacht, als würde man eben mal zum Einkaufen oder zur Post fahren. Charlie und ich haben am Design des Lunar Rovers mitgearbeitet. Charlie arbeitete an der Entfaltungstechnik des Rovers, während ich unter anderem mit dem Steuerknüppel beschäftigt war. Mit solchen Steuerknüppeln können heute schwerbehinderte Menschen einen elektrischen Rollstuhl sicher mit nur einer Hand bedienen. Das ist nur ein Beispiel von vielen Systemen die aus der Raumfahrt auch im täglichen Leben zur Anwendung kommen. Meine Idee wäre, so einen Steuerknüppel in der Mitte im Auto zu montieren, damit dieser von beiden Seiten zu bedienen ist.“

Young erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 17,7 Stundenkilometer mit dem Rover als er übermütig wurde und sich wie ein Rennfahrer vorkam. Die Sache war nicht ungefährlich da das Gebiet übersät war mit Steinen. „Sicher, die größte Angst war es mit einer der Achsen an einem großen Mondstein hängen zu bleiben. Wenn mir das passiert wäre dann hätte ich den Rover stehen lassen und wir hätten zur Mondfähre zurücklaufen müssen. Das wäre das Ende unserer Fahrt gewesen. Unsere Exkursionen waren so geplant das wir bei einem Notfall genug Sauerstoff in unseren Druckanzügen hatten um immer noch die Mondfähre zu Fuß zu erreichen. Aber es hat tierischen Spaß gemacht.“ Sie aktivierten eine Vielzahl von Experimenten und passierten zwei der beeindruckendsten Wahrzeichen, die je ein Apollo-Astronaut gesehen hatte: Stone Mountain und den North Ray Krater, welcher 1,2 Kilometer breit und etwa 210 Meter tief war. „Stone Mountain, mit einer Steigung von 20 Prozent, war der steilste Hügel den wir hinaufgefahren sind. Wir sind hochgefahren wie mit einem Geländefahrzeug auf der Erde.“ schwärmt Young. Sie sammelten Gesteinsproben vom Kraterrand, welche vermutlich aus dem Grundgebirge hochgeschleudert worden waren, als ein aufschlagender Meteorit den Krater bildete. Unter den gesammelten Mondsteinen befand sich das bisher größte Einzelstück mit einer Masse von 11,34 Kilogramm. „Bei unseren drei Exkursionen war unser Zeitplan so vollgepackt das wir sehr damit beschäftigt waren, alle wissenschaftlichen Experimente aufzubauen und zu aktivieren. Wir arbeiteten die ganze Zeit sehr hart da wir befürchteten, dass uns die Zeit wegliefe. Deshalb war unser Aufenthalt auf dem Mond als sehr stressig zu bezeichnen. Mission Control packte mehr in den Zeitplan als wir überhaupt tun konnten und es die Zeit erlaubt hätte. Wir waren ständig in Eile. Aber nichts desto trotz hatten Charlie und ich während der Experimente eine großartige Zeit. Wir sprachen ununterbrochen und machten Witze. Fast genauso wie Laurel und Hardy. Manchmal war es fast, wie unser normales Training.“

Nachdem Young und Duke in den Mondorbit zurückgekehrt und wieder in die Kommandokapsel umgestiegen waren, kam erneut Spannung auf. Das vermeintlich defekte Triebwerk von „Casper“ musste zünden sonst wäre das der Untergang der drei Männer gewesen. Sie flogen dabei um die Rückseite des Mondes, wo die Zündung stattfand. Die Flugkontrolle in Houston, warteten angespannt auf die Bestätigung.

Apollo 16 LM Ascent Docking

Als der Funkkontakt wieder hergestellt war, verkündete Mattingly: „Die Stimmung hier geht gerade um einige hundert Prozent nach oben“. Das Triebwerk wurde erfolgreich gezündet und die Rückreise zu Erde begann. Apollo 16 wasserte 5,6 Kilometer neben dem geplanten Aufschlagpunkt, nahe dem Hauptbergungsschiff USS Ticonderoga.

Apollo 16 Recovery

Auf die Frage ob wir zum Mond zurückkehren sollten meint Young heute: Jawohl! Wir gehen zurück zum Mond und wir gehen auch zum Mars. Wir müssen es, weil die Technik die wir brauchen um auf dem Mond und dem Mars zu leben und zu arbeiten, die Technik ist, die die Menschheit überleben lassen wird. Wenn irgendwelche Katastrophen, beispielsweise durch Ausbrüche von Vulkanen oder Einschläge von Meteoriten stattfinden, muß eine Möglichkeit gegeben sein das die menschliche Art überleben kann. Mit einer Basis auf dem Mond könnten Menschen von der Erde zum Mond evakuiert werden. Man muss sich schon Gedanken machen, wie die Menschheit überleben soll. Niemand realisiert das wir 20 bis 40 Kriege auf der Erde haben wo einer gegen den anderen kämpft.

Ein finanzielles Problem? „Nein, es ist kein finanzielles Problem. Es ist ein „Will“ Problem. Wenn die Entscheidung getroffen wird, könnten wir in fünf Jahren auf dem Mond sein und in 10 Jahren auf dem Mars.“ bekräftigte Young mit Nachdruck.

Nach Abschluss des erfolgreichen Mondlandeprogramms, mit dem Flug von Apollo 17 im Dezember 1972 verließen die meisten der Apollo-Astronauten die NASA.

Während die Moonwalker Charles W. „Pete“ Conrad und Alan L. Bean in das Skylab-Programm eingebunden waren, widmete sich Young der Entwicklung des Space Shuttle Projekts. Im Januar 1973 wurde Young zum „Chief of the Space Shuttle Branch of the Astronaut Office“ ernannt. Seine Aufgabe bestand darin, für das Design und die Entwicklung des Space Shuttles technische und operationelle Unterstützung zu leisten. „Wir arbeiteten bereits am Space Shuttle, für dessen Entwicklung ich mitverantwortlich war. Es waren nicht mehr viele Astronauten da, fünf oder sechs arbeiteten am Space Shuttle und der Rest am Skylab Programm und am Apollo Sojus Test Projekt.“ konstatierte Young.

Das Zeitalter des Space Shuttle

Bereits in den 20er-Jahren wurde von den Raumfahrtpionieren Konstantin Ziolkowski, Robert Goddard und Hermann Oberth der Einsatz von wiederverwendbaren Raumfahrzeugen diskutiert..

Jede der führenden Luft- und Raumfahrtunternehmen der USA entwickelte Pläne für einen wiederverwendbaren Raumgleiter. Ursprünglich sollte auch die Startstufe mit Besatzungen zum Startort zurückgebracht werden. Aus Kosten- und Termingründen entschied man sich für die Kompromißlösung „Space Shuttle“, bei der nur der Orbiter und die Feststoffraketen wiederverwendbar sind. Der erste weltraumtaugliche Orbiter war die Columbia (OV-102), die am 8. März 1979 vom Hersteller Rockwell in Palmdale zur Edwards Air Force Base und noch im selben Monat zum Kennedy Space Center gebracht wurde. „Ich verbrachte die meiste Zeit im Simulator mit dem Design der Displays im Cockpit, dem Layout der Schalter und der Bedienung der Computer.“

Die Astronauten hatten nun ein völlig anderes Training als bei den vorangegangenen Projekten zu absolvieren. „Der große Unterschied ist, dass das Training für den Space Shuttle hauptsächlich mit Computern simuliert wird. Du hast deine Lektionen am Computer und du lernst wie die Systeme funktionieren. Es ist sehr kompliziert wie die einzelnen Systeme zu bedienen sind. Es sind mehr als 2000 Schalter, Ventile usw. und in einem 110-seitigen Buch ist die komplette Software beschrieben. Es dauert etwa drei Jahre an Training um den Space Shuttle fliegen zu können.“ erklärt Young.

Vor 20 Jahren Kommandant des Jungfernfluges von Columbia

John W. Young brach als Kommandant der Columbia, mit Robert L. Crippen als Pilot, am 12. April 1981 erneut zu einer zweitägigen Mission ins All auf. Ein Zeitfehler im Computersystem hatte den Abbruch des ersten Countdowns am 10. April 1981 zur Folge. Der zweite Countdown am 12. April und der Start, vor über einer Million Zuschauer am Cape, verliefen erfolgreich.

Mit diesem Start der Columbia, auf den Tag genau 20 Jahre, nachdem Juri Gagarin als erster Mensch ins All geflogen war, begann eine neue Ära in der Weltraumfahrt. Erstmals hob ein wiederverwendbares bemanntes Raumfahrzeug zu einem Flug ins All ab. Dieser erste Testflug der Columbia hatte nur das Ziel, so Young: „Sicherer Start und sichere Landung für Orbiter und Besatzung. Die Raumfähre, die Feststoffraketen und der externe Tank mussten die Flug- und Weltraumanforderungen erfüllen.“ Im Laderaum von Columbia befanden sich nur Geräte die alle Daten vom Start über den Aufstieg, dem Aufenthalt im All bis zur Landung in Kalifornien aufzeichneten. „Beim Start hatten wir ein Gesamtgewicht von etwa 2000 Tonnen. Wir wurden mit dem anderthalbfachen unseres Körpergewichts in die Sitze gedrückt. Die Haupttriebwerke wurde wegen der zunehmenden dynamischen Belastung nach etwa 30 Sekunden Flugzeit auf 78 Prozent ihres Schubes gedrosselt, das in der Fachsprache als „Throttle down“ bezeichnet wird. Die höchste dynamische Belastung trat etwa 50 Sekunden nach dem Abheben auf. Nach 70 Sekunden hieß es dann „Throttle up“ und wir gingen dann wieder auf vollen Schub.” beschreibt Young die Startphase.

Am 14. April stand das kritischste Manöver des gesamten Fluges auf dem Programm – die Landung. Dieses Manöver war so prekär, weil das Leben der Crew und der Erfolg der Mission nun von den etwa 32.000 Hitzeschutzkacheln der Raumfähre abhing. Diese Hitze-schutzkacheln müssen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre Temperaturen von weit über 1.600 Grad Celsius standhalten, der Hitzeschild bewährte sich und Columbia landete sicher auf Runway 23 der Edwards-Airforce-Base in Kalifornien. Diesen ersten Testflug konnte man voll und ganz als Erfolg bezeichnen, auch wenn während des Starts einige Hitzeschutzkacheln verloren gingen. Diese STS-1 Mission dauerte 2 Tage, 6 Stunden, 20 Minuten und 53 Sekunden, dabei wurde eine Strecke von 1.730.053 Kilometer zurückgelegt.. Die Columbia umkreiste dabei 36 mal die Erde. „Es war ein sehr guter Testflug und er verlief auch wie geplant. Wir haben bei diesem Flug sehr viel gelernt, weil die ganze Startphase, im Vergleich zu den früheren Raketenstarts, völlig neu war. Beim Wiedereintritt hatten wir einen völlig neuartigen Hitzeschild, der sich bewährt hat. Wir landeten sicher auf einem Salzsee der Edwards Air Force Base in Kalifornien. Aufgabe dieses Testfluges war es, Problempunkte herauszufinden um sie zu verbessern. Es war eine gute Mission.“

Erster Flug von Spacelab

Young`s letzter Start mit ihm als Kommandant von STS-9 fand am 28. November 1983, um 11:00:00 EST. Damit ist Young der erste Mensch der sechs Raumflüge absolviert hat. Mit an Board waren Pilot Brewster H. Shaw, die Missionsspezialisten Owen K. Garriott und Robert A. Parker sowie die Nutzlastspezialisten Byron K. Lichtenberg und der Deutsche Ulf D. Merbold. Es war der sechste Flug der Columbia für eine Missionsdauer von 10 Tagen, 7 Stunden, 47 Minuten und 24 Sekunden dabei wurde eine Strecke von 6.912.027 Kilometer bei 167 Erdumläufen zurückgelegt.

Zum erstenmal bestand die Besatzung aus sechs Astronauten. Ebenso war dies der erste Flug eines Nichtamerikaners mit dem Space Shuttle. Ulf Merbold repräsentierte die Europäische Raumfahrt Agentur ESA. Dieser Flug war der Jungfernflug des europäischen Spacelab. NASA und ESA unterstützten und förderten gemeinsam Spacelab-1 und leiteten Untersuchungen über das Potential fortschrittlicher Forschungen im All. „Es war die erste Überprüfung und Nutzung des europäischen Spacelab im Weltraum. Als wir durch den Verbindungstunnel ins Spacelab wollten gab es eine kleine Aufregung. Die Luke zum Verbindungstunnel klemmte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen drückte ich von oben mit dem Fuß drauf und plötzlich konnte ich sie öffnen. Wir hatten 70 Experimente an Bord. Seit 1978 arbeiteten die Missionsspezialisten Owen Garriott und Bob Parker sowie die Nutzlastspezialisten Byron Lichtenberg und Ulf Merbold am Spacelab. Sie waren daher sehr gut vorbereitet auf den Flug, der im November 1983 stattfand. Wir arbeiteten in zwei 12-Stunden-Schichten. Brewster hatte die Tagesschicht und ich die Nachtschicht. Wir hatten viele kleinere Defekte aber Bob Parker und Owen Garriott haben alles behoben. Die Mission war recht erfolgreich. Das herausragendste bei dieser Mission war die Züchtung von Kristallen die unter der Schwerelosigkeit reiner und größer waren als unter den Bedingungen der Schwerkraft auf der Erde.“

Bei dieser Mission wurden alle der 94 sogenannten „test objectives“ erfüllt. Während der zehntägigen Mission arbeitete die sechsköpfige Crew in 12-Stunden-Schichten an den Experimenten auf den Gebieten der Atmosphärenphysik, Erdbeobachtung, Plasmaphysik, Astronomie und Sonnenphysik, Materialforschung und Kristallzüchtung. Die Mission lieferte mehr wissenschaftliche und technische Daten und Ergebnisse als alle Apollo und Skylab Missionen zusammen. Young landete am 8. Dezember 1983 die etwa 110 Tonnen schwere Columbia im Gleitflug auf Runway 17 der Edwards Air Force Base. Wegen des eingebauten Spacelabs war Columbia mehr als 10 Tonnen schwerer als bei den vorangegangenen Missionen.

John Young ist bis heute der erfahrenste Astronaut des amerikanischen Raumfahrtprogramms. In einem Zeitraum von 18 Jahren flog er sechs Missionen in den Projekten Gemini, Apollo und dem Space Shuttle. Young war fast die gesamte Zeit seines Berufslebens Astronaut und hat bis heute, mittlerweile 71-jährig, immer noch den Astronautenstatus. Auf die Frage ob er gerne noch einmal Kommandant einer heutigen Shuttle Mission sein wolle, Young schmunzelnd: „Ich würde es sofort tun, aber meine Frau würde mich nicht gehen lassen!“

Eine außergewöhnliche Karriere

John Young wurde am 24. September 1930 in San Francisco geboren. Er ist verheiratet mit Susy Feldman aus St. Louis und Vater zweier Kinder und Großvater von zwei Enkelkindern. Zu seinen Hobbys gehört Windsurfen, Radfahren, Lesen und Gartenarbeit. Er besuchte die Orlando High School und erhielt sein Diplom als Flugingenieur vom Georgia Institute of Technology mit höchster Auszeichnung im Jahr 1952.

Nach diesem Abschluss trat er in die U.S. Marine ein. Nach der Grundausbildung von einem Jahr auf dem Zerstörer USS Laws begann er mit dem Flugtraining. Er gehörte vier Jahre zur Fighter Squadron 103 und flog Cougars und Crusaders. Nach seiner Ausbildung als Testpilot an der U.S. Navy Test Pilot School im Jahr 1959 arbeitete er drei Jahre im Naval Air Test Center. Seine Testprojekte beinhalteten die Verbesserung der Crusader und Phantom Waffensysteme. Im Jahr 1962 flog er Aufstiegs-Weltrekorde auf 3.000 Meter und 25.000 Meter Flughöhe in der Phantom. Bevor er zur NASA wechselte gehörte er als Offizier der Phantom Fighter Squadron 143 an. Im September 1962 begann seine bis heute andauernde außergewöhnliche Laufbahn bei der NASA.
Er absolvierte sechs Weltraummissionen: 1965 – Gemini 3, 1966 – Gemini 10, 1969 – Apollo 10, 1972 – Apollo 16, 1981 – STS-1, 1983 – STS-9. Außerdem gehörte Young zu fünf Back-up Crews. Er war Back-up Pilot bei Gemini 6, Back-up Kommandokapsel Pilot für die zweite Apollo Mission, vor dem Apollo 1 Feuer, sowie für Apollo 7 und Back-up Kommandant bei Apollo 13 und 17. Während der Vorbereitungsphase dieser elf Missionen verbrachte John Young mehr als 15.000 Stunden in Simulationen und Simulatoren.

Young hat mehr als 14.000 Flugstunden in Propeller-Flugzeugen, Jets, Hubschraubern, Raketenflugzeugen und Raumfahrzeugen inklusive seiner sechs Raumflüge wovon er insgesamt 34 Tage 19 Stunden 42 Minuten und 13 Sekunden im Weltraum verbrachte und davon etwa 71 Stunden auf der Mondoberfläche.

John Young verließ die NASA im Dezember 2004 und ging mit 74 Jahren, nach mehr als 42-jähriger Tätigkeit für die amerikanische Raumfahrtbehörde, in den Ruhestand!

Gerhard Daum, Raumfahrt-Journalist, führte das Interview mit John W. Young im März 2001 im Johnson Space Center in Houston, Texas.

Ed Mitchell – Ziel Fra Mauro – Mond

Ed Mitchell: Ziel Fra Mauro – Mond

von Gerhard Daum

Apollo 14 Astronaut Edgar D. Mitchell betrat als 6. Mensch den Mond.
Er spricht über seine Mission und den Aufenthalt auf dem Mond.

Edgar D. Mitchell wurde am 17. September 1930 in Hereford, Texas geboren. Er bewarb sich bei der NASA die neue Testpiloten für das Weltraumprogramm suchten. Ich war Ende der fünfziger Jahre Pilot auf einem Flugzeugträger. In dieser Zeit wurde bekannt dass nach den erfolgreichen Flügen von Satelliten nun Menschen folgen sollten um in den Weltraum zu fliegen. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht bekannt welches Ziel das Weltraumprogramm haben sollte. Daraufhin begann ich die Ausbildung zum Testpiloten um die Anforderungen zu erfüllen und die Chance zu nutzen um mich als Astronaut zu bewerben. Nach meiner erfolgreichen Ausbildung zum Testpiloten wurden die ersten Astronauten bereits ausgewählt. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch zu wenig Erfahrung als Testpilot hatte wurde ich abgelehnt. Ich ging daraufhin zum MIT (Massachusetts Institute of Technology) und machte im Jahre 1964 meinen Doktor in Aeronautics/Astronautics. Als Testpilot sammelte ich danach genug Erfahrung und habe mich erneu beworben. Edgar Mitchell wurde im April 1966 als einer von 19 Astronauten der fünften Gruppe von Astronauten ausgewählt. „Nachdem die fünfte Gruppe von Astronauten ausgewählt wurde begann diese sofort mit dem Training für das Apollo Projekt. Meine technische Aufgabe war die Mondfähre. Ich glaube das erhöhte auch sehr meine Chance zum Mond zu fliegen. Außerdem war ich der Astronauten Repräsentant bei Grumman Aircraft bei der die Mondfähre entwickelt und gebaut wurde. Ich war mitverantwortlich bei den wichtigsten Abschnitten betreffend des Designs, Tests und Qualifikation für den Weltraum. Ich war der hauptverantwortliche Astronaut der die Tests zwecks Bedienung und Handhabung der Mondfähre durchführte.“ Er gehörte der Support Crew für Apollo 9 an und er war als Back-up LMP für die Missionen Apollo 10 und Apollo 16 bestimmt. „Bei Apollo 9 wurde die Mondfähre das erste Mal im Weltraum und zwar in der Erdumlaufbahn getestet. Ich gehörte der Support Crew zusammen mit Fred Haise an und war verantwortlich für den Transport von der Fabrikationshalle von Grumman zum Cape sowie die Übergabe an das Launch-Team die die Mondfähre für den Start vorbereitet haben.

Für Apollo 10 wurde ich als Back-up LMP ausgewählt bei der die Mondfähre in der Mondumlaufbahn den letzten Test erhielt um bei der nächsten Mission auf dem Mond zu landen. Fred Haise wurde als Back-up LMP für Apollo 11 ausgewählt. Durch das Back-up Assignment wurde ich dann durch die Rotation als LMP für Apollo 13 und Fred als LMP für Apollo 14 ausgewählt. Die Rotation war so angelegt das man nach dem Assignment als Back-up Crewmitglied drei Missionen später der Hauptcrew angehören würde.“ Für Apollo 14 wird Edgar Mitchell als LMP bestimmt und wird damit der 6. Mensch der den Mond betrat. „Als LMP war ich der Experte für die Mondfähre und verantwortlich für die Systeme. Ich war ebenso verantwortlich für die Prozeduren die für die Aktivitäten auf der Mondoberfläche erstellt wurden. Das Prüfen, testen und die Flugfreigabe der Ausrüstung die wir auf der Mondoberfläche benutzen sollten.“ Sein Kommandant Alan Shepard, der erste Amerikaner im Weltraum, war erst kurze Zeit wieder flugtauglich. Nachdem er fast ein Jahrzehnt lang wegen eines Ohrenleidens, das durch eine Operation geheilt wurde, hatte aussetzen müssen. „Es handelte sich bei Alan Shepard um die Menier Krankheit. Die Symptome sind Hörverlust und Geräusche im rechten Ohr sowie gelegentliche Anfälle von extremer Übelkeit und Schwindelgefühl. Verursacht werden diese Symptome durch ein Übermaß an Flüssigkeit im Innenohr. Als die Krankheit bereits 1963 bei ihm auftrat wurde er sofort vom aktiven Flugdienst für alle Luft- und Raumfahrzeuge der NASA ausgeschlossen.“ Durch die erfolgreiche Operation war Alan Shepard nun wieder im aktiven Flugdienst und wurde als Kommandant für Apollo 13 ausgewählt. „Das NASA Hauptquartier hatten aber große Bedenken das Shepard nicht genügend Training hätte da er ja mehrere Jahre aus Fliegerstatus herausgenommen war und bewirkte einen Tausch der Crews. Daraufhin wurde die Crew von Apollo 13 mit Alan Shepard, Stuart Roosa und mir getauscht mit der Crew von Apollo 14 mit Jim Lovell, Fred Haise und Ken Mattingly. Es sollte sich später herausstellen das wir das Glück mit Apollo 14 hatten und auf dem Mond landen konnten.“

Fra Mauro zweiter Teil

Die dritte Mondlandung war zum größten Teil eine Wiederholung der Ziele der Beinahe-Katastrophe von Apollo 13. Das Landegebiet war das leicht hügelige Fra Mauro Gebiet was direkt an das Meer der Stürme angrenzt wo Apollo 12 gelandet war. Das Apollo 13 Unglück bedeutete das die nächste Mission letztendlich um 4 Monate verschoben werden musste. „Unsere Mission wurde insofern geändert da wir das Landegebiet von Apollo 13 Fra Mauro nun als Ziel auf dem Mond bekamen. Die Auswahl der Landegebiete war so ausgelegt das es eine Progression der Komplexität sein sollte. Die ersten beiden Missionen Apollo 11 und 12 landeten in den flachen Meeresgebieten, wir mit Apollo 14 in einem leicht hügeligen Gebiet und Apollo 15, 16 und 17 in den Gebieten mit großen Hügeln und Gebirgszügen. Da diese geplante Stufe zwischen den Meeresgebieten und den Gebirgszügen nicht ausgelassen werden sollte wurde Fra Mauro unser neues Landegebiet.“ Edgar Mitchell startete am 31. Januar 1971 mit seinem Kommandanten Alan B. Shepard und dem Kommandokapselpiloten Stuart A. Roosa zur dritten Landung auf dem Mond. Wenige Stunden nach dem Start sollte die Mondfähre kurz nach dem Verlassen der Erdumlaufbahn angekoppelt werden. Es wäre fast zum Abbruch der Mission gekommen als die Kommandokapsel erst beim 6. Versuch an die Mondfähre angekoppelt werden konnte. Nachdem erfolgreichen Andocken der Mondfähre war es zeit für die erste Schlafperiode im All. „Mein Schlafbereich war unterhalb meines Sitzes zwischen Boden und Aufbewahrungskästen. Meinen Schlafsack, der aussah wie ein Fischnetz mit einem großen Reißverschluß, befestigte ich unterhalb des Sitzes.

Ich schlupfte in meinen Schlafsack, habe die Beine gestreckt, die Arme verschränkt und meine Augen geschlossen. Schlafen im schwerelosen Zustand hat einige Vorteile. Auf der Erde dreht man sich regelmäßig um die Belastung zu verändern oder wenn man aufrecht schläft tut einem mit der Zeit das Genick weh. In der Schwerelosigkeit gibt es diese Probleme nicht. Wenn man aufwacht fühlt man sich absolut frisch.“ Eine der größten Herausforderungen an die Astronauten war es in der verhältnismäßig kleinen Kommandokapsel ihren alltäglichen Bedürfnissen nachzukommen. „Am besten ist dies zu beschrieben dass man es sehr, sehr sorgfältig machen muss. Es war wirklich schrecklich. Das Apollo Waste Management System war keineswegs ein Triumph der Technologie. Es bestand aus Beuteln und einem kleinen Urinal. Durch die Schwerelosigkeit waren die diversen Vorgänge sehr erschwert und mühevoll. Das Urinal war unterhalb der Sitze angebracht. Man musste nach unten schweben, ein Ventil öffnen und eine Vorrichtung verwenden. Es war eine viel größere Herausforderung aufs „Örtchen“ zu gehen weil wir dafür nur Plastikbeutel hatten. Um sein Geschäft zu erledigen schwebte man zur unteren rechten Seite der Kommandokapsel und die beiden Kollegen entfernten sich so weit als möglich zur anderen Seite. Man wollte selbst soviel Abstand als möglich. Als nächstes zog man sich komplett aus – Kleidung, Ringe, Uhren einfach alles was man am Körper trug weil man nicht wusste was passieren würde wenn man den Beutel benutzt. Das große Problem war einfach das nichts aber auch gar nichts auf dem Boden des Beutels landete. Du selbst bist geschwebt, der Beutel ist geschwebt und alles in dem Beutel schwebte auch. Es war schon schwierig sich sauber zu halten und alles was sie sich vorstellen könnte passieren!“ Auf dem Weg zum Mond und zurück war die Kommandokapsel und die Mondfähre starken Temperaturschwankungen ausgesetzt. „Auf der Flugbahn zum Mond hielten wir unsere Kapsel ständig in einer Rotation um die starken Temperaturschwankungen auszugleichen.

Auf der Schattenseite war es extrem kalt und auf der Sonnenseite wurde es sehr heiß. Diese Schwankungen waren für unsere Systeme schädlich und deshalb hielten wir die Kapsel in dem so genannten „Barbecue Mode“ was nichts anderes heißt als wenn man ein Hähnchen auf einem Spieß grillt. Dieses war nötig um die Temperatur der Kapsel in der Balance zu halten.“ Vier Tage nach dem Start sind Al Shepard und Ed Mitchell im Fra Mauro Gebiet gelandet. „Kurz bevor wir mit der Zündung die PDI (Power Descent Ignition) genannt wird starten sollten, meldete Mission Control das ein Abbruch Warnlicht aufleuchtet. Nach Überprüfung des Displays unseres Bordcomputers stellten wir fest dass der Abbruchschalter aktiviert war womit der Computer automatisch die Zündung für den Abstieg abbrechen würde. Mission Control teilte uns mit das wir ein Reset des Bordcomputers durchführen sollten. Wir taten das aber es änderte sich nichts und der Abbruchschalter blieb aktiviert. Der verantwortliche Flugkontrolleur vermutete dann dass sich möglicherweise ein Lötzinnkügelchen festgesetzt hat und schlug vor das wir die Konsole abklopfen sollten. Ich nahm einen Stift, klopfte die Konsole leicht ab und plötzlich erlosch die Fehlermeldung auf dem Display des Bordcomputers. Um zu vermeiden dass sich während des Abstiegs der Abbruchschalter wieder selbstständig aktiviert wurde der verantwortliche Software Ingenieur damit beauftragt innerhalb kürzester Zeit ein Programm zu schreiben um dieses zu vermeiden. Während der nächsten Mondumkreisung bekamen wir die Daten und tippten sie in den Bordcomputer ein.

Durch dieses Programm wurde der Abbruchschalter automatisch gesperrt und wir konnten mit der Zündung des Triebwerks beginnen. Nach planmäßiger und erfolgreicher Zündung begannen wir mit dem Abstieg zum Fra Mauro Hochland. Das nächste Problem bekamen wir während der ersten Phase des Abstiegs in einer Höhe von 10.000 Meter. Das Landeradar schaltete sich nicht ein das wir benötigten während der letzten 3.000 Höhenmeter des Landeanfluges. Mission Control teilte uns als erste Maßnahme mit das wir den Landeradarunterbrecher aktivieren sollten. Wir taten das und bekamen plötzlich auf unserem Display die benötigten Daten. Nun folgte der letzte Abschnitt der Landung indem Al Shepard „Antares“ vom horizontalen Anflug in die vertikale umlenkte und wir setzten dann planmäßig und genau im Ziel des Fra Mauro Gebietes auf.“ Das Gebiet war übersät von unzähligen Kratern und unterschiedlich abfälligen ebenen Stücken. Sie fanden ein kleines Stück etwa 30 Meter neben dem Zielpunkt und setzten die Mondfähre „Antares“ auf. Das einzige Problem war das der Landeplatz ein Gefälle von 8° aufwies. Die Crew musste dann während des Aufenthaltes damit leben das der Boden der Mondfähre so schräg war das Shepard auf die Seite von Mitchell rutschte. Die beiden Crews von Apollo 11 und Apollo 12 hatten keinen guten Schlaf auf dem Mond und Shepard und Mitchell waren da keine Ausnahme. Die Schräglage bedeutete eine ziemlich schlaflose Nacht für beide hatte aber keinen negativen Effekt für die Mission. Etwa drei Stunden nach der Landung bereiteten sie sich auf den Ausstieg vor. Als sie durch die Fenster schauten sahen sie die weichen Formen der Krater und es hatte auf sie die Wirkung wie eine Schneelandschaft. „Es kommt darauf an in welchem Winkel die Sonne steht und auf die Oberfläche scheint. Im Sonnenlicht sieht der Mondboden „Mausbraun“ aus und gegen die Sonne „Mausgrau“. Es kommt auch darauf an wie der Boden das Sonnenlicht reflektiert. Al Shepard bemerkte scherzhaft „Lass uns rausgehen und im Schnee spielen“.“

Der Ausstieg

Der erste Ausstieg war mittlerweile Routine. Die Mondfähre verlassen, den Mond zu betreten und das Landegebiet zu inspizieren. Sie erkannten Cone Crater, ein konischer Hügel im Osten übersät mit Gesteinsbrocken die gut zu sehen waren. „Mein erster Eindruck war: „Wow, das ist wundervoll!“. Der Zeitplan war unglücklicherweise so eng das es für uns hieß: „Pushing, Pushing, Pushing!“ daher hatten wir keine Zeit uns länger zu freuen da wir sehr viele Arbeiten zu erledigen hatten. Es war auf der Mondoberfläche schon sehr viel schwieriger sich an die äußeren Umstände und die Umgebung zu gewöhnen als wie wir es im Training hatten. Wir sind manchmal hinter unserem Zeitplan gewesen und es war dann so gut wie unmöglich dieses wieder aufzuholen. Diese karge Landschaft doch sehr beeindruckend und für mich wie ein Traum selbst dort zu sein. Es war aber ein wahnsinniges Gefühl in einem Gebiet sich zu bewegen wo niemals zuvor Menschen gewesen sind. Es waren bis heute nur insgesamt 12 Menschen auf dem Mond.“ Die ersten Aktivitäten bestanden darin die Funkantenne sowie die Fernsehkamera aufzubauen und die Flagge aufzustellen. Im Vergleich zu Apollo 12 gab es einige Neuerungen bei Apollo 14. Zum erstenmal wurde ein Handkarren genannt MET (Modular Equipment Transporter) verwendet, der an einen Golfwagen erinnerte, um diverses Werkzeug und Mondgestein zu transportieren.

Dadurch wurde die Reichweite um die Mondfähre stark erweitert. „Wir waren die erste Mission bei der eine geologische Traverse zu Fuß auf dem Mond geplant war. Wir hatten zwei etwa 4½-stündige EVA`s wobei die längste Traverse etwa 1,6 Kilometer lang war um zum Cone Krater aufzusteigen.“ Der Handkarren hinterließ etwa 2 Zentimeter tiefe Spuren im Mondstaub. Der MET hatte nicht die Kapazität und Mobilität des Rovers, der erstmals bei Apollo 15 eingesetzt wurde, aber Shepard und Mitchell konnte dadurch mehr als nur mit ihren Händen transportieren. Der andere große Unterscheid zu Apollo 12 war das die Fernsehkamera (diesmal mit Objektivschutz) problemlos funktionierte. Bei Apollo 12 passierte Al Bean das Missgeschick das er das Objektiv, das nicht durch eine Abdeckung geschützt war, direkt in die Sonne gehalten hat und dadurch die Linse beschädigt wurde. Daher gab es bei Apollo 12 keine bewegten Bilder der Mondspaziergänge von Conrad und Bean. Etwa 200 Meter von Antares entfernt installierten Shepard und Mitchell ALSEP (Apollo Lunar Surface Experimental Package) mit dem verschiedene wissenschaftliche Experimente durchgeführt wurden. „Die Arbeiten für uns beide in den schweren Druckanzügen und den klobigen Handschuhen war sehr anstrengend. Ich sagte zu Mission Control „Wir machen zu zweit Dinge die normalerweise ein halber von uns erledigen kann.“ Shepard und Mitchell waren nur etwa eine halbe Stunde hinter dem geplanten Zeitplan zurück als sie zur Mondfähre zurückkehrten um ihre erste Schlafpause einzulegen. Sie baten Misson Control darum die Schlafperiode um eine Stunde zu verkürzen um etwas mehr Zeit für die zweite und letzte EVA zu haben.

Die Schlafperiode war nicht sehr erholsam, wie auch schon bei Apollo 11 und Apollo 12 da beide in ihren schweren Raumanzügen schlafen mussten. Die späteren Missionen hatten eine längere Aufenthaltsdauer und daher war es möglich dass die Crews für ihre Schlafperioden die Anzüge ausziehen konnten. Da es in Summe Stunden dauert diese Anzüge in der engen Mondfähre an- und auszuziehen sowie alle Verbindungen anzuschließen war bei den ersten drei Missionen dafür nicht genügend Zeit verfügbar da für die verhältnismäßig kurzen Aufenthalte der Zeitaufwand zu viel gewesen wäre. Am nächsten Morgen meldeten Shepard und Mitchell das sie etwa vier Stunden geschlafen hätten es sollte sich aber herausstellen das dies eine sehr optimistische Einschätzung sein sollte. Die Flugkontrolleure stellten durch die Werte der Sensoren die am Körper der Crew waren fest dass beide nur kurz geschlafen hätten.

Aufbruch zum Cone Crater

Das Ziel der zweiten EVA war der Ausflug zum 1,6 Kilometer entfernten Cone Crater mit einem Durchmesser von etwa 300 Metern. Auf dem Weg legten Shepard und Mitchell nach etwa einer halben Stunde den ersten Stop ein um Steine zu sammeln, Fotos zu machen und Messungen des Magnetfeldes des Mondes durchzuführen. Nach einer Stunde hatten sie sich bereits etwa 650 Meter von der Mondfähre entfernt. Als sie begannen zum Krater aufzusteigen bei einer Steigung von 10 Prozent stellten sie fest dass hier bedeutend mehr Steine lagen als in dem flachen Teil des Landegebietes. „Es wurde angenommen dass die Steine vom Kraterrand unterschiedlich zu denen vom Landegebiet sein würden. Die Wissenschaftler vermuteten dass die Steine am Kraterrand vom inneren des Kraters noch oben geschleudert wurden. Sie waren speziell interessiert an den Steinen aus flachen Gebieten und denen aus der Tiefe um das gesamte Spektrum zu erhalten. Die Steine am Cone Crater waren um einiges größer als die Steine die sich um die Mondfähre herum befanden. Den größten Stein den wir gesammelt haben hatte etwa die Größe eines Footballs. Wir haben von größeren Steinen einige Brocken abgeschlagen und eingesammelt.“ Das Tempo von beiden wurde nun zunehmend langsamer. Mit dem Handkarren im Schlepptau und dem tiefen Mondboden sind beide nur sehr langsam vorwärts gekommen und hatten Probleme im Zeitlimit zu bleiben. Das Hauptziel für Shepard und Mitchell war es vom Kraterrand Gesteinsproben einzusammeln es stellte sich aber heraus das der Aufstieg doch kraft- und zeitraubender war als ursprünglich angenommen. „Wir waren schon besorgt dass wir es nicht bis zum Kraterrand schaffen würden. Ich hatte mit Al einige Diskussionen während des Aufstiegs zum Kraterrand wegen der Richtung. Ich wollte mehr nördlich und er wollte mehr südlich gehen. Das hatte zum Ergebnis das wir eine kurze Zeit annähernd im Kreis gelaufen sind anstatt zum Kraterrand zu gelangen.“ Als sie etwa in der Mitte des Aufstiegs waren hatten sie noch etwa 60 Meter zum Rand zurückzulegen.

Zu diesem Zeitpunkt waren sie aber bereits 15 Minuten hinter dem Zeitplan. Mission Control hatte zwar einer 30-minütigen Verlängerung zugestimmt aber es stellte sich heraus dass diese Zeit nicht ausreichte um den Kraterrand zu erreichen. Sie sammelten einige Steine während des Aufstieges ein und Mitchell schoss einige Fotos und gab seine Beschreibungen und Eindrücke der Landschaft an Mission Control weiter. „Wir wurden trainiert durchgehend den Fortschritt unserer Arbeiten zu kommentieren sowie die Umgebung zu beschreiben und wo wir uns gerade aufhielten. Die Wissenschaftler in Houston erhielten von mir immer wieder geologische Beschreibungen des Terrains sowie der verschiedenen Gesteinsbrocken. Die Wissenschaftler machten ihre Notizen auf ihren Landkarten an jeder Stelle wo wir uns befanden um eine Gesamtbild der geologischen Zusammenhänge zu bekommen.“ Der Aufstieg war für beide so anstrengend das die Flugkontrolleure in Houston das enorme Schnaufen hörten. Erschwerend kam hinzu dass sie den MET im Schlepptau hatten.

Beide wechselten sich ab den Handkarren zu ziehen. Als Mitchell den MET zog hat Shepard von hinten geschoben und wie beim Marschieren in der Armee Kommandos gegeben „Links, Rechts, Links, Rechts …….“! Shepard´s Herzschlag war mittlerweile auf 140 pro Minute angestiegen und an einem großen Steinbrocken hielten sie an und legten eine Pause ein. Hinsetzen war wegen der Druckanzüge nicht erlaubt sie konnten sich aber anlehnen um sich etwas zu erholen und Fotos zu machen. Zu diesem Zeitpunkt stiegen sie um einen Höhenmeter in dem sie fünf Meter liefen. Sie mussten aber bereits jede Minute eine kurze Pause einlegen. Sie waren mittlerweile 2 Stunden außerhalb der Mondfähre und Shepard schätzte das es mindestens noch eine halbe Stunde dauern würde um den Kraterrand zu erreichen und etwa 15 – 20 Minuten um die gewünschten Steine einzusammeln. Es war für beide sehr schwierig Distanzen zu schätzen da keine Anhaltspunkte, beispielsweise Größen von Objekten oder unterschiedliche Farben des Geländes vorhanden waren um diese richtig einzuschätzen. „Ich teilte Mission Control voller Euphorie mit „Wir haben Dreiviertel des Weges geschafft“ und fragte Al Shepard „Warum lassen wir den MET nicht hier stehen, ohne ihn können wir viel schneller laufen?“. Shepard erwiderte „Nein, In dem Bereich wo wir uns befinden liegen auch Steine die aus dem Inneren von Cone stammen müssten“.

Mission Control stoppte den weiteren Aufstieg wegen des Zeitproblems und teilte ihnen mit dass sie in dem Bereich wo sie sich gerade befinden noch einige Steine einsammeln sollen und dann den Rückweg zur Mondfähre beginnen sollen. Der Abbruch der zweiten EVA erfolgte auch da Shepard und Mitchell mehr und mehr Orientierungsschwierigkeiten auf der Mondoberfläche hatten und dadurch aus dem Zeitplan gerieten. Später stellte sich heraus, dass sie bis auf 30 Meter an den Kraterrand herangekommen waren, ohne zu wissen, wo sie genau waren. Der Weg zurück war nicht sehr spektakulär. Sie benötigten für einen Weg für den sie zwei Minuten brauchten um aufzusteigen nur eine Minute um abzusteigen. Als sie wieder im flachen Teil angekommen waren mussten sie aufpassen da immer wieder unzählige kleine Krater vor ihren Augen auftauchten.

Start von Fra Mauro und Heimreise zur Erde

Zurück an der Mondfähre verstauten sie nun diverses Gegenstände und 42 Kilogramm Mondgestein für den Rückflug in die Mondumlaufbahn. „Wir haben alles in der Mondfähre verstaut was wir zurückbringen sollten und haben die Mondfähre vorbereitet für den Start in die Umlaufbahn.“ Die Astronauten beantworteten noch einige Fragen der Geologen und sprachen einige Minuten mit dem CapCom Fred Haise über die Erfahrungen und Erlebnisse der zwei EVA´s. „Der Start verlief absolut sanft und problemlos. Wir mussten nur warten bis Stu Roosa mit der Kommandokapsel in der vorbestimmten Position über uns war und dann haben wir den Launch Countdown gestartet, das Triebwerk hat gezündet und wir sind vom Mond gestartet. Das Triebwerk der Oberstufe der Mondfähre war sehr klein da durch die viel geringere Schwerkraft als auf der Erde nur eine geringe Leistung nötig war um vom Mond zu starten. Wir waren die erste Mission die ein direktes Rendezvous mit der Kommandokapsel durchführten. Nach dem Start sind wir direkt in die Umlaufbahn geflogen wo sich Stu Roosa befand und haben uns angenähert und noch im gleichen Orbit angedockt.“ Nach dem erfolgreichen zünden des SPS-Triebwerks und dem verlassen der Mondumlaufbahn begann die Heimreise zur Erde. „Als wir die Erde erreicht haben hat Stu Roosa das Service Module abgetrennt und die Kommandokapsel umgedreht so dass wir mit dem Hitzeschild zuerst in Richtung Erdatmosphäre geflogen sind. Man spricht in der Fachsprache von einem direkten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.“

Apollo 14 war die dritte und letzte Crew, die nach dem Flug zur Mondoberfläche in eine Quarantänestation musste. Diese vorbeugende Maßnahme wegen möglicher ansteckender Mondbakterien war bei den noch ausstehenden drei Landungen nicht mehr notwendig. Da die ersten beiden Missionen Apollo 11 und 12 sehr kurz waren, so zeigte doch Apollo 14 dass die Astronauten fähig waren längere Strecken zu Fuß zurückzulegen. Apollo 14 brachte sehr gute Erkenntnisse und war ein wichtiger Baustein für die noch bevorstehenden drei Missionen bei denen der Rover eingesetzt werden sollte. Sie war ebenfalls eine Mission für das Buch der Rekorde. Alan Shepard brachte 2 Golfbälle auf der Mondoberfläche zum Vorschein, die er in seinem Raumanzug versteckt hatte. Er nahm ein Werkzeug vom Handkarren an dem ein 6er Eisen befestigt hatte und nach dem dritten Versuch gelang ihm der Abschlag. Der Golfball flog in Zeitlupe davon und Shepard kommentierte: „Meilen und Meilen und Meilen“. Es war nicht sehr spektakulär aber es war der erste Golfschlag auf dem Mond.

Edgar Mitchell war für Apollo 16 als Back-up LMP ausgewählt. Für die Missionen Apollo 15, 16 und 17 waren die Back-up Crews alles bereits erfahrene Apollo Astronauten. Es wurden für diese Missionen keine neuen Astronauten mehr als Back-up Crews benannt. „Die NASA verfolgte die Philosophie keine unnötige Zeit während des Trainings zu verschwenden wenn man eh mehrere trainierte und erfahrene Apollo Astronauten zur Verfügung hatte und setzte ab Apollo 15 bereits geflogene Apollo Astronauten als Back-up Crews ein. Man wollte auch vermeiden das neue Astronauten als Back-up Crews für Apollo 15, 16 und 17 ausgewählt werden und nur beim Ausfall der Prime Crew die Chance bekommen hätten zu fliegen. Durch die Rotation von drei Missionen hätten diese Back-up Crews als Prime Crew keine Chance mehr bekommen da mit Apollo 17 das Apollo Programm abgeschlossen wurde. Die neuen Astronauten wurden bereits für Skylab und das Space Shuttle trainiert. Die NASA bevorzugte bereits erfahrene Astronauten wie mich zu haben die trainiert waren, verfügbar waren und sofort einsetzbar gewesen wären falls ein Crewmitglied aus welchen Gründen auch immer ausgefallen wäre.“

Die Mission von Apollo 14 dauerte 9 Tage und 2 Minuten. Edgar Mitchell verbrachte insgesamt 33,5 Stunden auf der Mondoberfläche und davon 9 Stunden und 25 Minuten während der zwei Exkursionen außerhalb der Mondfähre „Antares“. Shepard und Mitchell nutzten erstmals einen Handkarren zum Transport von Ausrüstung und Mondgestein. Sie sammelten insgesamt 42,8 Kilogramm Mondgestein das sie zur Erde brachten.

Gerhard Daum, Raumfahrt-Journalist, führte das Interview mit Edgar Mitchell während eines privaten Besuches in seinem Haus in Lake Worth, Florida im Oktober 2003.

Apollo 11 – Der Flug zum Meer der Ruhe

Am 21. Juli 1969 MEZ geschah das größte Ereignis des 20. Jahrhunderts

Vor 40 Jahren begann die wohl historischste Reise,
die Menschen je unternommen haben…

von Gerhard Daum

Als der amerikanische Präsident, John F. Kennedy, am 25. Mai 1961 verkündete, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Menschen zum Mond und wieder sicher zur Erde zu bringen, hatten die Amerikaner gerade ihre erste bemannte Weltraummission mit einer Dauer von 15 Minuten absolviert. Auf dem Mond zu landen, war damals unvorstellbar. Man muss bedenken, dass es zu dieser Zeit nur Schwarzweiß-Fernseher und Telefone mit Wählscheiben gab, und dass das erste Passagier-Düsenflugzeug mit Zwischenlandungen über den Atlantik flog, um die USA zu erreichen.

Der Weltraum war mittlerweile Bestandteil des kalten Krieges und Wettstreit der konkurrierenden politischen Systeme der beiden Großmächte, der USA und der Sowjetunion, geworden. Die Sowjetunion hatte 1957 den ersten Satelliten „Sputnik“ und die Hündin „Laika“, sowie 1961 den ersten Kosmonauten, Juri Gagarin, in die Erdumlaufbahn geschossen und war in diesem Wettlauf den Amerikanern immer eine Nasenlänge voraus gewesen. Dennoch sollte in etwas mehr als 8 Jahren das Unmögliche wahr werden, am 20. Juli 1969 landete die Mondfähre „Adler“ mit den beiden Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin im „Meer der Ruhe“ auf dem Mond. In diesen 8 Jahren arbeiteten etwa 400.000 Menschen aus Regierung, Wissenschaft und Industrie daran, das von Kennedy vorgegebene Ziel zu erreichen.

Die Reise beginnt

Es waren mehr als eine Million Menschen, die sich am Morgen des 16. Juli 1969 um das Kennedy Space Center in Florida als Zuschauer aufhielten, um den Start von Apollo 11 live zu erleben. Die Astronauten befanden sich bereits eine Woche vor Ort und in Quarantäne. Man isolierte die Crew, um möglichen ansteckenden Krankheiten vorzubeugen. Sie kam nur noch mit Personen zusammen, mit denen ein Kontakt unbedingt notwendig war. Der Flugarzt lud sogar den damaligen Präsidenten, Richard Nixon, aus, der mit den Astronauten am Abend zuvor zu Abend essen wollte. Um 8:32 Ortszeit (14:32 MEZ) begann mit dem Start der 111 Meter hohen und 3.000 Tonnen schweren Saturn V Mondrakete die Mission zur ersten Mondlandung mit dem Kommandanten Neil Armstrong, dem Piloten der Kommandokapsel Michael Collins und dem Piloten der Mondfähre Buzz Aldrin. Nach 12 Minuten wurde die Parkbahn erreicht, und nach eineinhalb Umläufen, 180 Kilometer über dem Pazifik, wurde die dritte Stufe der Saturn V mit der Kommandokapsel und Mondfähre an der Spitze erneut gezündet, um die Erdanziehungskraft zu verlassen und in die Flugbahn zum Mond einzuschwenken. Das Raumschiff, bestehend aus Kommandokapsel und Mondfähre, wurde nun in den Zustand der „passiven Wärmekontrolle“ versetzt, der auch scherzhaft „Barbecue Mode“ genannt wurde.

Das bedeutete, dass sich das Raumschiff langsam, wie auf einem Grill, um die eigene Achse zu drehen begann, so dass nicht eine Seite ständig durch das Sonnenlicht aufgeheizt wurde, und die andere Seite im Schatten abkühlte. Das Apollo Raumschiff flog präzise auf der vorausberechneten Flugbahn. Am Freitag, dem 18. Juli 1969, beschäftigten sich Armstrong und Aldrin das erste Mal mit der Mondfähre. Sie erhöhten den Kabinendruck und öffneten die Luke, die den Tunnel zwischen Kommandokapsel und Mondfähre verschloss. Eineinhalb Stunden lang hielten sich beide in der Mondfähre auf und überprüften Einrichtungen und Instrumente. Nachdem das Apollo 11 Raumschiff am 19. Juli 1969 den Mond erreichte, wurde das Haupttriebwerk der Kommandokapsel für knapp 10 Minuten gezündet, um in eine elliptische Bahn über der Mondoberfläche einzuschwenken. Am gleichen Abend sahen die Astronauten erstmals den vorgesehen Landeplatz, das „Meer der Ruhe“. Nach einer Schlafpause schwebten Armstrong und Aldrin am 20. Juli 1969 in die Mondfähre, um sich für den Abstieg zur Mondoberfläche vorzubereiten. Das Abkoppeln der Mondfähre von der Kommandokapsel erfolgte über der erdabgewandten Seite des Mondes.

Neil Armstrong und Buzz Aldrin standen in der Oberstufe der Mondfähre „Adler“, Seite an Seite in ihren Raumanzügen mit Gurten am Boden befestigt, als sie die Instrumente für den Abstieg studierten. Das Landetriebwerk wurde nun erneut für den gebremsten Sinkflug gezündet, und es sollte etwa für 12 Minuten laufen, um den Rest des Weges zur Mondoberfläche zurück zu legen. Der größte Teil des Abstiegs wurde nun vom Bordcomputer gesteuert, und kurz vor der Landung sollte Neil Armstrong die Mondfähre auf einen geeigneten Landeplatz lenken und aufsetzen. Durch eine geringe unbeabsichtigte Bahnänderung beim Abkoppeln von der Kommandokapsel steuerte der Bordcomputer nun die Mondfähre in ein Gebiet, etwa 4,5 Kilometer von der geplanten Landestelle entfernt. Die Mondfähre flog zuerst schräg vorwärts und wurde dann vom Bordcomputer nach vorne ausgerichtet, bis sie für das letzte Stück bis zur Mondoberfläche aufrecht stand.

Sieben Minuten nach dem Beginn des gebremsten Sinkfluges schwenkte der Bordcomputer die Mondfähre für den Endanflug nach vorne. In einer Höhe von etwa 900 Metern betrug die Landegeschwindigkeit knapp 80 km/h. Charlie Duke meldete „Ihr seid klar für die Landung!“. Plötzlich gab es Computeralarm, und die Gefahr eines Abbruchs wurde groß, doch Astronaut Charlie Duke, der als Verbindungssprecher im Kontrollzentrum saß, meldete sich sofort mit den Worten „Wir sind klar!“.

Durch diese Fehlermeldung wurden die Astronauten so sehr in ihrer Konzentration beansprucht, dass Neil Armstrong nicht in dem Maße, wie im Flugplan vorgesehen, auf die charakteristischen Merkmale auf der Mondoberfläche achten konnte. Während des Endanfluges, in etwa 300 Metern Höhe, führte der Autopilot die Mondfähre direkt auf einen 33 Meter breiten und 4 Meter tiefen Krater zu, der übersät war mit Felsbrocken. Armstrong schaltete in 150 Metern Höhe auf Handsteuerung um und zog die Mondfähre über den Kraterrand hinweg. In etwa 30 Metern Höhe leuchtete plötzlich ein Warnlicht auf, das anzeigte, dass nur noch für 90 Sekunden Treibstoff vorhanden war. Armstrong drosselte nun das Triebwerk, bis die Mondfähre nur noch so schnell war wie ein Fahrstuhl. „Sechzig Sekunden“ sagte Charlie Duke`s Stimme aus dem Kontrollzentrum, das bedeutete Treibstoffvorrat für eine weitere Minute. Das Triebwerk begann Staub aufzuwirbeln, als Neil Armstrong die Mondfähre senkrecht wie einen Hubschrauber 60 Meter westlich vom Krater auf eine flache Ebene steuerte.

Plötzlich kam wieder Duke`s Stimme „Dreißig Sekunden“, und kurz darauf leuchtete das blaue Kontaktlicht auf. Buzz Aldrin meldete um 21:17:39 MEZ den Kontakt der drei 75 Zentimeter langen Metallfühler an den Landefüßen der Mondfähre mit der Mondoberfläche. Unmittelbar danach setzte die Mondfähre mit allen vier Landefüßen mit einer Geschwindigkeit von 0,52 Metern in der Sekunde im „Meer der Ruhe“ auf. Etwa drei bis vier Sekunden nach dem Kontaktsignal schaltete Neil Armstrong das Haupttriebwerk ab. Armstrong und Aldrin beglückwünschten sich mit einem kurzen Händedruck. Durch die zusätzlichen Manöver verblieb ein Resttreibstoff für nur 15 Sekunden Flugzeit. Durch den Mehrverbrauch an Treibstoff verblieb den Astronauten weniger als zehn Sekunden Zeit für einen eventuell notwendigen sofortigen Rückstart zur Kommandokapsel. Für diese Maßnahme war im Flugplan ein Zeitfenster von einer Minute eingeplant worden. Um 21:17:58 MEZ meldete sich Neil Armstrong mit den Worten an das Kontrollzentrum „Houston, hier ist die Basis Meer der Ruhe. Der Adler ist gelandet“ und in Houston antwortete Charlie Duke „Empfangen, Stützpunkt Meer der Ruhe. Wir hören euch klar und deutlich. Hier sitzen ein paar Jungs, die schon ganz blau angelaufen sind. Jetzt können wir wieder durchatmen. Wir danken euch!“. Michael Collins, der alles per Funk mitverfolgte „Auch in der Kommandokapsel sitzt ein sehr erleichterter Mann!“.

Der erste Mensch betritt den Mond

In den Stunden nach der Landung wurden die meisten Systeme der Mondfähre bis zum Rückstart am nächsten Tag von Armstrong und Aldrin abgeschaltet, und beide begannen, nachdem sie etwas gegessen hatten, mit den Vorbereitungen für den Ausstieg. In den USA war es zu diesem Zeitpunkt noch der 20. Juli 1969 in den frühen Abendstunden, also die beste Sendezeit für das gerade richtig populär gewordene Fernsehen. Als die Freigabe für den Ausstieg aus Houston erteilt wurde, öffnete Aldrin das Ventil, und der Sauerstoff entwich aus der Oberstufe der Mondfähre in den Weltraum. Dann öffnete er die Luke, und Neil Armstrong begann am 21. Juli 1969 um 3:51 Uhr MEZ sich rückwärts auf die Plattform und die Leiter der Mondfähre zu bewegen.

Etwa 600 Millionen Fernsehzuschauer in der ganzen Welt saßen vor ihren Fernsehgeräten, während die ersten verschwommenen schwarz-weißen Fernsehbilder zu sehen waren, als Neil Armstrong die Leiter hinab kletterte. Er wirkte wie ein Gespenst, als er sich Stufe um Stufe der Mondoberfläche näherte. „Ich bin am Fuß der Leiter“ sagte Armstrong. „Die Teller der Landebeine sind nur drei bis fünf Zentimeter in den Mondboden gesunken. Die Oberfläche erscheint sehr feinkörnig, fast wie Pulver“. Kurz darauf „Ich steige jetzt herunter“. Mit dem linken Fuß setzte der damals 39-jährige Neil Armstrong am 21. Juli 1969 um 3:56:20 MEZ als erster Mensch mit den berühmten Worten „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit“ seinen Fuß auf die Mondoberfläche. Buzz Aldrin kletterte 18 Minuten später rückwärts aus der Oberstufe der Mondfähre auf die Plattform und weiter auf die erste Sprosse der Leiter. Als Aldrin die letzte Sprosse erreicht hatte, hielt er sich mit beiden Händen an der Leiter fest und sprang auf den Teller des Landefußes. Neil Armstrong fotografierte die einzelnen Etappen des Ausstiegs von Aldrin. Zwanzig Minuten nach Neil Armstrong betrat Buzz Aldrin als zweiter Mensch die Mondoberfläche. Nach einigen Minuten der Eingewöhnung machten die Bewegungen unter nur einem Sechstel der Erdanziehungskraft weniger Schwierigkeiten als erwartet. In ihren klobigen Raumanzügen konnten Armstrong und Aldrin die eigenen Füße nicht sehen und es zeigte sich, dass Hüpfen wie ein Känguru die schnellste und sicherste Fortbewegungsart war.

Nachdem die beiden Astronauten ihre ersten Schritte in den Mondstaub gesetzt hatten, wurden die ersten Mondproben gesammelt und verstaut, um sicherzustellen, dass man auf jeden Fall Gesteinsproben vom Mond hatte, falls der Aufenthalt unerwartet hätte abgebrochen werden müssen. Neil Armstrong enthüllte dann eine Gedenktafel an der Leiter der Mondfähre mit der Inschrift „Hier setzten Menschen vom Planeten Erde zum ersten Mal den Fuß auf den Mond. Juli, A.D. 1969. Wir kamen in Frieden für die ganze Menschheit“. Unterschrieben war die Gedenktafel von den drei Mondfahrern und dem damaligen Präsidenten Richard Nixon. Danach platzierte Armstrong die Fernsehkamera etwa zwanzig Meter von der Mondfähre entfernt, um alle weiteren Aktivitäten der Astronauten aufzuzeichnen. Als nächstes wurde die US-Flagge auf der Mondoberfläche aufgestellt. Da auf dem Mond keine Atmosphäre herrscht, musste sie durch zwei Aluminiumstangen in Spannung gehalten werden. Nach diesen Aktivitäten forderte das Kontrollzentrum Armstrong und Aldrin auf, sich vor die Kamera zu stellen. Der amerikanische Präsident telefonierte aus dem Weißen Haus mit den Astronauten und sagte „Das ist sicher der historischste aller Anrufe“ und beglückwünschte sie zu ihrer erfolgreichen Landung. Armstrong erwiderte „Danke, Mr. Präsident. Es ist eine große Ehre und ein großes Vorrecht hier zu sein.“

Einige wissenschaftliche Experimente wurden aufgebaut, beispielsweise eine Aluminiumfolie zur Messung des Sonnenwindes, die später wieder eingepackt wurde, um die eingefangenen Teilchen auf der Erde zu analysieren. Ein Seismometer sollte Daten zur Bestimmung von Erschütterungen im Untergrund liefern, die beispielsweise durch Meteoriten- und Asteroideneinschläge irgendwo auf dem Mond erzeugt wurden. Aber das Gerät überstand die erste Mondnacht mit Temperaturen von bis zu -170 Grad nicht. Durch den Aufbau eines Laserreflektors konnten Wissenschaftler präzise Abstandsmessungen zwischen Erde und Mond durchführen. Insgesamt 21,6 kg Mondgestein und Bodenproben wurden eingesammelt. Der Mondspaziergang dauerte zwei Stunden und 31 Minuten, bei dem sie sich in einem Radius von etwa 40 Metern um die Mondfähre bewegten.

Nachdem beide wieder in der Mondfähre zurück waren, legten sie sich vor dem Rückstart zur Kommandokapsel Columbia, der elfeinhalb Stunden nach dem Mondspaziergang erfolgen sollte, schlafen. Das Triebwerk zündete um 18:54 MEZ, und die Oberstufe hob mit einem sanften und gleichmäßigen Schub ab. Durch den Triebwerksstrahl kippte die US-Flagge um, da sie zu nah an der Mondfähre stand. Der Aufenthalt der beiden Astronauten auf dem Mond hatte 21 Stunden und 36 Minuten gedauert. Der Aufstieg verlief wie geplant, und die Oberstufe schwenkte in eine Mondumlaufbahn ein und koppelte wieder problemlos an die Kommandokapsel an. Die Freude des Wiedersehens war sehr groß, als Armstrong und Aldrin mit den mitgebrachten „Millionen-Dollar-Behältern“ sechs Stunden nach dem Start von der Mondoberfläche in die Kommandokapsel zu Michael Collins umgestiegen waren.

Die Rückkehr zur Erde

Am 22. Juli 1969 machten sich die drei Astronauten in der Kommandokapsel Columbia auf den Rückweg zur Erde. Die Landestufe der Mondfähre steht heute noch auf dem Mond, und die Oberstufe verblieb am 22. Juli 1969 im Mondorbit, um nach relativ kurzer Zeit durch die Anziehungskraft des Mondes an einer nicht bekannten Stelle auf der Mondoberfläche zu zerschellen.

Am 24. Juli 1969 um 17:50:35 MEZ wasserte die Kommandokapsel Columbia nach 8 Tagen, 3 Stunden, 18 Minuten und 35 Sekunden Flugzeit im Pazifik südlich der Hawaii-Inseln, etwa 3,1 Kilometer vom Flugzeugträger USS Hornet entfernt. Nach der erfolgreichen Landung war die Mission aber noch nicht vorbei. Wegen der Befürchtung vor unbekannten Mikroorganismen vom Mond mussten die Astronauten vor dem Verlassen der Kommandokapsel Isolationsanzüge anziehen. Sie mussten sich dann an Bord des Flugzeugträgers in eine 20-tägige Quarantäne begeben, bis diese Bedenken ausgeräumt waren. Während dieser Zeit schauten sich die Astronauten immer wieder Fernsehaufnahmen von der Mondlandung an. Erstmals erlebten sie das Ereignis aus der Sicht des Zuschauers. Aldrin sagte dabei zu Armstrong „Neil, ich glaube, wir haben da etwas verpasst.“

Die Bodenproben und Mondsteine wurden in das extra eingerichtete Lunar Receiving Laboratory zum Johnson Space Center nach Houston gebracht. Da der Mond weder Atmosphäre noch Sauerstoff besitzt, musste jeder Kontakt mit den Umweltbedingungen auf der Erde und jede direkte menschliche Berührung vermieden werden. Die Untersuchungen und Analysen mussten sozusagen unter Mondbedingungen durchgeführt werden, da sie sonst sofort chemisch verändert worden wären. Dafür wurden spezielle, extrem keimfreie Laborräume eingerichtet, in denen die Mondproben bis heute in hermetisch abgeschlossenen und durchsichtigen Plexiglas-Containern im Vakuum untersucht werden.

Die Apollo 11 Mission war der größte Erfolg der amerikanischen Raumfahrt. Das hauptsächlich politisch motivierte Ziel, Menschen zum Mond und auch wieder sicher zurück zu bringen, setzte ein unglaubliches Potenzial an Einfallsreichtum, Pioniergeist, Mut und Willen frei. Das Rennen der beiden Weltmächte war zu Gunsten der USA entschieden. Die Sowjetunion stellte ihre Anstrengungen, einen erfolgreichen bemannten Flug zum Mond durchzuführen, ein.

Welch eine prächtige Einöde

Am 21. Juli 1969 betrat Buzz Aldrin als zweiter Mensch die Mondoberfläche

Interview mit Buzz Aldrin,
40 Jahre nach der ersten Mondlandung von Apollo 11

von Gerhard Daum

Daum: Die Mission von Apollo 11 wird als das größte Ereignis des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Welche Bedeutung messen Sie dieser Mission bei?

Aldrin: Der Flug von Apollo 11 war die Realisierung eines jahrhundertealten Menschheitstraumes. Im Jahr 1961 wurde es ein nationales Anliegen in den USA, als ein junger Präsident namens John F. Kennedy die Nation aufforderte, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und wieder sicher zur Erde zurück zu bringen.

Daum: Es war die Zeit des kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion. Was brachte Kennedy dazu, ein solches Projekt ins Leben zu rufen?

Aldrin: Die Sowjetunion hatte den ersten Wettlauf ins All zu ihren Gunsten entschieden. Im April 1961 hatten Sie den ersten Menschen, den Kosmonauten Juri Gagarin, in eine Erdumlaufbahn geschossen. Plötzlich gab es nichts Wichtigeres mehr, als die Sowjetunion im Weltraum zu besiegen. Kennedy ließ sich von seinen Beratern überzeugen, dass nur ein Flug zum Mond den USA die Chance auf einen Sieg bot. Die NASA hatte bis dahin noch nicht einmal einen Astronauten in die Erdumlaufbahn gebracht, und Kennedy gab der NASA etwas mehr als acht Jahre Zeit, um zum Mond zu fliegen.

Daum: Was musste getan werden, um eine solche Herausforderung umzusetzen?

Aldrin: Die Regierung stellte eine Summe von etwa 25 Milliarden Dollar bereit, und Wissenschaftler, Ingenieure und Industrie entwickelten und bauten die Systeme von den Raketen bis zu den Raumanzügen. Die NASA hatte bis Ende 1966 zehn bemannte Gemini Missionen geflogen, um die technischen Voraussetzungen und Prozeduren für eine Mondlandung zu entwickeln.

Daum: Nun zu Ihrer Person. Wo sind Sie geboren und aufgewachsen? Wurde Ihnen die Fliegerei bereits in die Wiege gelegt?

Aldrin: Geboren und aufgewachsen bin ich in Montclair in New Jersey. Mein Vater war der Sohn eines Ölmanagers, der in den zwanziger Jahren zu den Pionieren der Luftfahrt gehörte. Meine Mutter war die Tochter eines Militärgeistlichen. Interessanterweise war ihr Mädchenname Marion Moon.

Daum: Welche Ausbildungen haben Sie absolviert, und wie war Ihr Werdegang bis zur Bewerbung als Astronaut?

Aldrin: Irgendwann war klar, dass ich zur Fliegerei wollte, und am besten ging das über die Militärfliegerei. 1947 ging ich direkt nach der High School auf die Militärakademie West Point. Nach dem Abschluss 1951 kam ich zur Luftwaffe, und als ich das Pilotenabzeichen erworben hatte, schickte man mich sechs Monate vor Kriegsende nach Korea, wo ich 66 Kampfeinsätze flog. Danach kam ich zur neu gegründeten Akademie der Luftwaffe in Colorado Springs, an der die Offiziere der Luftwaffe ausgebildet werden. Im Anschluss gehörte ich einem Geschwader im westdeutschen Bitburg in der Eifel an. Im Jahr 1959 entschied ich mich gegen die Testpilotenausbildung und beschloss, drei Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu bleiben, um dort zu promovieren. Meine Doktorarbeit schrieb ich über Ankopplungsmanöver (Rendezvous) im All.

Daum: Was hat Sie inspiriert, Astronaut zu werden?

Aldrin: Als ich 1963 meine Doktorarbeit beendete, schrieb ich als Nachsatz: „Den Männern des Astronauten-Programms gewidmet. Ich würde gerne zu ihnen gehören.“ Ich hatte mich bereits 1962 beworben, aber mir fehlte die Testpilotenausbildung, und so wurde ich nicht ausgewählt. Im darauffolgenden Jahr wurden die Vorgaben geändert, und man brauchte keine Testpilotenausbildung mehr. Der Schwerpunkt lag nun stärker auf dem akademischen Hintergrund. Ich wurde im Oktober 1963 ausgewählt, einen Monat vor der Ermordung John F. Kennedys.

Daum: Sie wurden für die 3. Astronautengruppe der NASA ausgewählt. Welche Erwartungen hatten Sie?

Aldrin: Wir Neulinge hofften während des Gemini Programms, unsere Chance für eine Mission zu bekommen. Wir hatten es geschafft, in das Astronautenkorps aufgenommen zu werden, da wir die Besten bei der Air Force und der Navy gewesen sind. Es waren aber nur zehn Gemini Missionen geplant, und daher war jede Mission begehrt. Die meisten Astronauten waren Testpiloten, und ich war auch noch der einzige Astronaut mit einem akademischen Titel. Meine Kollegen gaben mir den Spitznamen Dr. Rendezvous, da ich mir ein großes Fachwissen über das Rendezvous im All erworben hatte. Ich dachte, dass es mir zur Nominierung für eine Mission hilfreich sein könnte, aber daraus wurde nichts. Alle Erstbesatzungen waren für die Gemini-Missionen ausgewählt, und ich gehörte zu keiner von ihnen.

Daum: Durch tragische Umstände wurden Sie doch noch für eine Gemini-Mission ausgewählt. Wie kam es dazu?

Aldrin: Im Februar 1963 kam die Erstbesatzung von Gemini 9 ums Leben, als ihr T-38-Trainingsflugzeug während eines Schneesturms über St. Louis abstürzte. Die NASA bestimmte die für Gemini 12 vorgesehene Erstbesatzung, Stafford und Cernan, als Ersatz, und Jim Lovell und ich wurden für den letzten Gemini-Flug eingeteilt.

Daum: Beschreiben Sie Ihre Aufgaben und Erfahrungen bei Ihrer ersten Mission.

Aldrin: Da es die letzte Gemini-Mission war, stand auf Jim`s Rücken „The“ und auf meinem „End“. Die fünf Tage mit Gemini 12 im November 1966 waren eine phantastische Erfahrung, deren Höhepunkte für mich die drei Weltraumspaziergänge sein sollten. Ich hatte für diese Mission ein langes und hartes Training mit unzähligen Stunden in einem Schwimmbecken absolviert, um die Schwerelosigkeit zu simulieren. Dieses Trainingsprogramm hatte ich selbst eingeführt, und es zeigte seine Wirkung bei meinen erfolgreichen Ausstiegen. So konnte ich mehr als fünf Stunden draußen bleiben, ohne in Schwierigkeiten zu kommen oder zu ermüden.

Daum: Wie waren Ihre Chancen, nach dem erfolgreichen Abschluss des Gemini-Programms bei Apollo eingesetzt zu werden?

Aldrin: Die Erfahrungen, die ich bei Gemini gesammelt habe, gaben mir die Chance, für einen der ersten Apollo Flüge ausgewählt zu werden. Es waren noch sehr viele Testflüge geplant, und es gab noch zu viele Unwägbarkeiten, daher konnte noch keiner aus dem Astronautenkorps damit rechnen, für eine Besatzung ausgewählt zu werden, die auf dem Mond landen sollte.

Daum: Das Apollo-Programm begann mit einem herben Rückschlag, und der Mond rückte sozusagen in weite Ferne. Was passierte genau bei Apollo 1?

Aldrin: Die erste ausgewählte Apollo Besatzung, Gus Grissom, Ed White und Roger Chaffee, erstickte am 27. Januar 1967, als während eines simulierten Countdowns, infolge eines Kurzschlusses, Feuer in der Kapsel ausbrach. Es war ein grausames Unglück und ein schwerer Rückschlag für das Mondprogramm. Es schien, als hätten wir das Wettrennen mit den Sowjets in diesem Moment verloren. Das Feuer in der Kapsel, so tragisch es auch war, gab der NASA die Zeit, um gravierende Mängel der Kommandokapsel zu beheben, sowie Probleme mit der Mondfähre zu lösen. Mit ziemlicher Sicherheit hat dieses Feuer es erst ermöglicht, sicher auf dem Mond zu landen.

Daum: Erst im Oktober 1968 startete mit Apollo 7 die erste Apollo-Mission. Hielten Sie eine Mondlandung bis zum Ende des Jahrzehnts zum damaligen Zeitpunkt noch für möglich?

Aldrin: Nein, absolut nicht! Ich hätte nicht darauf gewettet, dass eine Mondlandung nach nur vier kurz aufeinander folgenden Apollo Flügen möglich sein würde. Im Oktober 1968 flog dann Apollo 7 und im Dezember Apollo 8, der zweite Flug mit der Kommandokapsel und der erste bemannte Flug mit der Saturn V. Bereits Apollo 8 bemannt zum Mond zu schicken war ein sehr gewagtes Unterfangen. Neil Armstrong und ich gehörten zur Reserve-Besatzung. Im Januar 1969 wurden Neil Armstrong, Michael Collins und ich für den ersten Versuch einer Mondlandung ausgewählt. Zu diesem Zeitpunkt war noch gar nicht klar, ob die Landung unsere Aufgabe sein würde. Die Mondfähre war noch nie mit einer Besatzung geflogen worden, und es wurde noch nie ein Rendezvous von zwei Raumfahrzeugen im Mondorbit durchgeführt. Ebenso wurde der Raumanzug, der speziell für den Einsatz auf dem Mond entwickelt wurde, noch nie im Weltraum getestet. Diese Aufgaben sollten bei Apollo 9 und 10, im März und Mai 1969, gelöst werden. Hätte es bei diesen Flügen irgendwelche Probleme gegeben, dann hätten wir die noch ausstehenden Aufgaben durchführen und die Mondlandung einer späteren Besatzung überlassen müssen. Doch die beiden Missionen verliefen erfolgreich, und somit waren wir die erste Besatzung, die eine Mondlandung durchführen sollte.

Daum: Am 16. Juli 1969 war es dann soweit. Beschreiben Sie bitte den Start.

Aldrin: Der Countdown verlief reibungslos. Die Rakete fing leicht an zu vibrieren, als sich die Ventile öffneten, um die Haupttriebwerke mit Treibstoff zu versorgen. In diesem Moment, etwa 9 Sekunden vor dem Start, zündeten die fünf Haupttriebwerke, und die Vibration wurde immer stärker, bis wir abhoben. In der ersten Flugphase wurden wir mit dem 4-fachen unseres Körpergewichts in die Sitze gepresst, und nach Zündung der zweiten Stufe wurde der Flug etwas ruhiger, da die Erdanziehungskraft immer mehr nachließ. Nachdem die erste und zweite Stufe ausgebrannt waren, brachte uns die dritte Stufe in die Erdumlaufbahn.

Daum: Nachdem Sie die Erdumlaufbahn verlassen hatten, welche Aufgaben standen dann auf dem Weg zum Mond bevor?

Aldrin: Das Wichtigste war das Wende- und Andockmanöver, das von Michael Collins durchgeführt wurde. Er drehte die Kommandokapsel um 180°, koppelte an die Mondfähre und zog diese aus der dritten Stufe heraus. Der Einschuss zum Mond war so präzise, dass wir weniger Kurskorrekturen vornehmen mussten als geplant.

Daum: Die Einheit aus Kommandokapsel und Mondfähre flog in einer Umlaufbahn von etwa 110 Kilometern Höhe. Wie erfolgte der Abstieg zur Mondoberfläche?

Aldrin: Wir trennten uns von der Kommandokapsel Columbia und führten ein Manöver auf der erdabgewandten Seite durch. Ein kurzer Antriebsschub aus dem Landetriebwerk der Mondfähre brachte uns zum niedrigsten Punkt unserer Umlaufbahn in 15 Kilometern Höhe. Gleich darauf, als wir aus dem Mondschatten heraus kamen, sollten wir das Triebwerk für den geplanten, zwölf Minuten dauernden, Abstieg zur Mondoberfläche noch einmal zünden. Beim Austritt aus dem Mondschatten brauchten wir schnell Kontakt zur Erde, aber die Funkverbindung war undeutlich und abgehackt. Das Missionskontrollzentrum entschied, alle Daten und Freigaben für uns über Mike Collins in der Kommandokapsel an uns weiterzuleiten.

Daum: Die kritischste Phase war nun der Landeanflug zur Mondoberfläche. Die Ereignisse haben sich überschlagen. Was passierte, und stand die Mission kurz vor einem Abbruch?

Aldrin: Neil Armstrong startete das Triebwerk, und ich behielt die Daten unseres Bordcomputers im Auge. Wir flogen schräg vorwärts in der Mondfähre, und das Triebwerk rumpelte leise im Vakuum des Weltraums. Nach einigen Minuten richtete der Bordcomputer die Mondfähre nach vorne aus, und wir konnten langsam die Mondoberfläche aus dem Fenster sehen. Jetzt schaltete sich das Landeradar ein und fütterte den Bordcomputer kontinuierlich mit Daten über Höhe und Geschwindigkeit. Als ich einen Befehl in den Computer tippte, schrillte plötzlich in unseren Kopfhörern ein Alarm. Auf dem Bildschirm des Bordcomputers leuchteten die Ziffern 1-2-0-2. Wir wussten in dem Moment nicht, was dieser Alarm zu bedeuten hatte, und standen kurz vor einem Abbruch. Im Missionskontrollzentrum wurde fieberhaft wegen des Alarms gearbeitet. Ein junger Ingenieur im Kontrollzentrum erinnerte sich, dass es im Vorfeld in Simulationen ähnliche Probleme gegeben hatte. Der Bordcomputer war von zu vielen Aufgaben überlastet, und daher konnte er uns die Freigabe zum Weitermachen erteilen.

Daum: Nach dieser heiklen Phase gab es kein Zurück mehr. Wie haben Sie die letzte Phase der Landung erlebt?

Aldrin: Durch das kleine dreieckige Fenster konnte ich unser Landegebiet sehen. Ich konzentrierte mich darauf, für Neil und das Kontrollzentrum kontinuierlich die Daten über Flughöhe, Geschwindigkeit und Landezeitpunkt mitzuteilen. In etwa 300 Metern Höhe sahen wir direkt vor uns einen großer Krater übersät mit großen Felsbrocken. Neil schaltete auf Handsteuerung um und flog über den Krater hinweg. Das dauerte länger als bei allen Simulationen und verbrauchte mehr Treibstoff. Unser Treibstoff reichte nur für einen Landeanflug, und dieser ging mittlerweile zur Neige. Plötzlich hatten wir ein Warnlicht, das uns anzeigte, dass wir nur noch für 90 Sekunden Treibstoff hatten. Wir schwebten in etwa 80 Metern Höhe, und Neil hatte das Triebwerk gedrosselt. Während die Mondfähre langsam nach unten ging, wirbelte das Landetriebwerk auf einmal Staub auf. Daraufhin drosselte er nochmals die Geschwindigkeit. Plötzlich leuchtete vor mir auf der Instrumententafel das blaue Licht „Mondkontakt“ auf. Das war das Signal, auf das wir gewartet hatten. Als die drei Metallsonden am Landegestell Kontakt gemeldet hatten, schaltete Neil das Triebwerk ab, und wir setzten sanft auf.

Daum: Wie fühlten Sie sich, und was geschah dann?

Aldrin: Dann war es einen Moment lang ganz still, als Neil und ich uns ansahen und uns fast ehrfürchtig die Hände schüttelten. Neil meldete nach Houston „Hier ist das Meer der Ruhe, der Adler ist gelandet“. Uns verblieb noch Resttreibstoff für ganze 15 Sekunden.

Daum: Wie ging es dann weiter, nachdem Sie aus Houston die Freigabe erhielten, auf der Mondoberfläche bleiben zu können?

Aldrin: Wir haben zuerst die Systeme in der Mondfähre, die wir nicht mehr benötigten, abgeschaltet. Angesichts der Bedeutung des Ereignisses hatte ich mir etwas Zeit für eine stille Andacht genommen und die heilige Kommunion gefeiert. Eine geplante Schlafpause wurde gestrichen, und nachdem wir etwas gegessen hatten, begannen wir mit den Vorbereitungen für den Ausstieg. Wir steckten in unseren Raumanzügen, und nach der Freigabe aus Houston öffnete ich das Ventil, und der Sauerstoff entwich aus der Kabine. Ich öffnete die Luke, und Neil stieg als Erster aus. Nachdem er eine erste Bodenprobe gesichert hatte, folgte ich ihm 18 Minuten später. Bevor ich herunter kletterte, zog ich die Luke ein Stück zu, und als ich das tat, sagte ich im Scherz zu Neil „Ich wollte auf Nummer sicher gehen, dass ich uns nicht aussperre“. Neil lachte und meinte „Gute Idee“.

Daum: Was war das für ein Gefühl, als Sie die Leiter herabgestiegen sind?

Aldrin: Ich kletterte vorsichtig die neun Sprossen der Leiter hinunter, und als ich die unterste erreicht hatte, sprang ich auf den Teller des Landefußes. Ich stand im Schatten der Mondfähre und blickte hinaus in die Landschaft von strahlender Klarheit. Da es keine Atmosphäre gibt, waren die Umrisse von Felsbrocken am Horizont genauso deutlich wie die Steine vor meinen Füßen zu erkennen. Ich dachte in diesem Moment „Welch eine prächtige Einöde“, und dann setzte ich meinen Fuß auf die Mondoberfläche. Ich brauchte ein paar Minuten, um mich an die geringere Schwerkraft zu gewöhnen. Auf der Erde wog ich etwa 350 Pfund, doch hier oben wog ich nur knapp 60 Pfund.

Daum: Wie war die Beschaffenheit der Mondoberfläche?

Aldrin: Als ich auf meine Füße schaute, war ich von dem Staub sehr fasziniert. Er war fein wie Puder, und jeder Schritt wirbelte eine Unmenge davon auf. Um die Beschaffenheit zu dokumentieren, machte ich ein Foto von einem Fußabdruck mit meinem Stiefel daneben.

Daum: Welche Aufgaben standen auf der Mondoberfläche auf dem Programm, die Sie und Neil Armstrong zu erfüllen hatten?

Aldrin: Zuerst enthüllten wir eine Gedenktafel am Landegestell der Mondfähre. Danach machte ich Fotos von dem Krater, den das Triebwerk bei der Landung verursacht hatte, und von einigen Bereichen der Mondfähre. Wir mussten all diese Dinge dokumentieren, da die Mondfähre durch die Landung beschädigt worden sein konnte. Wir bauten anschließend wie vorgesehen die Experimente auf. Neil baute einen Laserreflektor auf, und ich stellte dann noch eine Folie zur Messung des Sonnenwindes auf.

Daum: Haben Sie etwas auf dem Mond zurückgelassen? Wenn ja, was?

Aldrin: Wir hinterließen ein Päckchen mit einer Reihe symbolischer Gegenstände. Unter anderem einen goldenen Olivenzweig, der mir sehr viel bedeutete, als Symbol für den friedlichen Charakter unserer Mission.

Daum: Vor dem Rückstart machten Sie eine ungewöhnliche Entdeckung in der Mondfähre. Um was handelte es sich?

Aldrin: Kurz vor unserer Ruhepause schaute ich auf den Staub am Boden und sah einen abgebrochenen Schalter im rechten Kabinenbereich liegen. Ich schaute nach oben zu der Schalterreihe und stellte fest, dass es der Triebwerkschalter war. Ich drückte dann später einen Filzstift hinein, um das Triebwerk zu starten.

Daum: Beschreiben Sie bitte, wie Sie den Rückstart von der Mondoberfläche erlebt haben.

Aldrin: Als wir vom Kontrollzentrum die Freigabe für den Start erhielten, sagte ich spontan „Houston, wir sind die Nummer 1 auf der Startbahn“. Der Aufstieg erfolgte mit einem sanften und gleichmäßigen Schub mit dem fest eingestellten Triebwerk, an dem wir nichts regulieren oder drosseln konnten. Ich konnte gerade noch erkennen, wie die US-Flagge in den Staub kippte. Wir erreichten den Orbit, und etwa drei Stunden nach dem Start leiteten wir das Rendezvous mit Michael Collins ein. Beim Andocken gab es einen kleinen Ruck, wir öffneten die Luke und krabbelten in die Kommandokapsel. Wir brachten die Gesteinskisten hinüber, nahmen ein paar Dinge aus der Mondfähre mit und steckten sie uns als Souvenirs in die Taschen.

Daum: Wie war der Rückflug und die Landung auf der Erde?

Aldrin: Nachdem wir die Mondfähre abgetrennt hatten, die dann einige Tage später auf dem Mond zerschellte, machten wir uns auf den Heimweg. Als wir auf der Rückseite des Mondes waren, zündeten wir das Triebwerk und nahmen Kurs zur Erde. Nach knapp zwei Tagen Rückflug landeten wir im Pazifischen Ozean. Wir mussten dann bereits in der Kapsel Isolationsanzüge anziehen, da man befürchtete, dass wir Bakterien vom Mond hätten einschleppen können. Wir begaben uns dann auf dem Bergungsschiff zuerst in die Quarantänestation und später, als wir in Houston ankamen, in das Lunar Receiving Laboratory. Die Quarantäne dauerte knapp drei Wochen.

Daum: Wann glauben Sie, wird es die nächste bemannte Mission zum Mond geben?

Aldrin: Ich schätze, dass im Jahr 2020 wieder Menschen den Mond betreten werden. Eventuell auch ein Jahr früher, dann wäre es 50 Jahre nach meiner und der ersten Landung von Apollo 11.

Gerhard Daum, Raumfahrt-Journalist, führte das Interview mit Buzz Aldrin im April 2008 im Johnson Space Center in Houston, Texas.