Aus den Weiten des Weltalls in »Bares für Rares – Sammlerstücke«

tor: Dr.-Ing. Helmut Warth

Eben noch auf dem »Mond«, Sekundenbruchteile später im Technik-Museum Speyer und gleich darauf in einem Haus in Südhessen. Auf einen wilden Ritt durch Raum und Zeit hat Moderator Horst Lichter am Sonntag, den 14. November 2021, im neuen »Bares für Rares«-Format »Sammlerstücke« die Zuschauer mitgenommen. Dreh- und Angelpunkt des ersten Beitrags über »Deutschlands Super-Sammler« war die etwa 900 Exponate zählende Raumfahrt-Sammlung von Gerhard Daum, von denen knapp 600 Stücke im Technik Museum Speyer ausgestellt sind.

»Bares für Rares«
Bei der ZDF-Sendung »Bares für Rares« geht es darum, dass Kandidaten ihre Raritäten und Antiquitäten zu einem hohen Preis an die Händler bringen. In der neuen Show »Sammlerstücke« stellt Moderator Horst Lichter nun aber Objekte vor, die unverkäuflich sind. In ganz Deutschland besuchte er deshalb private Sammler, die ihm ihre größten Schätze offenbarten. »Die haben Sammlungen, die sind so unglaublich – die wollte ich immer schon mal gerne sehen«. Und genau darum geht es bei »Sammlerstücke«, erklärt Lichter zu Beginn der Show.

Moderator Horst Lichter steckt in einem Raumanzug der NASA in der Raumfahrtaus-stellung »Apollo and Beyond« im Technik Museum Speyer. (Bildquelle: ZDF 2021)

»Eine der weltweit größten Raumfahrtsammlungen«In der ersten Folge der neuen Sendung besucht Lichter den Raumfahrtsammler Gerhard Daum im beschaulichen Riedstadt in Hessen. Der 62-Jährige ist seines Zeichens Raumfahrt-Journalist sowie Direktor und Kurator Europas größter Ausstellung zur bemannten Raumfahrt »Apollo and Beyond«, die sich im Technik Museum Speyer befindet. Daum selbst war beim Start von 55 Space Shuttle Missionen in Cape Canaveral in Florida sowie zwei Sojus Missionen im kasachischen Baikonur als Raumfahrtjournalist live mit dabei. Er beschäftigt sich seit mehr als 50 Jahren mit der bemannten Raumfahrt und hat etwa 900 Raumfahrtexponate in seiner Sammlung. Damit besitzt er eine der weltweit größten Raumfahrtsammlungen, die nur aus originalen Stücken der Missionen sowie von den Astronauten und Kosmonauten besteht. Es handelt sich damit nicht um Souvenirs aus Raumfahrtshops, sondern um zum größten Teil auf Raumfahrtmissionen geflogenen Gegenständen und Ausrüstungsstücken. Gerhard Daum hat zwar eine große Raumfahrtsammlung, bezeichnet sich selbst aber nicht als reinen »Sammler«.

Gerhard Daum zeigt Moderator Horst Lichter seine Exponate im Ausstellungsbereich »Der Mond« im Technik Museum Speyer. (Bildquelle: ZDF 2021)

»Der Beginn der Passion«

»Wie kommt man eigentlich dazu, so etwas zu sammeln?«, möchte Lichter von ihm wissen. »Das begann schon in meiner Kindheit. Mit sieben, acht Jahren habe ich die Gemini-Mission live im Fernsehen erlebt«, berichtet er. Gemini war das zweite bemannte Raumfahrt-programm der NASA in den USA. »Als Erwachsener habe ich dann journalistisch gearbeitet, hatte aber schon als Jugendlicher an Wernher von Braun einen Brief geschrieben«, berichtet er. Von Braun war ein deutscher, später amerikanischer Raketeningenieur und gilt als früher Pionier und Wegbereiter der Raumfahrt, der die bemannten Flüge der Menschheit zum Mond ermöglichte.
»Du hast an Wernher von Braun einen Brief geschrieben und Antwort bekommen?«, fragt Lichter völlig fassungslos. »Ja, allerdings vom Pressechef. Hätte ich keine Antwort bekommen, so würden wir heute hier nicht stehen. Das war eine „schlüsselmomentartige Initialzündung«, antwortet Daum. »Mittlerweile habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht«, fügte er hinzu. Neben Raumfahrtausstellungen und dem Verleih seiner Exponate, ist er Fachberater für Raumfahrt in den TV- und Printmedien, hält Vorträge und vermittelt als Agentur Astronauten und Kosmonauten für Veranstaltungen.

Gerhard Daum (links) und Moderator Horst Lichter im Lunar Roving Vehicle (LRV) im Ausstellungsbereich »Der Mond« im Technik Museum Speyer. (Bildquelle: ZDF 2021

»Wertvolle Raumfahrtschätze«
Er besitzt auch eine 1:1 Nachbildung der Mondfähre, die aus den USA stammt. Zudem hat er in seinem Büro eine ganz besondere Tür. »Ich hatte innerhalb der letzten zwölf Jahre 53 Astronauten und Kosmonauten zu Gast im Technik Museum Speyer, und alle Astronauten und Kosmonauten, die hier waren, haben diese Tür in meinem Büro signiert«, berichtet er und zeigt Lichter die Unterschriften – zum Beispiel die von Buzz Aldrin von Apollo 11, dem zweiten Menschen auf dem Mond oder Gennady Padalka, der mit 878 Tagen im Weltraum der aktuelle Rekordhalter für Langzeitaufenthalte im All ist. »Die Tür ist doch ein Vermögen wert! Niemand wird sie alle auf einer Tür haben«, ruft Lichter begeistert aus. »Wahrscheinlich gibt es in Europa kaum jemanden, der so eine Tür hat«, stimmt Daum ihm zu. Seine Idee mit zur Tür entstammt einer sowjetisch/russischen Tradition. Bevor die Kosmonauten am Starttag ihre Apartments im Kosmonauten-Hotel verlassen, ist es Tradition, die Tür vor der Fahrt ins Kosmodrom Baikonur zu signieren. Gerhard Daum hat es so abgewandelt, dass jeder Astronaut bzw. Kosmonaut, der sein privates Büro besucht hat, die Tür mit seinem Namen und den geflogenen Mission(en) signiert.
Besonders stolz ist er aber auf sein erstes Exponat, das er vor etwa 25 Jahren bekommen hat. »Von Apollo 16, der fünften Landung von Menschen auf dem Mond, stammt eine US-Flagge, die an Bord der Mondfähre auf der Mondoberfläche war«, erklärt er. Diese Flagge erhielt er von Charlie Duke, dem jüngsten und zehnten von zwölf Menschen, die zwischen 1969 und 1972 den Mond betreten haben. Den Preis möchte er zwar nicht verraten, »aber sie ist heute um ein Vielfaches mehr wert«, sagt er. Lichter verrät jedoch, dass solche Objekte bei Auktionen 12.000 bis 20.000 Dollar einbringen können.

»Eines der Highlights des Super-Sammlers «
»Was ist denn dein absolutes Highlight-Stück?«, möchte Lichter schließlich wissen. »Es gibt mehrere, aber eins ist von Apollo 13. Ein Pineapple-Grapefruit-Drink, ein Kaltgetränk vakuumiert in einem Kunststoffbeutel, das mit Apollo 13 um den Mond geflogen ist«, sagt Daum und erklärt, dass auf dieser Mission ein Sauerstofftank im Versorgungsteil des Apollo-Raumschiffs explodierte – 320.000 Kilometer weit von der Erde entfernt. Trotz dieses Unglücks war die Apollo 13 Mission dennoch ein Erfolg, da es sich um die erste Rettungsaktion von Astronauten dieser Art handelte und die drei amerikanischen Raumfahrer wieder lebend zur Erde zurückkamen. »Auf einer Auktion in den USA kann das zwischen 8.000 und 10.000 Euro bringen. Es ist deshalb auch ein besonderes Stück, weil es auf Apollo 13 geflogen ist und die Astronauten hätten vier, fünf, sechs Tode sterben können. Deshalb war es etwas Besonderes, dass von der Mission überhaupt etwas zurückgekommen ist, nicht nur die Astronauten«, so Daum.

Moderator Horst Lichter zeigt den Pineapple-Grapefruit-Drink der an Bord des Apollo 13 Raumschiffs »Odyssey« im April 1970 um den Mond geflogen ist. (Bildquelle: ZDF 2021)

»Auf der ISS für den Bund der Ehe«
Und selbst Daums Eheringe waren im All. »Seit dem Gemini-Programm in den 1960er-Jahren konnten Astronauten persönliche Sachen mit an Bord nehmen. Ein guter Freund ist auf einer 6-Monats-Mission zur Internationalen Raumstation ISS geflogen und hat unsere Ringe mitge-nommen. Sie waren insgesamt 338 Tage, fünf Stunden, 55 Minuten und 35 Sekunden im All«, berichtet er. »5323-mal haben sie dabei die Erde umrundet«, wie er auf eine Frage Lichters antwortete.

»Ulf Merbold`s Sojus Kapsel«
Am Ende sitzen Daum und der ZDF-Moderator in dem Sojus-Raumschiff, mit dem der deutsche Astronaut Ulf Merbold 1994 von der russischen Raumstation Mir zur Erde zurückkehrte. Die Kapsel zählt neben der sowjetischen Raumfähre Buran und dem Bereich »Der Mond« mit einem original-getreuen Nachbau der Apollo 11 Mondfähre, wo die Eingangssequenz der Sendung gedreht wurde, zu den Hauptattraktionen der Ausstellung »Apollo and Beyond«. Lichter ist sichtlich fasziniert von so viel Sammelleidenschaft. »Ach nee, was man alles sammeln kann«, resümiert er zum Schluss.

»Aussagen«
Geschenkt, dass die Sojus TM-19 Kapsel und das sowjetische Spaceshuttle »Buran«, anders als von Lichter behauptet, tatsächlich dem Museum gehören und somit nicht zu Daums eigener Sammlung zählen.

Die Show »Bares für Rares – Sammlerstücke« wurde sonntagsnachmittags im ZDF ausgestrahlt. Es gab insgesamt vier Folgen und in der ersten Sendung am 14. November 2021 wurde der Beitrag über Gerhard Daum ausgestrahlt.

Ausstellung »SpaceTech 2021« auf der Herbstmesse Graz

Ausstellung für Wirtschaft und Industrie, Studenten und Schüler sowie allgemeines Publikum vom 30. September – 4. Oktober 2021 während der Herbstmesse in Graz, Österreich

Die Messe Graz, das Wirtschaftsforum der Führungskräfte Steiermark und die Europäische Weltraumagentur ESA luden zur Ausstellung »SpaceTech 2021« und zu einem Wissenstransfer über den Nutzen der Weltraumwissenschaften für Wirtschaft und Industrie ein. Die Veranstaltung wendete sich sowohl an bestehende und zukünftige Entwickler, wie auch Anwender von Raumfahrttechnologien, sowie an Wissenschaftler und an Meinungsbildner. Die Ausstellung »SpaceTech 2021« im Erdgeschoss der Stadthalle wurde von vielen Tausend Menschen an den fünf Messetagen besucht.

Die Sonderausstellung »SpaceTech 2021« auf 1.200 m² Ausstellungsfläche auf der Grazer Herbstmesse 2021 war dem spannenden Thema Raumfahrt gewidmet und präsentierte nicht nur die eindrucksvollen Missionen zu anderen Himmelskörpern, sondern auch den Nutzen der Weltraumtechnologien für die Menschen.
Am 29. September 2021 fand zum Auftakt eine Pressetermin in der Ausstellung, das Start Side-Event »Weltraum trifft Wirtschaft« sowie ein Netzwerkeventstatt. Am 30. September und 1. Oktober 2021 konnten Schulklassen die Ausstellung kostenlos besuchen und sich bei mehreren Führungen über das Thema Raumfahrt informieren. Außerdem hatten Abiturienten, Studierende sowie Interessenten für Berufsorientierung die Möglichkeit sich über ESA-Ausbildungsprogramme und Karrieremöglichkeiten im Weltraum zu informieren.

Die Exponate, die von Space Consult bereitgestellt wurden, zeigten einen kleinen Ausschnitt aus Europas größter Raumfahrtausstellung »Apollo and Beyond«, die seit 2008 im Technik Museum Speyer zu sehen ist. Die originalgetreuen Nachbildungen der Raumanzüge von Juri Gagarin, der als erster Mensch am 12. April 1961 mit Wostok 1 in den Weltraum geflogen ist sowie von John Glenn, der am 20. Februar 1962 mit Mercury 6 als erster US-Amerikaner die Erde umrundet hat. Ein weiteres Exponat war die originalgetreue Nachbildung des Raumanzuges von Neil Armstrong, Kommandant von Apollo 11 und erster Mensch, der am 21. Juli 1969 den Mond betreten hat. Weitere Exponate waren zwei Stücke des Hitzeschutzschildes der Kommandokapsel von Apollo 8 mit den Astronauten Borman, Lovell und Anders, die erste bemannte Mission die an Weihnachten 1968 den Mond 10 mal umrundet hat sowie ein Pineapple-Grapefruit Drink der an Bord der Apollo 13 Kommandokapsel »Odyssey« geflogen ist. Dieser Drink gehörte zur Verpflegung von Fred Haise, dem Piloten der Apollo 13 Mondfähre »Aquarius«.